Flugzeugabsturz: Putin entschuldigt sich bei Aserbaidschan
MOSKAU. Ohne direkt Verantwortung für den Absturz einer aserbaidschanischen Passagiermaschine zu übernehmen hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin für den Vorfall entschuldigt.
Dieser Artikel wurde zuletzt um 17:10 Uhr aktualisiert.
Die russische Luftabwehr sei beim Landeversuch der Maschine im russischen Grosny aktiv gewesen, sagte Putin am Samstag in einem Telefonat mit seinem aserbaidschanischen Kollegen Ilham Aliyev. Er äußerte sich jedoch nicht explizit dazu, ob russische Luftabwehrraketen das Flugzeug trafen.
"Tiefes und aufrichtiges Beileid"
Grosny sei "von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen" worden - "und die russische Luftverteidigung wehrte diese Angriffe ab", sagte Putin nach Angaben des Kreml im Telefonat mit Aliyev. Putin "sprach den Familien der Opfer erneut sein tiefes und aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung." Der Kreml teilte weiter mit, Putin und Aliyev hätten ausführlich Fragen rund um den Absturz besprochen. Russland arbeite eng mit Aserbaidschan und Kasachstan zusammen.
Bildergalerie: Passagierflugzeug in Kasachstan abgestürzt
Galerie ansehenAliyev selbst sprach von "externer physischer und technischer Einwirkung" auf das Flugzeug, während es im russischen Luftraum flog. Dies habe zum "vollständigen Kontrollverlust" und zum Absturz der Maschine über Kasachstan geführt. Die Löcher im Flugzeugrumpf, die Verletzungen von Passagieren und Besatzung durch während des Fluges in die Kabine eingedrungene Fremdkörper und die Aussagen Überlebender bestätigten die "externe physische und technische Einwirkung", sagte Aliyev. Baku wolle eine Untersuchung, "um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden". Aliyev beschuldigte allerdings Russland nicht direkt.
Das sagen Experten
Die Maschine von Aserbaidschan Airlines mit 67 Insassen war ursprünglich auf dem Weg von der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku nach Grosny in Tschetschenien, flog dann aber Richtung Aktau in Kasachstan, wo sie am Mittwoch abstürzte und in Flammen aufging.
Mehrere westliche Länder und auch Experten stellten die Hypothese auf, dass eine russische Flugabwehrrakete das Flugzeug getroffen haben könnte. Es gebe "vorläufige Hinweise", welche die Vermutung nahelegen, "dass dieses Flugzeug von russischen Luftabwehrsystemen abgeschossen wurde", erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, ohne genauere Angaben zu machen. Aserbaidschan Airlines hatte seinerseits erklärt, "physische und technische Einwirkung von außen" hätten ersten Ermittlungen zufolge den Crash verursacht.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte am Samstag eine "rasche, unabhängige internationale Untersuchung" des Absturzes. Der Vorfall sei eine deutliche Erinnerung an den Malaysia-Airlines-Flugs MH17 - die Maschine war 2014 über der Ukraine von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden.
"Russland muss aufhören, Desinformation zu verbreiten"
Die aserbaidschanische Regierung hatte zuvor erstmals öffentlich von einem Waffeneinsatz gegen das Passagierflugzeug gesprochen. Schäden am Wrack und Zeugenaussagen legten nahe, dass das Flugzeug von außen beschädigt worden sei. Dies sei über dem ursprünglichen Zielflughafen Grosny in Russland geschehen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb seinerseits auf der Plattform X, er habe ebenfalls mit Aliyev gesprochen und sein Beileid ausgedrückt. Russland müsse Erklärungen geben und damit aufhören, Desinformation zu verbreiten. Fotos und Videos zeigten eindeutig den Schaden am Flugzeugrumpf, der stark darauf hindeute, dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete getroffen worden sei.
Fluggesellschaften stellen Luftverkehr in Russland vorerst ein
Mehrere Fluggesellschaften stellten unterdessen ihre Flüge nach Russland ein. Turkmenistan Airlines teilte am Samstag mit, dass Verbindungen zwischen der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat und Moskau von Montag bis zum 31. Jänner annulliert worden seien. Flydubai gab bekannt, bis zum kommenden Freitag seine Flüge von Dubai in den Süden Russlands zu streichen. Auch die kasachische Gesellschaft Qazaq Air erklärte, ihre Flüge ins russische Jekaterinburg würden bis Ende Jänner ausfallen.
Die israelische Fluggesellschaft El Al hatte am Donnerstag angekündigt, ihre Flüge nach Russland aufgrund der Situation "im russischen Luftraum" für eine Woche abzusagen. Westliche Fluggesellschaften fliegen Russland bereits seit Beginn des Ukraine-Kriegs nicht mehr an.