Gefahr durch Bären im Trentino? Bürger sollen abstimmen
ROM/TRIENT. Die Anwesenheit von Bären im norditalienischen Trentino ist auch angesichts des jüngsten Angriffs auf einen Schwammerlsucher wieder einmal ein heißes Thema für Politik und Bürger.
Am kommenden Sonntag wird die Bevölkerung der 13 Gemeinden des Trentiner Tals Val di Sole an einer Volksbefragung über die Bärenpräsenz in ihrem Gebiet teilnehmen. Die Wahllokale sind von 8.00 bis 20.00 Uhr offen.
- Der aktuelle Anlassfall: Bär attackierte im Trentino einen Schwammerlsucher
Die Frage auf dem Stimmzettel lautet: "Sind Sie der Meinung, dass die Anwesenheit von großen Raubtieren wie Bären und Wölfen in dicht besiedelten Gebieten eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt und der Wirtschaft sowie der Erhaltung der lokalen Bräuche und Traditionen schadet?", lautet die Frage. Das Ergebnis der Volksbefragung ist nicht bindend.
Die Volksbefragung wurde auf Initiative des Komitees "Insieme per Andrea Papi" (Gemeinsam für Andrea Papi) einberufen, berichteten lokale Medien. Papi war der Jogger, der am 5. April 2023 in den Wäldern in der Nähe seines Hauses im Trentiner Caldes von dem Bären "Jj4" tödlich verletzt wurde.
Tierschützer wehren sich gegen Pläne
Tierschützer wehren sich inzwischen gegen die Pläne der Trentiner Behörden, den Bären zu töten, der am Samstag einen Mann in den Wäldern von Bleggio Superiore Trentino angegriffen hatte. Der 33-Jährige war allein auf Schwammerlsuche unterwegs, als er plötzlich von hinten angegriffen wurde. Der Bär stürzte ihn zu Boden, schlug ihn mehrmals mit seinen Pfoten und verletzte ihn am Rücken und an den Armen, bevor er sich entfernte.
Der Mann lief zurück in das nächstgelegene Dorf, wo er um Hilfe bat. Genetische Spuren auf der Kleidung des Mannes sollen das Raubtier identifizieren. Der Bär soll getötet werden, wie es das Bärenmanagement im Trentino vorsieht. Dagegen wehren sich die Tierschützer vehement. "Alle Bären sind im Trentino gefährdet und zu viele von ihnen wurden auf Geheiß des Trentiner Landeshauptmannes Maurizio Fugatti oder unter unklaren Umständen getötet", so der Tierschutzverband Oipa.
Mehrere Angriffe auf Menschen
Seit der Rückkehr des Bären ins Trentino mit dem Projekt "Life Ursus" gab es mehrere Angriffe an Menschen. Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population der Bären eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären in dem Gebiet auf mehr als 100 Exemplare. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. Der italienische Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin hatte sich kürzlich für eine Sterilisierungskampagne für die Bären erklärt.
"Das Volk" ist hierzu sicher qualifiziert genug...?