"Seien Sie die beste Fälschung Ihrer selbst"
OÖN-Wirtschaftsakademie: Körpersprache-Coach Monika Matschnig über Irrtümer, Authentizität und Rollenspiel.
Mit Charme und einer unterhaltsam servierten Portion Fachwissen überzeugte die Kärntner Körpersprache-Expertin Monika Matschnig diese Woche ihr Publikum bei der OÖN-Wirtschaftsakademie im Linzer Brucknerhaus.
Gleich zum Start räumte sie mit bekannten Allgemeinplätzen auf. Etwa, dass Menschen, wenn sie ihre Arme verschränken, ablehnend und desinteressiert seien. "Das stimmt so nicht. Diese Haltung ist einfach bequem und zeigt, dass dieser Mensch im Augenblick nicht handeln will oder muss. Sobald Menschen aktiv werden, auch geistig, öffnen sie sich." Allerdings – das sei durch Studien festgestellt – würden verschränkte Arme zu einer um 38 Prozent geringeren Informationsaufnahme führen. Wer richtig interpretieren will, beziehe winzige Bewegungen im Gesicht mit ein. "Wer die Arme verschränkt und die Lippen aufeinander presst, ist tatsächlich für nichts offen."
Auf das Wie kommt es an
Ein Redner, ein Chef, eine Führungskraft habe auch die Aufgabe, zu unterhalten, sonst erreichten diese ihr Gegenüber nicht. Die wenigsten Menschen, die sich auf ein Gespräch vorbereiten, würden überlegen, wie sie etwas sagen. "Es ist ein Irrglaube zu meinen, die reine Sache steht im Vordergrund. Inhalt ist wichtiger denn je, aber er muss so verpackt werden, dass er ankommt." Was benötigt der Mensch nun, um gut zu wirken? "Ausstrahlung ja, Authentizität nein." Ihr Tipp lautet: Sei nicht authentisch, sondern so, wie du wahrgenommen werden willst. "Wenn wir wirklich zeigen würden, was wir denken, würde jede Familienfeier in einem Desaster münden", meinte Matschnig. Entscheidend sei, stets die Contenance zu bewahren.
Rollen spielen
Wer gut wirken wolle, benötige die richtige Einstellung, denn was jemand denke, strahle er auch aus. Es gelte, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. "Haben Sie den Mut, in bestimmten Situationen die beste Fälschung Ihrer selbst zu sein."
Wer eine bestimmte Körperhaltung einnehme, bewirke damit bestimmte Gefühle. Wer etwa von seinem Gegenüber eine Zustimmung erlangen möchte, sollte nonverbal mithelfen, etwa mit einem Nicken schon bevor er die entscheidende Frage stellt. "Denn wir neigen dazu, das Verhalten des Gegenübers zu imitieren. Die Kunst dabei ist, es so zu machen, dass der Gesprächspartner es nicht bemerkt."
Wann immer es gelte, etwas mit Leidenschaft und Begeisterung zu vermitteln, gehöre die Gestik dazu. Es brauche auch eine gewisse Spannung im Körper. Matschnigs unkonventioneller Tipp, wie das funktionieren kann: "Stellen Sie sich einfach vor, Sie klemmen sich eine virtuelle Erbse zwischen die Pobacken."
Zuerst sprechen die Hände
Wer überzeugend wirken wolle, sollte nie während des Sprechens die Arme an den Oberkörper pressen. "Nehmen Sie sich den Raum, aber angepasst daran, ob Sie mit einer Person kommunizieren oder mit einer großen Anzahl an Menschen." Wer eine Botschaft mit Gesten verstärken möchte, sollte das im Vorfeld vor dem Spiegel üben. Matschnig: "Zuerst sprechen die Hände, beispielsweise in Form einer Willkommensgeste, dann folgt die Botschaft."
Der Chamäleon-Effekt sei eine Möglichkeit, eine Verbindung zum Gegenüber aufzubauen. Der Gesprächspartner nehme dabei die spiegelgleiche Körperhaltung und auch die Sprechgeschwindigkeit des anderen an. "Das zeigt, dass der eine den anderen versteht", sagte Matschnig. Denn Menschen mögen Menschen, die so sind wie sie. Oder so, wie sie gerne sein wollen. "Aber nicht alle Bewegungen spiegeln, sonst wird das als Nachäffen verstanden", warnte sie.
Eine Botschaft gab die Körpersprache-Expertin zum Abschluss noch mit auf den Weg. "Betrachten Sie immer den ganzen Menschen, und suchen Sie in ihm zuerst das Gute und Schöne." Sie hält es dabei sinngemäß mit Johann Wolfgang von Goethe: Behandle den Menschen, wie er ist, dann wird er schlechter. Behandle ihn, wie er sein könnte, und er wird besser.
Die nächste OÖN-Wirtschaftsakademie:
Die kommende OÖN-Wirtschaftsakademie am Mittwoch, 5. Juni, holt den deutschen Verhandlungsexperten Matthias Schranner ins Brucknerhaus. Er fokussiert sich in seinem Vortrag auf schwierige Verhandlungen, die mit Vernunft nicht zum Erfolg geführt werden können. Schranner, der von FBI und Polizei zu diesem Thema ausgebildet wurde, zeigt Strategien und Taktiken für den Umgang mit irrationalen und emotionalen Verhandlungspartnern. Tickets: www.nachrichten.at/wirtschaftsakademie
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