"Es ist sehr beängstigend" - Flammeninferno in Australien spitzt sich zu
CANBERRA. Die Buschbrände im Südosten Australiens nehmen immer dramatischere Ausmaße an und haben inzwischen mindestens zwölf Menschen das Leben gekostet.
Mindestens fünf Menschen wurden noch vermisst, wie die Behörden am Dienstag mitteilten.
Bei den jüngsten Todesfällen handelt es sich nach Angaben der Feuerwehr im Bundesstaat New South Wales um einen Vater und Sohn, die versucht hatten, ihr Haus in dem Ort Cobargo rund 380 Kilometer südlich der Metropole Sydney vor den Flammen zu schützen. Ein weiterer Mann in derselben Gegend wurde nach Angaben der Polizei noch vermisst.
Im benachbarten Victoria wurden noch vier Menschen vermisst, wie die Regierung des Bundesstaates am Dienstag mitteilte. Dort und in New South Wales wurden nach Angaben der Feuerwehr in Städten und Dörfern mehrere Dutzend Wohnhäuser und Geschäftsgebäude zerstört.
Schon seit Oktober wüten die Buschbrände in Australien, doch so extrem wie jetzt schien die Lage noch nicht. Allein in New South Wales ist mittlerweile eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt, fast 1.000 Häuser wurden zerstört. Inzwischen haben sich auch die Feuer im südlichen Bundesstaat Victoria weiter ausgebreitet. Und ein Ende des Infernos ist nicht in Sicht - im Gegenteil: Für Dienstag wurden weitere Temperatursteigerungen bis weit über 40 Grad hinaus und Unwetter mit starken Windböen erwartet, die die Brände weiter anfachen könnten.
Tornado wirbelte Feuerwehr-Lkw hoch - Fahrer tot
Der Fall eines am Dienstag umgekommenen Feuerwehrmanns verdeutlicht die Zerstörungskraft der Flammen: Sein zwölf Tonnen schweres Löschfahrzeug wurde durch einen vom Feuer ausgelösten Tornado in die Höhe gerissen und krachte mit dem Dach voran zu Boden. Zwei Kollegen des 28-Jährigen kamen mit Verbrennungen und anderen Verletzungen ins Krankenhaus. Auch ein kleinerer Einsatzwagen wurde von der Wucht der angefachten Winde durch die Luft gewirbelt und aufs Dach geschleudert. Dabei wurde ein weiterer Feuerwehrmann schwer verletzt. Der regionale Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons nannte die Lage angesichts des außer Kontrolle geratenen Buschfeuers auf halber Strecke zwischen Sydney und Melbourne "wahrlich schrecklich".
In der rund 500 Kilometer östlich von Melbourne gelegenen Küstenstadt Mallacoota wurden rund 4.000 Urlauber von den Behörden angewiesen, sich aus Sicherheitsgründen ans Meer zu begeben. Da die meisten Fluchtwege über Straßen abgeschnitten waren, versammelten sich viele von ihnen am Strand. Selbst bis dorthin trug der Wind die Aschefetzen und Glutspäne der ringsum lodernden Feuer. Der Himmel über Mallacoota sei "pechschwarz, und es ist sehr beängstigend", sagte Andrew Crisp vom Zivilschutz Victoria.
"Es ist immer noch eine dynamische und gefährliche Situation", fügte Crisp im Hinblick auf die Gesamtlage im Nordosten Victorias hinzu. Premierminister Scott Morrison sagte dem Bundesstaat die Unterstützung des Militärs zu, nachdem Victorias Regierung Hubschrauber und Marineschiffe angefordert hatte, um Menschen in Notlage zu versorgen und in Sicherheit zu bringen.
Angesichts der katastrophalen Lage ist vielen Australiern die Lust auf spektakuläre Silvesterfeiern völlig vergangen. Während des traditionellen Feuerwerks im Hafen von Sydney, zu dem eine Million Besucher in der Küstenmetropole erwartet werden, will das Rote Kreuz Geld sammeln für die erschöpften Rettungskräfte und jene Menschen, denen die Flammen fast alles genommen haben.
Hunderttausende Unterzeichner einer Petition bemühten sich bis zuletzt um eine Absage der Pyro-Show, für die eine Sondergenehmigung der Feuerwehr eingeholt werden musste. Der Touristenandrang zum Jahreswechsel beschert der Stadt alljährlich Einnahmen von umgerechnet rund 80 Millionen Euro.
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