Israel: Hamas im Norden des Gazastreifens noch nicht besiegt
TEL AVIV/GAZA. Die Bodentruppen von Israels Armee stoßen im Süden des Gazastreifens vor, doch der seit Wochen dauernde Einsatz gegen die militante Palästinenser-Organisation Hamas im Norden ist noch nicht beendet.
"Wir haben sie im Norden noch nicht vollständig militärisch besiegt, aber wir haben gute Fortschritte gemacht", sagte Armeesprecher Jonathan Conricus am Montag. Das Militär forderte indes einmal mehr zur Evakuierung von etwa 20 Gebieten bzw. Straßenabschnitten im Gazastreifen auf. Es veröffentlicht über den Kurzbotschaftendienst X eine Karte mit Pfeilen, die Richtung Süden zeigen und so signalisieren, wohin sich die Bewohner im Gazastreifen begeben sollen. Israel weist auf diese Weise für die Zivilbevölkerung sogenannte sichere Bereiche aus. Bewohner und Vertreter der Vereinten Nationen haben jedoch erklärt, dass es schwierig ist, den Anweisungen nachzukommen wegen Problemen bei den Internetverbindungen und der Stromversorgung.
"Feind hat kein Problem damit, Zivilisten zu opfern"
Man habe von Anfang gesagt, dass der Kampf gegen die Hamas nicht leicht werde und Zeit benötige, so Conricus im US-Sender CNN. Man habe es mit einem Feind zu tun, "der kein Problem damit hat, Zivilisten für seine militärische Sache zu opfern".
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Vorwürfe von Hilfsorganisationen, den Hunderttausenden Zivilisten im völlig überfüllten Süden des abgeriegelten Küstenstreifens werde von Israels Armee nicht genug Zeit gegeben, sich vor Angriffen in Sicherheit zu bringen, wies der Armeesprecher zurück. Man tue alles, um Zivilisten zu schützen. "Wenn sich die Hamas außerhalb städtischer Gebiete hinbegeben hätte und uns dort bekämpfen würde, dann wäre die Zivilbevölkerung natürlich nicht betroffen. Aber das hat die Hamas nicht getan, sie nutzt die Zivilisten, sagte Conricus.
Elder: "Im Süden findet ein Blutbad statt"
Der Sprecher des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder, hatte die israelischen Angriffe zuvor scharf kritisiert. Im Süden finde ein "Blutbad" statt. Die Angaben über sogenannte "sichere Zonen" für die Bevölkerung in Gaza bezeichnete Elder als "Falschdarstellung".
Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. Auf israelischer Seite sind mehr als 1.200 Menschen getötet und rund 240 Geiseln nach Gaza verschleppt worden. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen, einer Blockade des Küstengebiets und begann Ende Oktober mit einer Bodenoffensive. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden im Gazastreifen wurden seitdem inzwischen mehr als 15.500 Menschen getötet. Auch diesen Montag wurden von palästinensischer Seite bereits mehrere Tote gemeldet. Das israelische Militär verzeichnete dabei nach eigenen Angaben bisher 76 Tote in den eigenen Reihen. Israel greift das Küstengebiet aus der Luft, vom Meer und zu Boden an.