Kroatien - Tschechien 1:1
GLASGOW. Vize-Weltmeister Kroatien droht bei der Fußball-EM das Achtelfinale zu verpassen.
Am Freitag mussten sich Luka Modric und Co. gegen Tschechien mit einem 1:1 (0:1) zufriedengeben und gehen mit nur einem Punkt in das letzte Spiel von Gruppe D gegen Schottland. Nach einer schwachen ersten Hälfte rettete Ivan Perisic (52.) zumindest das Remis, das die Tschechen mit nun vier Zählern vor dem Duell mit England alle Chancen auf den Aufstieg lässt. Patrik Schick hatte den Außenseiter in Glasgow vom Elferpunkt in Führung gebracht (37.) und lässt das Team von Jaroslav Silhavy damit weiter träumen. Der Mann von Bayer Leverkusen hat alle drei Turniertore der Tschechen erzielt. Der Punkt war auch die Belohnung für eine couragierte Vorstellung gegen die neuerlich enttäuschenden Kroaten.
Tschechien setzte auf Defensivkraft
Bei ihnen kehrte Routinier Dejan Lovren im Vergleich zum Auftakt-0:1 gegen England nach einer Knieblessur anstelle von Ex-Salzburger Duje Caleta-Car in die Verteidigung zurück, Teamchef Zlatko Dalic verstärkte zudem mit Josip Brekalo (statt Marcelo Brozovic) seine Offensive. Die Tschechen, die zum Auftakt Schottland 2:0 besiegten, brachten mit Tomas Holes statt Mittelfeldmann Alex Kral mehr Defensivkraft ins Spiel.
Dennoch dominierten sie die Anfangsminuten, in denen auch ein Köpfler von Tomas Soucek knapp über das Tor ging (4.). Einen Dropkick von Jakub Jankto ereilte dasselbe Schicksal (12.), schließlich missglückte Schick ein Abschluss aus Kurzdistanz (18.). Kroatien wiederum brachte keine entscheidenden Pässe im Schlussdrittel zuwege, der erste entsprang einem Fehler der Tschechen, deren Goalie Tomas Vaclik aber vor Rebic zur Stelle war (22.).
Kroatien zeigte nichts vom Favoritenstatus
Vom Favoritenstatus der Kroaten war nichts zu merken, von einem Angriffsfurioso nichts zu sehen. Ein zu zentraler Schuss von Perisic auf Vaclik blieb nach einem Eckball lange der einzige Torschuss (24.) der statisch agierenden Truppe. Tschechien hatte kaum Mühe, die Angriffe des Gegners zu verteidigen, konnte seinerseits bis zur Pause die Umschaltmomente nur selten nützen. Einmal aber schaute eine Ecke heraus, just Lovren verursachte in der Folge mit seiner unabsichtlichen Ellbogenattacke im Luftkampf gegen Schick einen Elfer. Und der Gefoulte verwertete sicher.
Auch wenn Rebic bei seinem Schuss ans Außennetz fast postwendend ausgeglichen hätte (38.) und Andrej Kramaric noch einmal Vaclik prüfte (44.), wirkte Kroatien erledigt - und war doch nicht abzuschreiben. Die "Vatreni" kamen völlig verändert aus der Kabine und feierten einen perfekten Einstand in die zweite Hälfte: Perisic, der die Seite gewechselt hatte, zog von außen ins Zentrum, setzte sich im 1:1 durch und schloss mit einem Schuss ins lange Eck ab.
Tschechien ließ sich vom Gegentor aber ebenso wenig beeindrucken wie von der gestiegenen Präsenz und Bissigkeit der Kontrahenten, antwortete mit einem Soucek-Schuss knapp am langen Eck vorbei (52.). Auch ließ der Anfangsdruck der Kroatien wieder nach, die Partie war nach gut einer Stunde völlig offen. Ein brandgefährlicher Schuss von Nikola Vlasic über das Tor (72.) kam zu diesem Zeitpunkt durchaus überraschend. Kroatien ließ den Siegeswillen nicht erkennen, vielmehr kamen die Tschechen im Finish noch zu einer Möglichkeit: Adam Hlozek verzog bei einem Versuch aus zehn Metern aber klar (76.). Für Kroatien vergab Bruno Petkovic kurz vor Schluss im Sechzehner den "lucky punch" (89./geblockt).
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