Fortgesetzte Gewaltausübung? Staatsanwalt bezeichnet Angeklagten als "Familientyrann"
RIED. Wegen des Verbrechens der fortgesetzten Gewaltausübung musste sich am Freitag ein 50-jähriger Kosovare im Landesgericht Ried verantworten. Die Verhandlung musste am Nachmittag vertagt werden, da der Beschuldigte ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Staatsanwalt Alois Ebner wirft dem bisher unbescholtenen Mann, der zuletzt im Bezirk Braunau lebte und derzeit in der Justizanstalt in Ried in Untersuchungshaft sitzt mehrfache Verbrechen der fortgesetzten Gewaltausübung vor. „Man kann den Angeklagten durchaus einen Familientyrannen nennen. Er hat seine Frau, die drei Töchter und den Sohn immer wieder geschlagen, beschimpft, bedroht, gequält, eingesperrt und genötigt“, sagt Ebner. Es handle sich um unzählige Übergriffe. Laut Ebner habe es gewalttätige Übergriffe mit Eisenstangen und Schraubenzieher gegeben. "Er hat über viele Jahre das Familienleben durch Gewalt bestimmt", sagt Ebner.
Der Verteidiger wiederum hob hervor, dass sein Mandant bisher unbescholten sei und keineswegs nur schlechte Seiten habe. Der Angeklagte erklärte zu Beginn seiner Befragung, dass er sich teilweise geständig verantworten werde. "Ich entschuldige mich, dass ich einen Fehler begangen habe", sagte der 50-Jährige, der im Mai 2021 festgenommen wurde. Er habe lediglich Ohrfeigen verteilt und geschubst. Mit der Faust oder Gegenständen habe er seine Familie nicht geschlagen, so der Angeklagte zu Beginn der Befragung durch die vorsitzende Richterin Leonie Paischer.
Als Gutachterin ist die renommierte Psychiaterin Adelheid Kastner geladen. Laut Ebner sei diese zum Schluss gekommen, dass es sich beim 50-Jährigen um einen gefährlichen, narzistischen und dominanzorientierten, aber zurechnungs- und schuldfähigen Mann handle. Es bestehe eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit von neuerlichen Übergriffen, sollte er auf freiem Fuß bleiben. Aus diesem Grund wird das Gericht auch über eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher entscheiden.
Der Prozess wurde am Freitagnachmittag vertagt. Nach der Mittagspause um kurz vor 14 Uhr fiel der Beschuldigte langsam von seinem Stuhl. Die herbeigerufene Rettung versorgte den Mann und brachte ihn zur Abklärung ins Spital. Voraussichtlich wird der Prozess am kommenden Freitag fortgesetzt.