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Eine neue Fernseh-Ära bricht an

Von Lukas Luger, 28. Dezember 2015, 00:04 Uhr
Eine neue Fernseh-Ära bricht an
„House of Cards“: Das Polit-Drama mit Kevin Spacey stellt eine Zäsur in der jüngeren TV-Geschichte dar.

Streaming: Woche für Woche warten, bis endlich die neue Episode der Lieblings-Fernsehserie läuft? Das gehört der Vergangenheit an. Heute werden oft alle Folgen einer TV-Serie am Stück angeschaut. Das „Netflix-Modell“ hat den Fernsehkonsum für immer verändert.

Wogende Weizenfelder, strahlende Kinder mit US-Flaggen, Kampfjets im Formationsflug. Dazu eine pathetische Stimme aus dem Off, die berichtet, dass es nun mehr Amerikaner gebe, die Arbeit haben, Soldaten, die nach Hause kommen, und dass die Menschen überhaupt ruhiger schlafen könnten. Und all dies hätten sie einzig und allein einem Mann zu verdanken: Präsident Frank Underwood! Ausgerechnet in einer Werbepause der republikanischen TV-Präsidentschaftskandidaten-Debatte kündigte der US-Streamingdienst Netflix vor wenigen Tagen die Rückkehr seiner grandiosen Politsatire „House of Cards“ im kommenden Frühjahr an. Darin spielt Kevin Spacey mit Verve den skrupellosen Machtpolitiker Underwood, der sich bis ins US-Präsidentenamt mordet und intrigiert.

Nicht nur wegen ihrer schonungslosen Darstellung politischer und emotionaler Abgründe wird „House of Cards“ in den USA kontrovers diskutiert. Nein, die auf dem gleichnamigen Roman von Michael Dobbs basierende Serie läutete Anfang 2013 eine neue Ära des Fernsehens ein. Mit dem selbst produzierten Drama vollzog das 1997 als Online-Videothek gegründete Netflix nicht nur den Sprung von der passiven Abspielstation zum aktiven Lieferanten hochwertiger Fernsehkost. Auch die Art, wie Fernsehen konsumiert und produziert wird, veränderte sich nachhaltig. Alle 13 Folgen der ersten Staffel „House of Cards“ standen ab 1. Februar 2013 auf einen Schlag in voller Länge zur Verfügung. Dies ermöglichte den Zuschauern, die Serie innerhalb kürzester Zeit zu konsumieren, ohne Unterbrechungen. Einzige Voraussetzung: eine stabile Breitband-Internetverbindung.
Die Fernsehmacher wiederum befreiten sich von Konventionen. Ohne die Notwendigkeit, zig Millionen Zuschauer Woche für Woche mittels skurriler Wendungen zum Einschalten animieren zu müssen, gewannen sie Zeit für die sorgfältigere Entwicklung der einzelnen Charaktere, komplizierte Plot-Stränge schlängeln sich nun über viele Folgen, anstatt ruckzuck innerhalb einer Episode verhandelt zu werden. Aus der kleinteiligen TV-Erzählstruktur entwickelte sich nach und nach ein fugenloses Geschichtenerzählen, das mehr mit einem epischen Roman als mit einer flotten Sitcom gemein hat.

69,17 Millionen Abonnenten

Für Netflix hat sich das Wagnis ausgezahlt. Heute hält der Streamingdienst bei insgesamt 69,17 Millionen Abonnenten . Laut „Financial Times“ verbuchte das derzeit in 50 Ländern operierende Unternehmen im vierten Quartal 2015 einen Profit von 83,4 Millionen Dollar. Der Anteil selbstproduzierter Programme – Serien, Filme, Dokumentationen – soll sich 2016 auf jährlich 320 Stunden Sendezeit verdreifachen. „Unsere Eigenproduktionen sind es, die unsere Marke in die Welt tragen“, sagt Programmchef Ted Sarandos. Neben „House of Cards“ setzt Netflix derzeit primär auf das Gefängnisdrama „Orange Is The New Black“ und den Drogenthriller „Narcos“.
Der Erfolg hat Netflix allerdings in eine Zwickmühle manövriert. Nicht nur versuchen Mitkonkurrenten wie Amazon aggressiv ein Stück vom Kuchen abzubekommen, auch weigern sich Medienkonzerne wie Time Warner oder 21st Century Fox, ihre Serien und Filme weiter an Netflix zu lizenzieren. Zu groß ist die Angst, ihre Kunden an den Streamingdienst zu verlieren. Da kann selbst Frank Underwood nicht weiterhelfen.

Siehst du noch fern, oder streamst du schon?

Der Marktführer: Netflix

Der Marktführer zählt fast 70 Millionen Kunden. Je nach Auflösungsqualität kostet Netflix im Monat 7,99 Euro, 8,99 Euro oder 11,99 Euro. Geschaut wird im Browser oder auf einem internetfähigen Fernsehgerät. Die Stärke von Netflix liegt eindeutig im Serienbereich – siehe Bericht oben.

Der Versandgigant: Amazon Prime

Kunden, die eine Prime-Mitgliedschaft (49 Euro/Jahr) abschließen, haben neben Gratis-Versand auch kostenlosen Zugriff auf 15.000 Titel, darunter die exklusiv für Amazon produzierte Serie „Transparent“. Mit einem „Fire-TV-Stick“ lässt sich das Programm auf das TV übertragen.

Der Privatsender: Sky Online

Für Serien-Fans empfiehlt es sich, das „Entertainment-Paket“ um 9,99 Euro/Monat zu buchen, Film-Freaks bevorzugen das Cinema-Paket (14,99 Euro). Hits wie „The Walking Dead“ sind wenige Stunden nach US-Ausstrahlung verfügbar. Leider sind viele Titel nicht in HD-Qualität erhältlich.

Der Pionier: Maxdome

Maxdome ging bereits 2006 aus der Video-on-Demand-Plattform der ProSiebenSat.1-Gruppe hervor. Das merkt man beim Angebot: wenig Exklusives, dafür viele deutsche Serien wie „Der letzte Bulle“. Fein: Offline-Modus, mit dem sich Filme herunterladen lassen. Preis: 7,99 Euro im Monat.

Der Franzose: Watchever

Das Programm des französischen Medienriesen Vivendi wird mit der Browser-Erweiterung Silverlight gestreamt, für Mobilgeräte gibt es eine App. Bei älteren Serien und Filmen ist das Angebot okay. Aktuelles? Na ja. Die ersten drei Monate gibt’s für je 2,99 Euro (danach 8,99 Euro).

Diese Serien sollten Sie 2016 sehen

Woody Allen debütiert, Gérard Depardieu als Bürgermeister, „Full House“ kehrt zurück – diese neuen Streaming-Serien dürfen Sie kommendes Jahr nicht verpassen:

1.„Fuller House“ (Netflix, ab 26. Februar): Die Familie Tanner aus „Full House (1987 - 1995) kehrt nach 21 Jahren Absenz mit 13 neuen Folgen zurück.

Eine neue Fernseh-Ära bricht an
"House of Cards": Das Polit-Drama mit Kevin Spacey stellt eine Zäsur in der jüngeren TV-Geschichte dar. Bild: APA/EPA/GUILLAUME HORCAJUELO

2. Neue Woody-Allen-Serie (Amazon, Startdatum unbekannt): Der Regie-Altmeister entwickelt seine erste TV-Serie. Das könnte überaus interessant werden.

3. „Marvel’s Luke Cage“ (Netflix, wahrscheinlich April): Mike Colter spielt den Comic-Helden, der durch ein sabotiertes Experiment undurchdringliche Haut erhält.

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Bild: APA/EPA/JULIEN WARNAND

4. „Marseille“ (Netflix, ab März): Im Zentrum der französischen „House of Cards“-Variante steht Gérard Depardieu als windiger Bürgermeister von Marseille.

5. „Mad Dogs“ (Amazon, 22. Jänner): Das US-Remake der gleichnamigen britischen Serie handelt von einer Gruppe von College-Freunden, die auf Belize in die dunklen Machenschaften des organisierten Verbrechens verwickelt werden.

 

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5  Kommentare
5  Kommentare
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Gugelbua (33.205 Kommentare)
am 28.12.2015 11:34

Wozu im das überhaupt ansehen wo wir doch live mittendrin leben und das korrupte geschehen über uns ergehen lassen? traurig
Die sogenannten friedlichen Tage sind vorbei nun gibts wieder täglich Mord und Totschlag, nichts fasziniert die Menschen mehr als Voyeur diese Grausamkeiten mit zu erleben zwinkern

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Wuhei (716 Kommentare)
am 28.12.2015 08:02

Das klingt für mich wie massive Drohungen

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Strawanza (8.312 Kommentare)
am 28.12.2015 08:07

Hast du die Fernbediehnung mit dem "Aus-Schalter" verlegt? grinsen

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 28.12.2015 10:10

Noch mehr sche......👎
Am besten abbestellen......

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meisteral (13.160 Kommentare)
am 28.12.2015 11:03

3 Experten unter sich!
Und im nächsten Absatz über "Rotfunk" und Zwangsgebühren lamentieren....

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