"Lawinenwarnstufe 3 ist gefährlichste"
SALZKAMMERGUT. Das jüngste Lawinenunglück am Arlberg hat einmal mehr aufgezeigt, dass ausgerechnet die mittlere der insgesamt fünf Lawinenwarnstufen als die tückischste gilt.
Die Salzkammergut-Nachrichten unterhielten sich mit einigen Lawinenkundigen und Bergrettern, die unisono derselben Auffassung sind: Die Lawinenwarnstufe 3 sei deshalb als die gefährlichste anzusehen, weil sie am meisten unterschätzt werde. Die Gefahreneinschätzung von Lawinenabgängen wird in der Europäischen Gefahrenskala mit den Stufen 1 (gering), 2 (mäßig), 3 (erheblich), 4 (groß) und 5 (sehr groß) klassifiziert. Während bei 1 keine spontanen Lawinen zu erwarten sind, ist bei 5 in Skigebieten kein sicherer Betrieb mehr möglich, da spontan zahlreiche große Lawinen, und das auch in nur mäßig steilem Gelände, zu erwarten sind. "Bei den Stufen 1 und 2 kann man unter Einhaltung der gebotenen Vorsicht und mit einiger Erfahrung grundsätzlich problemlos Skitouren unternehmen", sagt ein Traunkirchner Bergrettungs-Mitglied. "Bei 4 und 5 geht sowieso kein vernünftiger Mensch. Und 3 wird leider oft gravierend unterschätzt, daher passieren gerade bei dieser Warnstufe die meisten Unfälle mit Toten und Verletzten."
Ein Gosauer Alpinpolizist und Bergretter ergänzt diese Ansicht mit einem interessanten Faktum: "Das ist nicht so wie beim Schulnotensystem. Die Stufe 3 birgt nämlich praktisch die doppelte Gefahr der Stufe 2. Die Gefahr steigt also nicht linear nach oben, sondern exponentiell. Somit ist also der Dreier nicht nur ein bisschen gefährlicher als der Zweier, sondern eben – wie bei der Messung von Erdbebenstärken – doppelt so gefährlich."
Die aktuelle Lawinenproblematik in den Bergen des Salzkammerguts wird vom Land Oberösterreich aktuell als gering (Stufe 1) eingestuft. Vereinzelt, lokal und kleinräumig seien nur in den Hochlagen ältere, dünn überdeckte Triebschneeablagerungen vorhanden. Eine Auslösung von Schneebrettlawinen sei allerdings insbesondere bei großer Zusatzbelastung möglich. Tendenz laut Lawinenwarndienst: Die Situation werde sich in den kommenden Tagen nicht ändern.