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Erderwärmung und eigene Interessen: Die Klimakonferenz im Öl-Emirat

Von Heinz Steinbock, 30. November 2023, 05:36 Uhr
Erderwärmung und eigene Interessen: Die Klimakonferenz im Öl-Emirat
Bild: APA/AFP/KARIM SAHIB

DUBAI. Rund 80.000 Teilnehmer aus 198 Staaten verhandeln ab heute auf der "COP28" in Dubai

Es wird ein Rekordaufgebot: Rund 80.000 Teilnehmende werden ab heute bei der Weltklimakonferenz COP28 ("Conference of the Parties") in Dubai erwartet. Unter ihnen befinden sich Delegationsmitglieder, Journalisten und Aktivisten, aber auch Lobbyisten und Unternehmensvertreter. Der Kampf um einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern spielt eine zentrale Rolle und wird speziell in Dubai heftig diskutiert werden. Denn die Vereinigten Arabischen Emirate als Gastgeber sind der siebentgrößte Ölförderer der Welt, bei Erdgas der 15-größte.

  • Wie ist die Ausgangslage der Konferenz?

Das am 12. Dezember 2015 abgeschlossene Pariser Klimaabkommen sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf weniger als zwei Grad zum vorindustriellen Niveau, nach Möglichkeit auf weniger als 1,5 Grad, zu begrenzen. Der Weltklimarat warnt, dass die 1,5 Grad bereits im Zeitraum zwischen 2030 und 2035 erreicht werden. Laut dem aktuellen "Emissions Gap Report" der Vereinten Nationen steuert die Welt trotz Einhaltung aller Zusagen der Politik auf eine Erwärmung von 2,5 bis 2,9 Grad bis zum Jahr 2100 zu. Der Treibhausgas-Ausstoß stieg seit 2011 weltweit.

  • Welche Ziele hat man sich gesetzt?

In Dubai soll zunächst die erste globale Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Pariser Abkommens durchgeführt werden. Das Hauptziel wird aber zumindest die deutliche Verringerung des Verbrauchs von Erdöl, Kohle und Gas sein müssen, und herauszufinden, wie es gelingen kann, den Ausstoß klimaschädlicher Gase bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Auch ums Geld wird es gehen: um versprochene Finanzflüsse in den globalen Süden. Wer entschädigt in welcher Höhe meist ärmere Staaten, die schon jetzt unter den Folgen der Klimakrise leiden? Im Vorjahr wurde ein Fonds namens "Loss and Damage" (Schäden und Verluste) beschlossen, konkret ist aber nicht geklärt, wer in diesen einzahlt und wer daraus Geld bekommt.

  • Warum steht die COP28 in der Kritik?

Das liegt am Gastgeber, den Vereinigten Arabischen Emiraten. Kritiker sehen einen Interessenskonflikt. Der Konferenzleiter, Sultan Ahmed al-Dschaber, ist auch Vorstandsvorsitzender der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), des zwölftgrößten Ölkonzerns der Welt. Al-Dschaber weist die Kritik zurück, er stehe für Nachhaltigkeit mit einem "pragmatischen Zugang", um den Ausstieg aus Öl und Gas einzuleiten.

Artikelbilder
Bild: OÖN-Grafik

Forderungen, Bremser und ein Konzernchef als Vorsitzender

Ein einstimmig beschlossenes Schlussdokument soll am Ende der Klimakonferenz stehen. Über die Tragweite des Inhalts herrschte bei Beobachtern schon vor Konferenzbeginn Skepsis. So sei es unwahrscheinlich, dass der Einstieg in den Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen beschlossen werde.

Das haben zumindest 20 Staaten gefordert, die zur sogenannten High Ambition Coalition gehören. Neben Ländern des Südens sind dies auch sechs EU-Mitglieder – darunter Frankreich und Spanien, nicht jedoch Deutschland oder Österreich. Der Widerstand wird bei dieser Klimakonferenz nicht geringer sein. Auf internationaler Ebene ist China gegen neue Beschlüsse, und Staaten wie Russland und Saudi-Arabien wollen selbst den Begriff aus Glasgow 2021, das „Phasing Down“ – also ein Zurückführen der Verbrennung –, nicht mehr mittragen, heißt es.

Forderungen, Bremser und ein Konzernchef als Vorsitzender
Sultan Ahmed al-Dschaber ist Gastgeber der Konferenz. Bild: APA/AFP/GETTY IMAGES/Bryan Bedder

Konferenzvorsitzender Sultan Ahmed al-Dschaber sagte zwar, die Welt müsse die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen „abbauen“, verzichtete aber auf Forderungen nach einem vollständigen Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas. Auch, dass er für die umstrittene Abscheidung und Speicherung von CO2 („Carbon Capture“) wirbt, wird kritisiert. Al-Dschabers „Doppelrolle“ als Konferenz- und Ölkonzernchef habe laut BBC bereits problematische Folgen. Es gebe Dokumente, die belegen, dass al-Dschabers Team vor dem Klimagipfel mit 27 Regierungen über Öl- und Gasgeschäfte reden wollte. Die Emirate bestreiten Gespräche nicht, schweigen aber über den Inhalt.

Mehr über Sultan Ahmed al-Dschaber lesen Sie in unserer Rubrik "Mensch des Tages".

Chronologie der Klimakrise

  • 1988 - Dubai: Nach Warnungen von Wissenschaftern vor einer Erwärmung der Erdoberfläche rufen die Vereinten Nationen den Weltklimarat (IPCC) ins Leben.
  • 1992 - Rio de Janeiro: Beim „Erdgipfel“ wird das Rahmenabkommen über die Klimaänderungen (UNFCCC) mit dem Ziel geschlossen, die weltweiten Treibhausgasemissionen zu verhindern. Ab 1995 treffen sich die Vertragsstaaten jährlich zu einer Konferenz (COP).
  • 1997 - Kyoto: Vereinbart wird, dass Industriestaaten von 2008 bis 2012 ihre Emissionen im Schnitt um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 verringern sollen. Für Schwellenländer sieht das Kyoto-Protokoll keine verbindlichen Ziele vor.
  • 2009 - Kopenhagen: Die Teilnehmer der COP15 scheitern an der Aufgabe, ein Klimaabkommen für die Zeit nach 2012 auszuhandeln. Große Emittenten wie die USA und China erklären zwar, dass sie die Erderwärmung auf plus zwei Grad (zum vorindustriellen Zeitalter) begrenzen wollen, bleiben bei den Maßnahmen aber vage.
  • 2015 - Paris: Durchbruch: Bei der COP21 bekennen sich fast alle Staaten zu dem Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad, zu begrenzen. Dazu sollen sie Klimaziele vorlegen, die angehoben, aber nicht verschlechtert werden können.
  • 2023 - Dubai: Die COP 28 findet statt. Der Weltklimarat warnt in seinem sechsten Statusbericht, dass die 1,5-Grad-Marke schon 2030 bis 2035 erreicht wird.
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Autor
Heinz Steinbock
Redakteur Innenpolitik
Heinz Steinbock
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12  Kommentare
12  Kommentare
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analysis (3.923 Kommentare)
am 01.12.2023 18:43

Strategie der Atomindustrie umgesetzt mit Hilfe der Klimapriester;
Alle Energie außer Elektrizität verteufeln und alle Prozesse auf Wasserstoff "umstellen" um so die unausweichlich Atom-Stromerzeugung durchzudrücken, diese Strategie wurde min 30 Jahre lang verfolgt.
Darum wird in der EU derzeit Atomstrom als "nachhaltig" deklariert.
Nur so kann der "regenerative" Strom auf das erforderlich 20-fache gesteigert werden.
In guter Tradition des neoliberalen Turbo-Kapitalismus, werden wieder einmal Profit privatisiert und
mit den unberechenbaren Gefahren und Kosten wird die Allgemeinheit belastet.
Die Spekulationsbörsen, von den neoliberalen EU-Strom-u. Gasmarkt-Liberalisier" verbrochen und zeigen jetzt ihre Wirkung.
Dem Volk wird vorgegaukelt, dass die Russen Preissteigerung und Mangel verursachen, doch die USA wollen Frackinggas und Waffen verkaufen, die EU schwächen.
Die Klimabewegte, Wirtschaftskreise,... = Gehilfen & Werkzeug der Atomlobby?
Nicht CO2, Bevölkerungszuname ist das Problem

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was_bisher_geschah (1.178 Kommentare)
am 01.12.2023 08:42

Der Gedanke, dass wir Menschen das Klima maßgeblich beeinflussen können, ist der Beleg für eine krankhafte Selbstüberschätzung.

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Linz2013 (4.229 Kommentare)
am 01.12.2023 09:39

Das ist falsch. Beweis ist, dass der Mensch jetzt durch CO2 und Methan das Klima beeinflusst.

Wir steuern momentan auf das Worst-Case-Scenario zu. Große Flüchtlingsströme und viele neue Kriege werden dadurch ausgelöst werden. Davon sind auch wir in Europa massiv betroffen.

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Gugelbua (33.012 Kommentare)
am 30.11.2023 21:17

Soviel Wischi Waschi von den angeblich führenden Köpfen der Welt.
mit Milliarden und Wirtschaftswachstum kann man das Klima nicht beeinflussen

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schubbi (4.853 Kommentare)
am 30.11.2023 19:43

Dubai ist ein Land, dessen Ölvorräte Vergangenheit sind.
Dubai setzt nur mehr auf Tourismus, und darum wird für Werbezwecken diese Klimakonferenz dort abgehalten.
Dieses Land wird in 10 Jahren niemanden mehr interessieren, der Wüstenstaat zerfallen.

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schubbi (4.853 Kommentare)
am 30.11.2023 19:51

Wenn man bedenkt, dass es in Dubai keinerlei Kanalisation gibt und täglich hunderte LKWs die Latrineninhalte irgendwohin transportieren ?

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schubbi (4.853 Kommentare)
am 30.11.2023 19:54

Der durchschnittliche Dubaianer erzeugt ca. 5x so viel CO2 wie ein Österreicher oder Chinese !

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schubbi (4.853 Kommentare)
am 01.12.2023 18:23

Der durchschnittliche Dubaianer erzeugt ca. 5x so viel CO2 wie ein Österreicher oder Chinese !

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reibungslos (15.184 Kommentare)
am 30.11.2023 11:31

Die Schwellenländer und Entwicklungsländer haben sich die bisherige Verschwendungskultur der reichen Länder zum Vorbild gemacht und wollen nun die Anstrengungen zur Wohlstandssteigerung ihrer Bevölkerung nicht abwürgen und setzen daher weiter auf die ausreichend vorhandenen fossilen Energieträger. Ohne die - in den reichen Ländern betriebene - Spekulation wären die Preise dafür auch niedriger. Das ist die Realität.

Laut "Production Gap Report 2023" des Stockholm Environment Institute wird die globale Förderung von Kohle bis 2030 sogar noch zunehmen und dann erst langsam zurückgehen. Die Erdölförderung wird auch bis 2030 zunehmen und dann zumindest bis 2050 auf diesem Niveau verharren. Und die Erdgasförderung wird bis 2050 um rund 30 Prozent steigen. Ein Sinken ist nicht absehbar.

Damit kann man die ganzen Klimaziele vergessen und wir dürfen uns bis ans Ende unserer Tage vor dem Klimawandel fürchten.

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u25 (5.461 Kommentare)
am 30.11.2023 11:09

Dschland schickt 230 Teilnehner

Auch schon Wurst

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was_bisher_geschah (1.178 Kommentare)
am 30.11.2023 09:00

Kasperltheater, aber gut fürs Geschäft.

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rene_d (27 Kommentare)
am 30.11.2023 07:38

Die Klimakonferenz in den Emiraten abzuhalten ist wie eine Moschee-Führung mit FPÖ-Politikern!

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