Fast 50 Tote bei pakistanischen Angriffen in Ost-Afghanistan
KABUL/ISLAMABAD. Im Osten Afghanistans sind nach Angaben der radikalislamischen Taliban bei pakistanischen Luftangriffen fast 50 Menschen getötet worden.
Die Angriffe seien in vier Gebieten im Bezirk Barmal in der östlichen Provinz Paktika nahe der Grenze zu Pakistan geflogen worden, erklärten die afghanischen Taliban am Mittwoch und schworen Vergeltung an ihrem Nachbarn. Bei den meisten der mindestens 46 Getöteten handle es sich um Frauen und Kinder.
Zudem seien sechs weitere Menschen verletzt worden, die meisten davon Kinder, sagte der Sprecher der Taliban-Regierung, Hamdullah Fitrat. Das Taliban-Verteidigungsministerium verurteilte die Angriffe als "barbarisch" und "eindeutige Aggression" und kündigte Racheaktionen an.
Kampfjets und Drohnen
Aus pakistanischen Sicherheitskreisen hieß es, die Angriffe hätten "Terroristenverstecken" jenseits der Grenze gegolten. Bei den Angriffen seien Kampfjets und Drohnen eingesetzt worden.
Seit der Machtübernahme der Taliban im benachbarten Afghanistan im August 2021 hat in Pakistan die Zahl mutmaßlich islamistisch motivierter Angriffe und Anschläge wieder stark zugenommen. Mehrere hauptsächlich gegen Polizisten und andere Sicherheitskräfte gerichtete Angriffe reklamierte die pakistanische Taliban-Gruppe Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) für sich.
Die Angriffe in Pakistan belasten die Beziehung zwischen der pakistanischen Regierung und den Taliban-Machthabern in Kabul. Die Regierung in Islamabad wirft den afghanischen Taliban vor, ausländischen Kämpfern Zuflucht zu bieten und diese ungehindert von Afghanistan aus ihre Angriffe in Pakistan vorbereiten zu lassen.
Bis zu 6.500 TTP-Kämpfer in Afghanistan
Die Taliban-Regierung bestreitet dies und hat erklärt, sie werde ausländische Kämpfer aus dem Land verbannen. Doch ein Bericht des UNO-Sicherheitsrats vom Juli konstatierte, dass sich bis zu 6.500 TTP-Kämpfer in Afghanistan aufhielten. "Die Taliban betrachten die TTP nicht als terroristische Gruppe", hieß es in dem Report auch.
Die bilaterale Beziehung wurde im März zudem belastet, weil die Taliban Pakistan beschuldigten, zwei Luftangriffe auf ihr Territorium durchgeführt zu haben, bei denen fünf Frauen und Kinder getötet wurden.
Pakistan räumte damals ein, dass es "nachrichtendienstlich gestützte 'Anti-Terror-Operationen'" in Afghanistan durchgeführt habe, nannte aber nicht die Art der Operationen.