Fünfeinhalb Jahre Haft für italienischen Kardinal Becciu
VATIKANSTADT. Der italienische Kardinal Angelo Becciu ist im Vatikan wegen Unterschlagung und weiterer Straftaten zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft sowie einer Geldbuße von 8.000 Euro verurteilt worden.
Der Strafgerichtshof des Vatikanstaats verkündete das Urteil am Samstagnachmittag. Becciu ist der erste Kardinal in der Kirchengeschichte, der von der vatikanischen Justiz wegen einer Straftat verurteilt wurde. Gegen das Urteil ist eine Berufung möglich.
Neben Becciu wurden weitere Angeklagte zu Haftstrafen und Geldbußen verurteilt, einige Angeklagte wurden freigesprochen. Zu den Verurteilten zählt eine Freundin des Kardinals, der Becciu laut Anklage mehrere hunderttausend Euro aus Vatikankassen hatte zukommen lassen. Verurteilt wurden auch mehrere Finanzberater, die an verlustreichen Investitionen des Vatikans beteiligt waren. Mit den Urteilen endet ein zweieinhalb Jahre dauernder Strafprozess.
Becciu und seine Verteidiger weisen die Anschuldigungen zurück. Die Anklage habe vorverurteilend argumentiert und keine echten Beweise vorgelegt, wiederholten sie am Dienstag. Der Prozess habe gezeigt, dass der Kardinal nie eine Maßnahme ergriffen habe, die ihm nicht so von seinem Büro vorbereitet worden sei. Zudem sei er während der vergangenen gut zwei Jahre medialer Aggression ausgesetzt gewesen.
Seine wesentlichen Rechte als Kardinal hatte der Sarde bereits 2020 verloren, auch wenn er den Titel weiter tragen darf. Zudem setzte ihn Papst Franziskus von seinem damaligen Posten als Präfekt der Heiligsprechungskongregation ab. Manch einer murrte, die Entscheidung käme einer Vorverurteilung gleich.