Tourengeher nach Absturz gerettet: "Extrem fordernder Einsatz"
HINTERSTODER/LIEZEN. Rund 130 Bergretter und vier Hubschrauber standen am Sonntagnachmittag bei widrigen Bedingungen im Toten Gebirge im Einsatz.
"Es war ein extrem fordernder Einsatz", sagt Martin Hackl, Ortsstellenleiter der Bergrettung Hinterstoder. Bei starkem Wind und Schneefall rückten am Sonntag an die 130 Einsatzkräfte aus Oberösterreich und der Steiermark im Pyhrn-Priel-Gebiet aus, nachdem ein Tourengeher im Bereich der Elmscharte auf rund 2200 Metern Seehöhe abgestürzt war und sich dabei schwere Verletzungen zugezogen hatte.
50 bis 80 Meter abgestürzt
Der 59-Jährige hatte gemeinsam mit seinem 27-jährigen Sohn eine Tour unternommen, die wegen der Steilheit und Ausgesetztheit nur versierten Skibergsteigern zu empfehlen ist: Von den Hutter Böden startete das Vater-Sohn-Gespann gegen neun Uhr, stieg über den seilversicherten Grat auf den Schrocken (2281 m), fuhr über die bis zu 45 Grad steile Nordrinne in Richtung Oberes Rottal ab und stieg dann – weil sich ihren Angaben zufolge die Bedingungen gebessert hatten – über den Elmplan erneut zur Scharte auf.
Auf dem Grat direkt an der Landesgrenze kam es gegen 13:30 Uhr zu dem Unglück: Plötzlich brach eine Wechte und riss den Linzer mit. 50 bis 80 Meter stürzte der Alpinist vor den Augen seinen Sohnes südseitig im steilen und felsdurchsetzten Gelände ab. Sein Sohn setzte einen Notruf ab, Bergretter aus Oberösterreich und der Steiermark machten sich auf den Weg.
Vier Helikopter im Einsatz
Wetterbedingt war eine Bergung mittels Helikopter anfangs nicht möglich. Erst nach mehreren Versuchen konnten die Einsatzkräfte der Ortsstelle Hinterstoder von einem Hubschrauber im Skigebiet Höss abgesetzt werden. Über den ausgesetzten Schrockengrat gelangten sie schließlich bei dichtem Nebel und starkem Wind zur Absturzstelle und seilten sich im steilen Gelände zum Opfer ab.
Verletzt und unterkühlt
Der Tourengeher war verletzt und unterkühlt, aber ansprechbar. Nach der Erstversorgung wurde er in einer aufwendigen terrestrischen Seilbergung durch einen bis zu 40 Grad steilen Hang in das sogenannte Schrockenloch (1.830 Meter) abtransportiert.
Dort trafen die Retter auf die benachbarten Kameraden aus der Steiermark. Auch zwei ÖAMTC-Hubschrauber, der Polizeihubschrauber Libelle und eine Alouette III vom Bundesheer standen trotz denkbar schlechter Verhältnisse im Einsatz.
"Rettung in letzter Minute"
In einem kurzen Wetterfenster schaffte es der Bestatzung eines ÖAMTC-Hubschraubers, zum Verletzten zu gelangen. Es sei eine "Rettung in letzter Minute" gewesen, so die Bergretter. Kurz bevor die Dämmerung hereinbrach wurden Vater und Sohn vom Berg geflogen. Dabei vollbrachten die Hubschrauber-Crews "fliegerische Höchstleistungen", heißt es im Polizeibericht. Videoaufnahmen zeigen den Helikopter-Einsatz:
"Gut ausgerüstet und erfahren"
Der Verletzte wurde in das Krankenhaus nach Schladming gebracht. Die Bergretter mussten bei Schneesturm und Dunkelheit zu Fuß ins Tal absteigen. Erst gegen 23 Uhr war der Einsatz beendet. Er sei "auf vielen Ebenen extrem fordernd gewesen", sagt Hackl, die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen habe aber ausgezeichnet funktioniert. Den Alpinisten könne man nichts vorwerfen: "Sie waren gut ausgerüstet und haben erfahren gewirkt. Die wussten, was sie tun", sagt Hackl.
Lokalisierung: Die Elmscharte liegt direkt an der Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark