Schottland: Weltweit erstmals gratis Tampons und Binden
Einstimmiger Beschluss im Regionalparlament in Edinburgh
Das ist weltweit einzigartig: Die britische Region Schottland hat beschlossen, dass Frauen vom Staat Tampons oder Monatsbinden erhalten können. Das Regionalparlament in Edinburgh verabschiedete am Dienstagabend einstimmig ein Gesetz, nach dem in öffentlichen Gebäuden Menstruationsartikel gratis zur Verfügung gestellt werden müssen.
Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon, Chefin der Scottish National Party (SNP), ist "stolz, für dieses bahnbrechende Gesetz gestimmt zu haben, das Schottland zum ersten Land weltweit macht, das Perioden-Produkte bereitstellt für alle, die sie brauchen".
Das Gesetz ging nicht von der SNP aus, sondern von der Opposition. Labour-Abgeordnete Monica Lennon hatte den Entwurf bereits im Februar eingebracht und dafür parteiübergreifend Zustimmung einsammeln können. "Wir haben gezeigt, dass dieses Parlament eine progressive Kraft für Wandel sein kann, wenn wir kooperieren", sagte Lennon in der Debatte. "Wir werden die Perioden-Armut beenden." Als Perioden-Armut wird bezeichnet, wenn einkommensschwache Frauen sich geeignete Produkte nicht leisten können. Der freie Zugang zu Tampons und Binden, pflichtete die Ministerin für Kommunen, Aileen Campbell, bei, "ist fundamental für Gleichheit und Würde".
Ein Viertel hatte keinen Zugang
Eine Untersuchung der Organisation "Young Scot" fand 2018 heraus, dass ein Viertel der Schülerinnen und Studentinnen Schwierigkeiten hatte, Zugang zu Hygieneartikeln zu bekommen – sei es aus Armut oder Scham.
Dass Mädchen nicht zur Schule gehen, wenn sie ihre Periode haben, wollte man nicht tolerieren. Schulen und Universitäten begannen daher, kostenlose Sanitärartikel bereitzustellen. Das neue Gesetz schreibt das jetzt fest und weitet den Zugang aus. Es verpflichtet die Kommunen, in allen öffentlichen Einrichtungen "eine vernünftige Auswahl von verschiedenen Perioden-Produkten" bereitzustellen.
Die Corona-Pandemie hat das Problem verschärft. Eine Studie von "Plan International UK", einer Kinderwohlfahrts-Organisation, konnte belegen, dass sich ein Drittel aller 14 bis 21 Jahre alten Frauen während des Lockdowns Hygieneartikel nicht leisten konnte oder Schwierigkeiten hatte, sie zu besorgen.
"Schockierend" nannte es die Organisation, dass sich 54 Prozent dieser Mädchen mit Toilettenpapier behelfen mussten. "Das Gesetz ist jetzt wichtiger denn je", sagte Labour-Abgeordnete Lennon, "weil Perioden während einer Pandemie nicht aufhören."
Herrscht dort wirklich so große Armut oder liegt das an der den Schotten nachgesagten Sparsamkeit?