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Missbrauchsskandal: Gutachten sieht Fehlverhalten Benedikts XVI.

Von nachrichten.at/apa, 20. Jänner 2022, 12:27 Uhr
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Benedikt XVI Bild: SVEN HOPPE (POOL)

MÜNCHEN. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist in einem neuen Missbrauchsgutachten für das deutschen Erzbistum München und Freising schwer belastet worden.

Benedikt habe als Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger in vier Fällen nichts gegen des Missbrauchs beschuldigte Kleriker unternommen, teilten die Gutachter am Donnerstag in München mit. In einer Stellungnahme bestritt Benedikt demnach seine Verantwortung "strikt", die Gutachter halten dies aber nicht für glaubwürdig.

In einer brisanten Sitzung im Jahr 1980 wurde entschieden, dass ein bekanntermaßen pädophiler Priester aus Essen in das Erzbistum München übernommen und wieder in der Seelsorge eingesetzt werde. Benedikt, damals Erzbischof, versicherte in seiner Stellungnahme, er habe an der Sitzung nicht teilgenommen. Der Gutachter Ulrich Wastl präsentierte jedoch eine Kopie des Sitzungsprotokolls, wonach Ratzinger durchaus teilnahm. Demnach berichtete er in der Sitzung unter anderem von Gesprächen mit Papst Johannes Paul II. Er halte Benedikts Angabe, er sei in dieser Sitzung nicht anwesend gewesen, für "wenig glaubwürdig", sagte Wastl.

Die Gutachter sind mittlerweile auch überzeugt, dass Ratzinger Kenntnis von der Vorgeschichte des Priesters Peter H. hatte, der aus dem Bistum Essen nach München kam. H. war als Pädophiler verurteilt und beging später im Erzbistum München weitere Missbrauchstaten.

In zwei der Fälle, bei denen die Gutachter ein Fehlverhalten Ratzingers sehen, sei es um Kleriker gegangen, denen mehrere begangene und auch von staatlichen Gerichten attestierte Missbrauchstaten vorzuwerfen seien. Beide Priester seien in der Seelsorge tätig geblieben, kirchenrechtlich sei nichts unternommen worden. Ein Interesse an den Missbrauchsopfern sei bei Ratzinger "nicht erkennbar" gewesen. Der spätere Papst war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und wechselte dann an die Spitze der Glaubenskongregation im Vatikan.

Rechtsanwalt Martin Pusch sagte, Ratzinger habe bei der Erstellung des Gutachtens zunächst eine "anfängliche Abwehrhaltung" gezeigt. Diese habe er aber später aufgegeben und ausführlich schriftlich Stellung genommen.

Das Gutachten wirft zudem auch dem amtierenden Erzbischof Reinhard Marx Untätigkeit vor. Es sei ungeachtet einer Vielzahl von Meldungen nur in "verhältnismäßig geringer Zahl" festzustellen, dass sich der Kardinal überhaupt unmittelbar mit Missbrauchsfällen befasst habe, sagte Pusch. Außerdem sei Marx in zwei Verdachtsfällen ein konkretes fehlerhaftes Verhalten vorzuwerfen.

Dem früheren Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, wurden 21 Fälle von Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch vorgeworfen. Wetter habe die Fälle zwar nicht bestritten, ein Fehlverhalten seinerseits aber schon, sagte Pusch.

Der Vatikan will in den kommenden Tagen detailliert Gutachten blicken. Man werde es einsehen und könne dann angemessen die Details prüfen, erklärte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, am Donnerstag. "Im Bekräftigen des Gefühls der Schande und der Reue für den von Geistlichen begangenen Missbrauch an Minderjährigen sichert der Heilige Stuhl allen Opfern seine Nähe zu und bestätigt den eingeschlagenen Weg für den Schutz der Kleinsten, indem ihnen ein sicheres Umfeld garantiert wird", hieß es weiter.

Der Münchner Generalvikar Christoph Klingan zeigte sich nach der Vorstellung des Gutachtens "bewegt und beschämt". "Meine Gedanken sind in dieser Stunde zunächst bei den Betroffenen, bei den Menschen, die durch Mitarbeiter der Kirche in der Kirche schweres Leid erfahren haben", sagte er am Donnerstag in München. "Den Betroffenen muss unser erstes Augenmerk gelten."

Die Studie zu sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising in Deutschland listet mindestens 497 Opfer auf. Dabei handle es sich überwiegend um männliche Kinder und Jugendliche im Zeitraum zwischen 1945 und 2019, teilte die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) mit. Sie hatte das Gutachten im Auftrag der Erzdiözese erstellt. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Studie - darunter 173 Priester und neun Diakone. Allerdings sei dies nur das sogenannte Hellfeld. Es sei von einer deutlich größeren Dunkelziffer auszugehen, hieß es vonseiten der Kanzlei weiter.

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