"Der Mariendom hat eine besondere Ausstrahlung"
OÖN: Herr Bischof, wann waren Sie zum ersten Mal im Linzer Dom?
Bischof Scheuer: Als Zwölfjähriger, als mein Cousin zum Diakon geweiht wurde. Im Priesterseminar habe ich dann intensive Erfahrungen mit dem Dom gesammelt, manche davon – besonders im Winter – waren wegen der Kälte sehr erfrischend (lacht). Jetzt bei der Renovierung des Innenbereiches haben wir eine Infrarot-Heizung in die Sitzauflage der Bänke eingebaut. Das hat dazu geführt, dass die Leute bei meiner Silvesterpredigt aufgestanden sind, weil es so heiß war. Ich habe mir zunächst gedacht: Hab’ ich jetzt etwas Falsches gesagt?
Haben Sie eine Lieblingsecke im Dom?
Die Märtyrer-Ecke, in der die Märtyrer von Lorch gewürdigt werden, Florian und Maximilian. Dort ist auch eine Stele für Franz Jägerstätter. Der Gedenkort ist mir sehr wichtig. Genauso, dass unter dem neuen Altar Reliquien von Märtyrern aus der Zeit des Nationalsozialismus eingebettet sind.
Was fehlt dem Mariendom, was sind seine Wehwehchen?
Gefährlich ist, dass Fugen im Domturm nachgeben. Das hätte massive Auswirkungen auf die Steine. Der Dom ist im Krieg auch von Bomben getroffen worden. Beschädigte Glasfenster, die ein zeithistorisches Dokument sind, sind damals nur notdürftig geflickt worden.
Warum braucht es für die Domsanierung auch die Mithilfe der Oberösterreicher über Spenden?
Für mich ist es faszinierend, dass der Dom im 19. Jahrhundert fast ausschließlich über Spenden erbaut worden ist. Die Zeit war damals ja nicht unbedingt die große Blüte der Kirche. Es gab Auseinandersetzungen mit dem Liberalismus. Heute wird der größte Teil der Sanierung von der Kirche und der Rudigier-Stiftung getragen, die für den Erhalt des Doms da ist. Wir hoffen auch auf Zuwendungen von Bund, Land und Stadt. Zusagen gibt es. Aber ich bitte auch um die private Unterstützung. Der Dom ist für das kulturelle Gedächtnis und für die Identität des Landes ein wichtiges Zeugnis. Gerade in der Verbindung von Kunst und Religion hat der Mariendom eine besondere Ausstrahlung.