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Der atemberaubende Aufstieg des Narendra Modi zu Indiens Premier

Von nachrichten.at/apa, 09. Juli 2024, 08:59 Uhr
Indiens Premierminister Modi ließ sich am Dienstagabend feiern.
Indiens Premierminister Modi ließ sich feiern. Bild: ARUN SANKAR (AFP)

WIEN/NEU-DEHLI. Bei seiner Geburt hätte wohl niemand darauf gewettet, dass Narendra Modi eines Tages zum Regierungschef seiner Heimat Indien aufsteigt. Er stammt aus sehr einfachen Verhältnissen.

Dass er heute seine dritte Amtsperiode absolviert und international angesehener Gesprächspartner ist, hat er seinem frühzeitigen Engagement bei den Hindu-Nationalisten und deren Unterstützung sowie dem Gewicht Indiens als bevölkerungsreichstes Land der Erde zu verdanken. Am Dienstag und Mittwoch besucht Modi Österreich.

  • 17. September 1950 - Narendra Modi kommt drei Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien im Ort Vadnagar im nordwestlichen Unionsstaat Gujarat auf die Welt. Er ist das dritte von sechs Kindern. Sein Vater hatte einen Teeverkaufstand am Bahnhof, seine Mutter war Tellerwäscherin.
  • Kind- und Schulzeit - Modi ist ein mittelmäßiger Schüler, aber ein guter Redner und Diskutant. Ab dem Alter von acht Jahren ist er in der paramilitärischen, extremistischen Hindu-Organisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) aktiv. Als 13-Jähriger findet er sich in einer arrangierten Kinderehe wieder.
  • 1967 - Modi schließt die Schule ab.
  • 1972 - Vollzeittätigkeit für den RSS. Um bei den Hindu-Nationalisten aufzusteigen, hat Modi seine Frau verlassen, denn von Führungskadern wird ein enthaltsames Leben erwartet. Die Ehe besteht formell bis heute, obwohl Modi seit Jahrzehnten keinen Kontakt zu seiner Frau hatte. Bis heute lebt Modi ein Leben in Askese: Er ernährt sich vegetarisch, nimmt keinen Alkohol oder Tabak zu sich, macht Yoga.
  • 1975-77 - Zeit des Ausnahmezustands im Streit um Wahlunregelmäßigkeiten: Als leitender Funktionär der RSS-Studentenorganisation und führender Agitator gegen die regierende Kongresspartei unter Premierministerin Indira Gandhi geht Modi in den Untergrund.
  • 1979 - Modi schließt ein Fernstudium an der University of Delhi ab: Bachelor der Politikwissenschaft.
  • 1980 - Der politischen Arms der RSS, die Bharatiya Janata Partei (BJP), die für die Vorherrschaft der Hindus im eigentlich säkularen Indien kämpft, wird als Partei gegründet.
  • 1983 - Master-Abschluss an der Gujarat University.
  • 1985 - Im Zuge des Aufstiegs der BJP tritt Modi der Partei bei.
  • 1988 - Modi wird Generalsekretär der BJP in Gujarat.
  • 1990 - Die BJP wird zweitstärkste Kraft in Gujarat, geht als Juniorpartner in eine Koalitionsregierung, die aber zerbricht.
  • 1995 - Wahlsieg der BJP in Gujarat: Zweidrittelmehrheit in dem Unionsstaat. Modi erhält dafür große Anerkennung.
  • 1998 - Modi wird BJP-Generalsekretär auf nationaler Ebene.
  • 2001 - Modi wird Regierungschef von Gujarat nach Kritik an der dortigen BJP-Regierung und deren Rücktritt wegen Korruption und Missmanagement nach einem desaströsen Erdbeben mit 20.000 Toten und 200.000 Verletzten.
  • 2002 - Nach einem Anschlag auf einen Zug mit hinduistischen Pilgern in Gujarat mit zig Toten kommt es zu Gewaltexzessen gegen Muslime mit Hunderten Toten. Die Rolle Modis bei den Pogromen ist bis heute unklar. Als geklärt gilt, dass die Sicherheitskräfte vielfach wegschauten und den Hindu-Mob gewähren ließen. Die USA und die EU erklären Modi zur unerwünschten Person. Er tritt zurück, wird aber wiedergewählt. Bedauern über die Ereignisse hat er bis dato nie geäußert.
  • 2007 - Modi als Regierungschef von Gujarat wiedergewählt.
  • 2012 - Modi als Regierungschef von Gujarat wiedergewählt.
  • 2013 - Die EU hebt das Einreiseverbot gegen Modi auf.
  • 2014 - Bei den nationalen Parlamentswahlen ist Modi Spitzenkandidat der BJP. Mit dem Ruf eines Wirtschaftsreformers und selbst innerhalb der Partei anti-muslimischen Hardliners gewinnt er die Wahl. Die abgewählte Regierung von Premier Manmohan Singh von der Kongresspartei hatte mit abgeschwächten Wachstumsraten, steigenden Preisen und massiven Korruptionsvorwürfen schwer zu kämpfen. Die BJP holt eine absolute Mehrheit im Parlament. Erstmals seit Jahrzehnten kann eine Partei in Indien allein regieren. Modi setzt auf eine Verkleinerung der Regierung, Budgetsanierung, Infrastrukturprojekte und eine Entspannung der Beziehungen zum Erzfeind Pakistan sowie China, um die wirtschaftliche Lage Indiens zu verbessern. Auch die USA heben das Einreiseverbot auf, Modi wird von US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus empfangen.
  • 2015 - Gegenbesuch Obamas bei Modi. Modi besucht Deutschland, China und Russland. Modi nimmt an Gipfeln der BRICS-Staaten und der Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SCO) teil.
  • 2016 - Modi reist bereits zum dritten Mal seit seinem Amtsantritt als indischer Premier in die USA: Rede vor dem Kongress. Modi ist auf internationaler Bühne vollends rehabilitiert und allseits gefragter Partner.
  • 2019 - Die BJP wird mit absoluter Mehrheit wiedergewählt, Modi bleibt Premier.
  • 2020/21 - Modi will die Agrarmäkte liberalisieren. Nach anhaltenden Bauernprotesten dagegen muss er die Reform zurück nehmen.
  • 2024 - Die BJP erringt mit Modi einen dritten Wahlsieg in Folge. Sie verliert aber die absolute Mehrheit und regiert mit einem Koalitionspartner weiter.

Im Wahlkampf hatte er erneut den Hindu-Nationalismus in den Vordergrund seiner Kampagne gerückt und im Jänner bei der Einweihung des umstrittenen Hindu-Tempels in der Stadt Ayodhya eine leitende Rolle eingenommen. Der neu errichtete Schrein wurde an der Stelle der Moschee Babri Masjid errichtet, die 1992 von einem hinduistischen Mob unter Führung der BJP zerstört worden war. Der Angriff löste landesweit schwere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2.000 Menschen getötet wurden, die meisten davon Muslime. Zudem hatte die Regierung ein umstrittenes Staatsbürgerschaftsgesetz eingeführt, das Einbürgerungen beschleunigt, aber muslimische Migranten aus Nachbarländern ausschließt.

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1  Kommentar
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tim29tim (3.571 Kommentare)
am 10.07.2024 08:04

Daß die größte Demokratie der Welt nach jahrzehntelanger Pause für Friedensgespräche und wirtschaftlicher Zusammenarbeit zum Staatsbesuch kommt, ist ein großer Erfolg für Kanzler Nehammer und Österreich.

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