Grünes Licht für Primärversorgungszentrum im Linzer Süden
LINZ. Das Projekt ist ein Sonderfall, der aber gestern von der Ärztekammer genehmigt wurde, los gehen soll es bereits im Juli 2025 mit einer Containerlösung.
Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden: Gestern hat die Kurie der Ärztekammer Oberösterreich grünes Licht für die Gründung eines Primärversorgungszentrums im Linzer Süden gegeben. Damit soll eine seit längerem bestehende Versorgungslücke geschlossen werden. Bekanntlich sind dort fünf Kassenstellen unbesetzt, ein weiterer Allgemeinarzt geht im September in Pension.
Mehr zum Thema: "Primärversorgungszentrum im Linzer Süden würde die Lage entspannen"
Die neue Primärversorgungseinheit (PVE) könnte bis zu 10.000 Patienten versorgen. Angesichts der großen Stadtentwicklungsprojekte auf dem ehemaligen Kasernenareal und den Sommergründen, wo in den nächsten Jahren rund 3000 Wohnungen entstehen sollen, scheint das auch bitter nötig.
Drei Ärzte aus Enns gründen PVE in Ebelsberg
Gegründet wird die PVE von drei Veteranen. Wolfgang Hockl, Katharina Winkler und Andreas Rinnerberger sind bereits im PVE Enns tätig. Die Idee der drei erfahrenen Ärzte ist, die Gründungs- und Aufbauarbeit zu leisten und dann binnen drei bis fünf Jahren an jüngere Kollegen zu übergeben. Auch als Gesellschafter werden sie sich dann zurückziehen. Hintergrund ist, dass viele junge Ärzte zwar gerne in einer PVE arbeiten würden, aber vor der Gründung zurückschrecken. "Für die Gründung eines PVEs braucht es viel Know-how, von der Personalführung bis zur Betriebswirtschaft, das lernen wir einfach nicht in unserem Studium", sagt Johanna Holzhaider, Kurienobmann-Stellvertreterin für Niedergelassene Ärzte. Im PVE Enns sind aktuell 45 Personen beschäftigt.
Sieben Jahre Erfahrung
Über dieses Know-how und vor allem die Erfahrung verfügen die Ennser Kollegen, die ihr PVE 2017 eröffnet haben - damals das erste in Oberösterreich. "Wir haben viel gelernt in all den Jahren und viele Dinge im Kopf, die wir heute anders machen würden", sagt Hockl. Die Versorgung in Enns wird sich nicht verschlechtern, es wird aber mehr Arbeit für die Ennser Kollegen sein, bis die neuen in Linz eingearbeitet sind. Interessenten gibt es laut Hockl schon. Die Geschäftsführung übernimmt mit Wolfgang Gruber kein Unbekannter, er leitet unter anderem die kaufmännischen Geschicke der PVE Enns.
Lesen Sie auch: Eilige Suche nach Grundstück für Ärztezentrum im Linzer Süden
Die gestrige Entscheidung der Kurie der Ärztekammer war deshalb nötig, weil Ärzte eigentlich maximal eineinhalb Kassenstellen besetzen dürfen, nicht zwei - außer sie bekommen eben den Sanktus der Kammer. Formal braucht es noch die Bewilligung durch die ÖGK, diese gilt jedoch als sicher.
Übergangslösung in Containern ab Juli 2025
Bezüglich eines Standortes für die PVE halten sich die Gründer noch bedeckt. Am wahrscheinlichsten ist aus heutiger Sicht, dass die PVE auf dem ehemaligen Kasernengelände in Ebelsberg Platz findet, wo gerade die alten Kasernengebäude saniert und für Wohnnutzung adaptiert werden. Um möglichst früh starten zu können - geplant ist der 1. Juli 2025 - wird es für den Übergang eine Containerlösung geben. Gespräche mit dem Grundeigentümer, der WSF Privatstiftung, dürften gut verlaufen.
Mehr zum Thema: Primärversorgungszentren: Ein Erfolgsmodell mit kleinen Schönheitsfehlern
Von einer "Erfolgsstory" sprechen Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser und der Vorsitzende des Landesstellenausschusses in der ÖGK, Albert Mahringer. "Hockl hat in Enns bewiesen, dass es funktioniert", sagt Mahriger. Niedermoser betont, dass das gemeinsame und bedächtige Vorgehen von Ärztekammer und ÖGK diesen Erfolg möglich gemacht hat. Zurufe aus der Politik findet er entbehrlich. Letztlich seien es engagierte Ärzte, die die Gründung einer PVE vorantreiben.
Gebündelte Kompetenz
In einer PVE ist ein Team von Allgemeinmedizinern und anderen Gesundheits- und Sozialberufen für die Patienten da. In der Regel sind Fachkräfte aus den Bereichen Ergo-, Physio- und Psychotherapie, Logopädie, Psychologie, Diätologie und Sozialarbeit am selben Standort beschäftigt. PVE haben einen Kassenvertrag mit allen gesetzlichen Krankenversicherungen. Aktuell gibt es in Oberösterreich elf Primärversorgungseinheiten, darunter drei in Linz: das PVE in der Grünen Mitte, die "Hausärzte am Domplatz" und seit Jahresbeginn mit den "Kinderärzten am Domplatz" das erste Primärversorgungszentrum für Kinder- und Jugendheilkunde außerhalb Wiens. Ein PVE für den Linzer Süden war in den letzten Jahren bereits 22 Mal ausgeschrieben – bislang erfolglos.
Im Hintergrund mitgeholfen hat die Ebelsberger Gemeinderätin Michaela Sommer (VP). Sie freut sich, dass es nun geklappt hat. "Es ist wirklich wichtig, dass wir das bekommen, man sieht, dass sich Hartnäckigkeit auszahlt". Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FP) hat laut eigenen Angaben mit der WSF-Privatstiftung über die Errichtung eines großen Gesundheitszentrums beraten. "Es steht zwar noch in den Anfängen, aber ich bin mir sicher, dass wir mit Gründung eines PVZ im Süden vielen Linzerinnen und Linzern ihre Sorgen nehmen können", sagt Raml.