Frankreich: Chance auf Absolute für Rechtspopulisten sinkt
PARIS. Der Rassemblement National (RN) dürfte beim zweitem Wahldurchgang am Sonntag dennoch stärkste Parlamentspartei werden.
Zum zweiten Durchgang der Parlamentswahl sind am Sonntag die Franzosen aufgerufen. Es ist die Wahlrunde, die über die Mandatsverteilung entscheidet.
Laut jüngsten Umfragen ist die Chance des rechtspopulistischen Rassemblement National (RN) auf eine absolute Mehrheit zuletzt weiter gesunken. In einer am Donnerstagabend veröffentlichten Ifop-Umfrage kommen die Rechtsnationalen und ihre Verbündeten auf 210 bis 240 Sitze.
Damit wären sie zwar stärkste Kraft im Parlament, die absolute Mehrheit würde die Partei von Marine Le Pen und ihrem Spitzenkandidaten Jordan Bardella aber deutlich verfehlen.
Auf Platz zwei kommt allen veröffentlichten Umfragen zufolge das sehr heterogene Linksbündnis aus Linkspartei, Sozialdemokraten, Grünen und Kommunisten, das sich unter dem Namen "Neue Volksfront" zusammengefunden hat. Die Prognosen gehen von 150 bis 200 Sitzen für dieses Bündnis aus.
Auf Platz drei rangiert in den Umfragen das liberale Mitte-Bündnis von Präsident Emmanuel Macron – mit Prognosen zwischen 95 bis 155 Sitzen.
RN-Premier auch ohne Absolute?
Ursprünglich hatte RN-Parteichef und Spitzenkandidat Jordan Bardella gesagt, er wolle das Amt des Premierministers nur im Fall der absoluten Mehrheit übernehmen.
Angesichts der schwindenden Aussichten auf eine Mehrheit rückte man im RN aber zuletzt von dieser Ansage ab. "Wenn wir eine Mehrheit bekommen, dann werden wir natürlich tun, wofür die Wähler uns gewählt haben", sagte zuletzt Marine Le Pen, die im RN tonangebende Politikerin. Der RN, so Le Pen, könne auf andere Parteien zugehen, wenn es mit der absoluten Mehrheit nicht klappen sollte.
Dass die Chancen des RN auf eine absolute Mandatsmehrheit weiter gesunken sind, hängt auch mit lagerübergreifenden Allianzen zwischen Linksbündnis und Macrons liberaler Mitte in etlichen Wahlkreisen zusammen, mit denen ein Sieg von RN-Kandidaten verhindert werden soll. In mehr als 200 Wahlkreisen haben sich Kandidaten des Macron-Lagers bzw. des Linksbündnisses zurückgezogen, um so dem jeweils anderen nicht Stimmen wegzunehmen.
Der Rassemblement National hatte im ersten Durchgang vergangenen Sonntag landesweit 33 Prozent der Stimmen erhalten, das Linksbündnis 28 und das Mitte-Lager von Macron 20 Prozent.
Die Taktik der Allianzen
Im französischen Mehrheitswahlrecht geht der Sitz im Parlament an jenen Kandidaten, der im jeweiligen Wahlkreis (insgesamt gibt es 577) auf Platz eins liegt.
Im ersten Wahlgang ist ein Kandidat gewählt, wenn er auf mehr als 50 Prozent (der abgegebenen Stimmen) im Wahlkreis kommt. Das war vergangenen Sonntag in 76 Wahlkreisen der Fall.
In den restlichen 501 Wahlkreisen kommt es daher kommenden Sonntag zum zweiten Durchgang. Antreten dürfen alle Kandidaten, die im ersten Durchgang mehr als 12,5 Prozent der Stimmen der Wahlberechtigten im Wahlkreis bekamen. Weil es im zweiten Durchgang für den Sieg reicht, auf Platz eins zu kommen, setzt hier die Taktik der Allianzen ein (siehe oben).
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