Tiefe Trauer um beliebten Linzer Sportarzt
Werner Kleschpis, Oberarzt in der Unfallchirurgie am Kepler Universitätsklinikum und jahrelang medizinischer Betreuer der Black Wings, des HC Linz AG und etlicher Fußballvereine, ist plötzlich und unerwartet im 61. Lebensjahr verstorben
Der Schock sitzt tief - nicht nur bei den Eishockeycracks der Black Wings oder bei den Handballern des HC Linz AG, die sich jahrelang auf ihren Teamarzt verlassen konnten. Werner Kleschpis war nicht nur Mediziner, sondern auch Freund und Wegbegleiter in schwierigen Lagen. Er hatte meist ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, stets ein offenes Ohr für diverse Anliegen und Zuversicht in den Augen.
„Das kriegen wir schon wieder hin“, sagte der gebürtige Linzer, der dem einen oder anderen Leistungssportler schneller auf die Beine half, als das zu erwarten gewesen wäre. In der Nacht auf heute ist Kleschpis im 61. Lebensjahr plötzlich und unerwartet gestorben.
„Wir versuchen auch zu blödeln“
Der „Doc“ mit Wohnsitz in Puchenau war ein unermüdlicher Arbeiter, fast rund um die Uhr für seine Patientinnen und Patienten erreichbar - und das im Hochgeschwindigkeitstempo. Er hetzte von einer Operation zur nächsten, von einem Spiel zum anderen. Den „Puckjägern“ der Black Wings, für die er noch am vergangenen Samstag beim 3:2-Sieg über Innsbruck an der Bande stand, begegnete er oft mit trockenem Humor. „Wir versuchen auch zu blödeln, Spaß zu machen, den Spielern den Druck zu nehmen“, sah sich Kleschpis gewissermaßen auch als Psychologe gefordert.
„Was auf dem Eis passiert, ist ein Klacks zu dem, was einem sonst unterkommt“, sagte Kleschpis in einem OÖN-Interview vor neun Jahren. „Wenn ich die Verletzungen der Spieler nicht entsprechend würdige, schauen sie schon ein wenig. Aber es ist natürlich etwas anderes, wenn man etwa einen querschnittgelähmten Patienten versorgt oder amputieren muss.“ Mit derartigen Tragödien war Kleschpis als Oberarzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Linzer Kepler Universitätsklinikum mehrmals konfrontiert.
„Ich nehme diese Schicksale nicht mit nach Hause, das ginge nicht“
Da brauchte es dann schon so etwas wie ein „Ventil“, um mit der seelischen Belastung umgehen zu können. „Ich nehme diese Schicksale als Arzt nicht mit nach Hause, das ginge nicht“, sagte der Familienvater. Seine therapeutische Krisenbewältigung, wenn man so will, begann dann oft schon auf dem Heimweg auf zwei statt auf vier Rädern. Das Mountainbiken war seine große Leidenschaft. „2011 war ich 203 Mal auf der Gis“, erzählte er. Trotz eng gestricktem Terminkalender blieb auch für Golf (Handicap 14), Fuß- und Handball, Skifahren, Segeln oder Tauchen Zeit.
Die Liste jener Mannschaften, die Kleschpis, ein ausgewiesener Kniespezialist, als Teamarzt betreute, ist lang. Ob Black Wings, HC Linz AG, SK St. Magdalena, Donau Linz, Union St. Florian, Edelweiss Linz, Oberösterreichischer Handballbund oder vor längerer Zeit der FC Linz (1994) und der LASK (1995/96) - sie alle hatten jenem Mann vertraut, der jetzt viel zu früh gegangen ist.
Kleschpis konnte sich in die Athleten hineinversetzen, war er doch selbst Sportler auf beachtlichem Niveau gewesen. Er spielte bei Post SV Graz in der Handball-Staatsliga.
In den kommenden Tagen und Wochen wird es viele Gedenkminuten auf Sportplätzen und in Hallen für den „Klesi“ oder „Kleschi“, wie sie ihn riefen, geben. Er ruhe in Frieden.
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