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Letztes TV-Duell vor britischer Wahl: Labour steht vor Erdrutschsieg

Von Markus Staudinger, 27. Juni 2024, 04:04 Uhr
Premier Sunak (Tories), Labour-Herausforderer Starmer
Premier Sunak (Tories), Labour-Herausforderer Starmer Bild: APA/AFP/POOL/HANNAH MCKAY

LONDON. Genau in einer Woche, am 4. Juli, finden in Großbritannien die Parlamentswahlen statt. Sie drohen für die regierenden Tories zum Desaster zu werden.

Wahrscheinlich hätte die Labour-Partei  am Mittwochabend auch eine Strohpuppe ins letzte TV-Duell vor der Parlamentswahl am 4. Juli setzen können – und sie würde die Wahl dennoch gewinnen.

Das tat sie natürlich nicht – und so diskutierte Labour-Chef Keir Starmer im BBC-Hauptabendprogramm mit dem amtierenden Premierminister Rishi Sunak von den konservativen Tories.

Umfragen zufolge steht die sozialdemokratische Labour-Partei vor einem Erdrutschsieg in Großbritannien. Demnach kann Labour (je nach Umfrageinstitut) mit 425 bis 516 der insgesamt 650 Sitze im britischen Parlament rechnen. Eine der jüngsten, in der "Financial Times" publizierten Umfrage kommt auf 456 Sitze für Labour.

Ob 425 oder mehr als 500 Sitze: In jedem Fall wäre das eine Mehrheit, wie sie die britischen Sozialdemokraten im Unterhaus noch nie hatten.

Tories vor Rekord-Niederlage

Umgekehrt steht den Prognosen zufolge den Tories ein beispielloser Absturz bevor – von derzeit 345 Sitzen auf unter 100. Das wäre die größte Niederlage der Tories in ihrer beinahe 200-jährigen Geschichte.

Nach 14 Jahren Tory-Regierung, während derer das Land 2015 in einem von Premier David Cameron angesetzten Referendum für den Austritt aus der EU stimmte (und diesen dann unter den nachfolgenden Premiers Theresa May, Boris Johnson und Liz Truss vollzog), scheinen die Briten genug von konservativen Regierungschefs zu haben.

Das Kalkül der Konservativen – insbesondere unter Boris Johnson und Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss –, durch die Übernahme rechtspopulistischer Positionen Mehrheiten zu sichern, ging letztlich nicht auf. Denn am rechten Rand macht ihnen bei dieser Wahl erneut der Brexit-Verfechter Nigel Farage mit seiner "Reform UK"-Partei zu schaffen.

Zur ohnehin schon dramatischen Ausgangslage kommt ein Wettskandal, der sich seit vergangener Woche von Tag zu Tag ausweitet. Demnach sollen Mitglieder des Wahlkampfteams von Premier Rishi Sunak, wie berichtet, Wetten auf den Wahltermin abgeschlossen haben. Mehrere Personen haben sich beurlauben lassen, die britische Gambling Commission ermittelt wegen Wettbetrugs durch Insiderwissen.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass auch Sunaks Schottland-Minister Alister Jack auf das Wahldatum gewettet hat. Es habe sich allerdings nur um 20 Pfund gehandelt, und das schon im April, schränkte Jack ein.

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Bild: OÖN-Grafik

Das britische Wahlsystem

Großbritannien wählt nach einem Mehrheitswahlrecht in 650 Wahlkreisen. Der Kandidat mit der höchsten Stimmenzahl in jedem Wahlkreis gewinnt ("first-past-the-post"). Erreicht Kandidat A 38 Prozent, Kandidat B 36 Prozent und Kandidat C 26 Prozent, zieht A ins Parlament ein, die restlichen Stimmen fallen unter den Tisch.

Das hat zur Folge, dass die Sitzverteilung im Parlament nicht den Stimmenanteilen in Prozent entspricht. So kommt Farages "Reform UK" in Umfragen landesweit zwar auf 17 Prozent. Weil die Partei aber offenbar nur in wenigen Wahlkreisen Chancen auf Platz eins hat, werden ihr kaum Parlamentssitze prognostiziert.

Umgekehrt dürfte die Scottish National Party (SNP) prozentuell im unteren einstelligen Bereich landen. Weil ihr in Schottland aber etliche Wahlkreise sicher sein dürften, werden der SNP rund 20 Sitze prognostiziert.

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Autor
Markus Staudinger
Leitender Redakteur, Ressortleiter Außenpolitik
Markus Staudinger

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