DÖW-Barometer: Zehn Prozent haben rechtsextreme Haltungen
WIEN. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands fragte Einstellungen der Bevölkerung ab.
Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands hat eine umfassende Studie zu Rechtsextremismus erstellt. Insgesamt wurden zwischen April und Mai dieses Jahres 2198 Personen vom Institut marketagent online befragt. Es wurde die Zustimmung zu bestimmten Aussagen abgefragt, etwa: "Unser Volk ist den anderen Völkern von Natur aus überlegen" oder "Ich wünsche mir einen starken Mann an der Spitze dieses Landes, der sich nicht um ein Parlament kümmern muss".
DÖW-Leiter Andreas Kranebitter präsentierte gestern die Ergebnisse. Rechtsextreme argumentierten mit einer natürlichen Ordnung der Ungleichheit. Man denke in hierarchischen Gruppen, spreche von völkischer Reinheit und sehne sich nach einem autoritären Staat. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung zeigen demnach rechtsextreme Einstellungen. Sie sehen tendenziell die Gleichberechtigung skeptisch, sind der Meinung, dass zu viele Menschen verweichlicht seien, und fühlen sich als Teil der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft.
Jeder zweite Österreicher gab an, dass er für eine "umfassende Remigration" sei. Diese wird von rechten und rechtsextremen Parteien gefordert. Darunter versteht man, dass zugewanderte Menschen wieder in ihr Heimatland zurückkehren sollen. Von jenen mit rechtsextremer Einstellung bejahten 70 Prozent die Remigration. 29 Prozent der Bevölkerung sind zudem der Meinung, dass Muslimen die Zuwanderung untersagt werden soll.
36 Prozent der Österreicher wollen keine Muslime als Nachbarn, 38 Prozent möchten nicht neben Roma und Sinti leben. Auch die Nachbarschaft von Transgender-Personen und Juden wird teils abgelehnt.
Kein Anlass für Alarmismus
"Man darf Rechtsextremismus nicht unterschätzen", sagte Kranebitter. In ihrer Gesamtheit würden die Studienergebnisse keinen Anlass für Alarmismus geben. Kranebitter warnte aber vor mehreren bedenklichen Entwicklungen: So sei der israelbezogene Antisemitismus gewachsen. Viel Zuspruch fänden auch Verschwörungstheorien – etwa dass die Medien die Bevölkerung systematisch belügen würden, geheime Organisationen großen Einfluss auf die Politik hätten und die Coronapandemie inszeniert worden sei, um die Gesellschaft umzubauen.
Von jenen, die laut Befragung rechtsextrem sind, würden 58 Prozent die FPÖ, 17 Prozent die SPÖ und elf Prozent die ÖVP wählen.
Kranebitter kündigte an, dass die Befragung alle zwei Jahre wiederholt werden soll.
Das DÖW ist hier sicher objektiv und unvoreingenommen.