Wer Joe Biden bei den Demokraten ersetzen könnte
WASHINGTON. US-Präsident Joe Biden zeigt sich zwar weiter entschlossen, bei der US-Wahl anzutreten – dennoch wird über allfällige Nachfolger spekuliert.
Die jüngsten Umfragedaten verheißen nichts Gutes. Am Mittwochabend (US-Zeit) veröffentlichten "New York Times" und "Wall Street Journal" Umfragen, in denen der republikanische Bewerber Donald Trump übereinstimmend mit sechs bis acht Prozentpunkten vor dem amtierenden Präsidenten Joe Biden liegt.
Biden zeigt sich trotz seines desaströsen Debattenauftritts vergangene Woche weiter entschlossen, bei der Wahl im November anzutreten. "Ich werde kandidieren" ("I am running"), habe er am Mittwoch bei einem Telefonat mit seinem Wahlkampfteam erklärt, berichten US-Medien.
Hinter den Kulissen brodelt es bei den Demokraten. Biden griff für Krisengespräche selbst zum Hörer, wie das Weiße Haus mitteilte. Demnach telefonierte er mit hochrangigen Demokraten wie dem Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, dem Minderheitenführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, und weiteren Parlamentariern.
Am Mittwochabend traf Biden mit mehr als 20 demokratischen Gouverneuren zusammen – mit dem Ziel, sich deren Unterstützung zu sichern. Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, bezeichnete das Gespräch im Anschluss als "aufrichtig". Man stehe hinter Biden, aber sorge sich um den Stand der Demokraten im Rennen um die Präsidentschaft.
Dennoch werden immer wieder die Namen möglicher Ersatzkandidatinnen und -kandidaten genannt.
Kamala Harris
Die 59-Jährige scheint eine offensichtliche Wahl – als Vize-Präsidentin würde sie etwa im Todesfall Bidens die Aufgaben des Staatschefs übernehmen. Die Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin hat sich einst als Staatsanwältin den Ruf erarbeitet, streng zu sein – das könnte sie im Wahlkampf, der sich um Einwanderung und Kriminalität drehen dürfte, zu ihrem Vorteil nutzen. Es gibt jedoch keine Regel, dass eine Vizepräsidentschaftskandidatin auch die designierte Nachrückerin als Präsidentschaftsbewerberin ist. Die einstige Senatorin Harris kommt nur auf klägliche Zustimmungswerte, weshalb sich die Demokraten auch nach einer anderen Möglichkeit umschauen könnten.
Gavin Newsom
Der Name des Gouverneurs von Kalifornien taucht in den Diskussionen um eine mögliche Nachfolge Bidens immer wieder auf. Der 56-Jährige war einst Bürgermeister von San Francisco und regiert seit fünf Jahren den bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA. Unter anderem hat er Kalifornien zu einem Zufluchtsort für Abtreibungswillige gemacht. Bisher hat Newsom Biden stets den Rücken gestärkt – doch zugleich machte er nie einen Hehl aus seinen eigenen Präsidentschaftsambitionen.
Gretchen Whitmer
Michigan ist einer der sogenannten Swing States, die letztlich entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl sind. Für die Unterstützer von Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer ist das ein starkes Argument für eine Kandidatur der Politikerin.
Die 52-Jährige ist eine scharfe Kritikerin von Ex-Präsident Donald Trump. In ihrem Bundesstaat leben viele schwarze und arabisch-amerikanische sowie viele der Arbeiterklasse zugehörige Wähler – Bevölkerungsschichten, die Biden bisher nur mit Mühe umwerben konnte. Whitmer selbst hat Spekulationen um eine Kandidatur bisher stets zurückgewiesen.
Josh Shapiro
Der 51-jährige Shapiro regiert als Gouverneur von Pennsylvania den größten der Swing States im diesjährigen Rennen um die Präsidentschaft. Vor seinem Antritt als Gouverneur Anfang 2023 war Shapiro in Pennsylvania zwei Mal zum Generalstaatsanwalt gewählt worden. In diesem Amt ging er etwa gegen Purdue Pharma vor, den Produzenten des stark süchtig machenden Schmerzmittels Oxycontin. Shapiro ist ein eindringlicher Redner und ein erklärter Zentrist.
Weitere Namen
Neben den Genannten zirkulieren die Namen der Senatorin Amy Klobuchar und des US-Verkehrsministers Pete Buttigieg. Immer wieder genannt wird die frühere First Lady Michelle Obama, die für viele Demokraten eine Lichtgestalt ist. Sie hat jedoch in der Vergangenheit konsequent betont, dass sie kein politischer Mensch sei und nie Interesse am Präsidentenamt gehabt habe.
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Im Kaffeesud lesen ist sinnlose Spekulation.
Biden denkt nicht an Rücktritt.