"Lebhafte Diskussion": Masterplan fürs Univiertel erhitzt weiter die Gemüter
LINZ. Bei der Ausstellungseröffnung zum aktuellen Projektstand wurde am Mittwoch an der JKU viel Kritik an den Umwidmungsüberlegungen geübt.
Eigentlich hatte sich Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SP) die gestrige Ausstellungseröffnung an der JKU rund um die Präsentation zum aktuellen Projektstand des Univiertel-Masterplans anders vorgestellt. Seine Idee von Kleingruppendiskussionen bei den Infotafeln stieß bei den Teilnehmern jedoch auf wenig Gefallen. "Deshalb haben wir das Format geändert", sagt Prammer - eine "lebhafte Diskussion" mit dem gesamten Publikum war die Folge.
Für viele Teilnehmer bot der Mittwochabend Gelegenheit, ihren Unmut über besagten Masterplan zu äußern, diesem verliehen sie mit Tafeln und Botschaften wie "Bäume statt Beton" und "Ihr verbaut unsere Zukunft" Nachdruck. Besagtes Konzeptpapier soll Flächen für die künftige Ansiedelung von Bildungseinrichtungen und Firmen definieren. Damit stehen potenzielle Umwidmungen im Ausmaß von knapp 10 Hektar im Raum, 5,4 Hektar davon sind für die neue Digital-Uni vorgesehen. Die Neuwidmungen abseits der Digital-Uni sind im Umkreis eines als Tabu-Zone definierten Streifens (siehe Grafik) zu finden.
- Mehr Hintergründe lesen: Masterplan Univiertel: Streit um Grüngürtel geht in die nächste Runde (OÖNplus)
Der Tenor unter den Teilnehmern war klar: Von unnötiger Verbauung und Bodenverbrauch war die Rede, von schädlichen Auswirkungen auf die Biodiversität und die Lebensqualität im Stadtteil. Die Sorge vor noch mehr Stau ist groß, das Verkehrsproblem bleibe ungelöst, bei der geplanten Stadtbahn sei vieles unklar, sehen viele Anrainer auch hier große Probleme. "Das ist keine Bürgerbeteiligung, es wird nur informiert", waren einige auch mit dem Vorgehen der Stadt unzufrieden.
Von der Grünen Jugend kommt ebenfalls Kritik. „Die SPÖ, die mit dem Bau der Digitaluni die Wissenschaft fördern will, missachtet grundlegende Forschungsergebnisse. Denn Wissenschaft und Forschung sind sich einig: Mit jedem Quadratmeter versiegelten Boden wird unser Planet weiter zerstört und die Städte heizen sich noch extremer auf. Wäre der Linzer SPÖ die Lebensqualität der Menschen nur halb so wichtig wie die Interessen der Industriellen, würde sie von diesem Projekt Abstand nehmen“, sagt Daria Danner, Sprecherin der Grünen Jugend Oberösterreich.
Als scharfe Kritiker des Vorhabens gelten auch die Linzer Grünen, die wie berichtet, gemeinsam mit Partnern bereits am Dienstag zu einem großen Vernetzungstreffen zum Erhalt des Grüngürtels geladen haben. „Dass immer mehr Menschen für den Schutz des Grüngürtels aufstehen und klar sagen, dass die geplante Umwidmung von 100.000 Quadratmeter in neues Bauland so nicht passieren darf, ist ein ermutigendes Signal", sagt Klimastadträtin Eva Schobesberger. Auch die Freiheitlichen treten entschieden gegen die Umwidmungsabsichten auf.
"Habe mit Widerstand gerechnet"
Er habe mit Widerstand und Kritik gerechnet, sagt Planungsstadtrat Prammer in OÖN-Gespräch - überrascht habe ihn, dass die geplante IT:U so stark im Zentrum der Kritik gestanden sei. Nicht alle Fragen hätten zufriedenstellend beantwortet können - zum einen, weil der Masterplan noch nicht fertig sei, zum anderen weil er bei manchen schlicht und ergreifend der falsche Ansprechpartner sei (Stichwort Standortwahl Digital-Uni). Er habe "Rede und Antwort gestanden", so weit das möglich gewesen sei.
Die Kritik der Grünen kann Prammer hier absolut nicht nachvollziehen, schließlich hätten die Grünen sowohl auf Bundes- als auch Landesebene für die 15a-Vereinbarung der Digital-Uni zwischen Bund und Land gestimmt. Darin sei der Standort der IT:U mit dem Areal bei der JKU bereits klar definiert gewesen.
Eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Stadtviertels sei ohne den Masterplan nicht möglich, sagt Prammer, die klimatologischen Auswirkungen würden genau untersucht. Den Vorwurf einer "Alibi"-Bürgerbeteiligung wies er zurück, alle Teilnehmer hätten Gelegenheit schriftlich ihre Anregungen und Anmerkungen zum Konzept einzubringen (die Veranstaltung läuft noch bis heute Abend), diese würden in der weiteren Ausarbeitung berücksichtigt.
Der Termin war nur Insidern (wie Anrainern mittels Postwurf) bekannt, öffentlich auf Linz.at war da nichts verlautbart.
Angeblich gibt es irgendwo am Unigelände noch 2 Wochenlang die Ausstellung dazu, nur wo???
Wenn man schaut, was für Flächen in OÖ täglich zubetoniert werden, sind diese paar Hektar auch schon egal.
Die Erweiterung der Universität hat gesellschaftliche Relevanz, im Gegensatz zu Supermarktparkplätzen. Außerdem ist dieses Gebiet dort sowieso durch viel Verkehr kein Naturzschutzgebiet.
Stoppt die Betonierung von Supermarktparkplätzen und ermöglicht gesellschaftlich relevante Bauvorhaben.
Uni ja, aber nicht dort. PostCity oder die ehemalige Kunstuni in der Reindlstraße wären zentrale Alternativen.
Auch ein Betriebsbaugebiet muss nicht sein.
Manche haben's noch immer nicht geschnallt! 'Eh' schon alles egal, mach ma weiter so' klingt für mich genau so intelligent und verantwortungsbewusst wie die Politiker, die - mangels eines echten Masterplans - einfach mal das Grünland unserer Kinder und Enkel - 'im öffentlichen Interesse' zubetonieren wollen, ohne sich wirklich Gedanken über Alternativen, Bedarf und Auswirkungen (siehe Publikumsdiskussion mit Stadtrat Prammer in der JKU) gemacht zu haben ...
Prammer konnte gestern engagierte und besorgte Bürger/Anrainer jeden Alters weder überzeugen, noch beruhigen. Einziger erkennbarer 'Masterplan': großflächige Umwidmung Grünland im Frischluftkorridor der Stadt mit K.O.-Argument 'Im Öffentlichen Interesse' für 'Linzer Lugner City' durchzuboxen (a la Minigolf Aloisianum, Mengerstraße, Fabasoft). Stadt Linz hat laut Prammer KEINE Alternativ-Standorte (z.B. PostCity) geprüft, das sei - soweit überhaupt erfolgt - Sache der Bundesimmo-Gesellschaft (!). Prammer konnte keine Angaben zu Zusatzverkehr, Studentenzahlen, Frischluftauswirkungen, max. Grünflächenverbrauch u. Verbauungsstruktur machen. Aussagen von BM Klaus Luger (Krone 11/2023 - Linzer Grüngürtel sei sakrosakt, kein Quadratmeter wird umgewidmet) kennt Prammer nicht. Und zu katastrophalem Rechnungshof-Klimabericht Linz 07/2021 (Grünflächen-Schlusslicht der Landeshauptstädte, fehlende Klimakonzepte, nur absolut notwendige Umwidmungen): leere Politiker-Phrasenschleifen - ich gehe.
Die TeilnehmerInnen standen fast alle der Digitaluni positiv gegenüber. Nur der Standort passt nicht. Prammer hat KEINE anderen Standorte geprüft sondern hat nur den Wunsch der Bundesimmobiliengesellschaft (Bauträger) befolgt die Uni im Grüngürtel zu errichtet. Herr Prammer verhält sich wie ein Planer der B.I.G. und nicht wie es ein Linzer Planungsstadt tun sollte: Dem Wohl, Zukunft und Zukunft aller Linzer zu dienen.
Mir graut, dass dieser Luger-Parteisoldat der Nachfolger des "Bürger"meisters wird
Wirklich unglaublich schade, dass die Digitaluni nicht in Wels angesiedelt wird
Also ich verstehe das nicht. Man weiß ja heute, dass es nicht optimal war, die JKU samt ihren Studenten auf die grüne Wiese mehr oder weniger in ein Wohnviertel zu stellen. Kaum Gastro, kein Nachtleben, für Studenten nicht sehr interessant. Man hat die Studenten sozusagen an den Stadtrand ausgelagert und das ist in Linz auch spürbar. Linz ist nicht wirklich Studentenstadt.
Dafür will man jetzt die Digital-Uni neben die JKU hinstellen, Firmen ansiedeln etc. und dafür den Grüngürtel sozusagen anknabbern? Gibts in Linz keine anderen Plätze für Firmenansiedlungen als den Grüngürtel? Echt jetzt?
Nein, gibts nicht. Weil Platz ist immer nur dort, wo noch nichts anderes steht, und das ist am Stadtrand.
So ein scheiß. In Linz gibts genug versiegelte unbenutzte Flächen, die man für die Digital Uni oder Betriebsansiedlungen verwenden könnte (Post City wurde sogar im Bericht erwähnt). Man zieht diese nur nicht in Betracht, weil man hier vorher erst Gebäude und Infrastruktur entfernen müsste, bevor man neue errichtet (was aber offenbar für die tolle neue A26 kein Problem zu sein scheint).
Für die Digitaluni in der ehem. Postcity gibt bereits ein tolles Projekt der Architektur an der Kunstuni Linz samt dazu gehöriger Webseite!
Da wird nicht alles abgerissen, sondern bestehende Betonbauten integriert und eben erweitert.
Somit sehr sinnvoll.