Hoffnungsmarkt intelligentes Haus
Smart Home: Die Vernetzung der Geräte in einem Haushalt schreitet viel langsamer voran als vorhergesagt. Das Problem ist die mangelnde Offenheit der Gerätehersteller zur Vernetzung. Dennoch bietet die bereits verfügbare Haus-Automatisierung viel Komfort und Sicherheit.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geht es in Sachen Haus-Automatisierung (Smart Home) offenbar zu langsam. Er kündigte als Vorsatz für 2016 an, sein Zuhause mit Hilfe künstlicher Intelligenz steuern zu wollen. Dafür wolle er einen digitalen Assistenten programmieren. Er denke an etwas Ähnliches wie an den Computer Jarvis von "Iron Man", Tony Stark, der in den Filmen immer zu Diensten war.
Seit Jahren bekommen die Konsumenten auf diversen Fachmessen intelligente Wasch-, Kaffee- und sonstige Haushaltsmaschinen präsentiert, die sich selbsttätig einschalten oder von unterwegs programmiert werden können und das Leben der Menschen einfacher machen sollen. In den Häusern der Menschen ist davon noch kaum etwas angelangt außer den vernetzten Fernsehgeräten und den Tablets/Computern, die mit der Musikanlage verbunden sind.
Stromsparen ist Hauptmotiv
Das hat auch eine Befragung von Österreichern ergeben, die die Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) vor Kurzem durchführen ließ. Nur sieben Prozent der Befragten gaben an, vernetzte Haushaltsgeräte zu nützen. Dabei sind die Konsumenten den neuen Technologien sehr zugetan: 70 Prozent der Österreicher sehen in der Einsparung von Energie den größten Vorteil von smarten TV-Geräten, Kühlschränken oder Backöfen. Gleich dahinter nennen sie als Gründe für eine eventuelle Anschaffung "Wohnkomfort" (67 Prozent) und Zeitersparnis (66 Prozent). Für mehr als die Hälfte ist die Steuerung von unterwegs und via App mit dem Smartphone ein weiterer Vorteil intelligenter Geräte.
Der Grund, warum die Haushaltsgeräte noch nicht so vernetzt sind wie vielfach erwartet, sind die fehlenden Standards oder Schnittstellen, um den Fernseher von Samsung mit der Küchenmaschine von Miele und der Photovoltaikanlage des lokalen Installateurs intelligent miteinander in Verbindung treten zu lassen.
Die Hersteller müssten sich in dieser Frage jetzt zusammentun, sagte Samsung-Manager Kai Hillebrandt bei der CES, die dieser Tage als taktgebende Messe für Unterhaltungselektronik in Las Vegas über die Bühne geht. Deshalb will Samsung seine TV-Geräte als Herzstück im vernetzten Zuhause etablieren.
Eine zentrale Steuerung für Heizung, Licht, Beschattung und Alarmanlage im Haus bietet das Kollerschlager Unternehmen Loxone seit Jahren mit seinem Mini-Server. Mittlerweile ist auch BMW Kooperationspartner: Der Loxone-Miniserver optimiert die Ladung der strombetriebenen BMW-i-Serie, auch unter Einbindung der hauseigenen Photovoltaik-Anlage.
Das intelligente Haus gilt als Wachstumsmarkt, an den viele Firmen große Hoffnungen knüpfen. So kaufte Google 2014 das US-Unternehmen Nest für mehr als drei Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro). Nest stellt beispielsweise vernetzte Rauchmelder und Thermostate her. Der Konzern Redmond bringt eine smarte Produktserie mit intelligentem Teekessel, Bügeleisen und Multikocher.
Die große Problematik dabei ist die Sicherheit der persönlichen Daten über die Lebensweise und Vorlieben. Eine Sicherheitsfirma in Wien hackte kürzlich intelligente Türschlösser, Lichtsysteme und Haushaltsgeräte aufgrund einer schwerwiegenden Sicherheitslücke im weit verbreiteten Übertragungsstandard "ZigBee". Googles Nest-Geräte werden über das Internet gesteuert (anders als bei Loxone). Die Daten werden in der Google-Datenwolke gespeichert. Das wirft die Frage nach der Datensicherheit auf.
Drei Fragen an Martin Öller
Der Geschäftsführer des Mühlviertler Unternehmens Loxone hat sich voll auf die Automatisierung von Privathäusern spezialisiert.
- Wie sehr ist das automatisierte Haus schon im Alltag der Österreicher angekommen?
Das Leben mit Autopilot funktioniert bei Beschattung, Licht, Zutritts-, Heizungs- und Alarmsystemen schon sehr gut. Ich schätze, dass weniger als zehn Prozent der neu gebauten Häuser richtige Smart Homes sind. Der Automatisierungsgrad bei Firmengebäuden dürfte ähnlich hoch wie bei Privathaushalten sein. - Was tut sich aktuell im Markt der Hausautomatisierung?
Im Unterschied zu vor zwei, drei Jahren, als uns die Hersteller etwa von Heizungssystemen mit großem Widerstand begegnet sind, kommen sie jetzt auf uns zu. Es tut sich sehr, sehr viel in der Bereitschaft der Hersteller, ihre Systeme zu öffnen und in eine Gesamtsteuerung zu integrieren. Denn für mich ist der Schlüsselfaktor für Smart Home, dass es keine Inseln geben soll. Die Lautsprecher im Haus sollten der Musikanlage genauso wie der Haustürklingel und der Alarmanlage dienen. - Werden wir mit dem automatisierten Haus nicht zu Marionetten der Technik?
Wenn das Haussystem die Heizung intelligent reguliert, die Beschattung steuert und vor Einbrechern schützt, überwiegt der Komfort die Abhängigkeit. Das manuell zu steuern würde im Jahr wohl 50.000 Steuerungshandgriffe bedeuten. So weit, dass der Kühlschrank automatisch die Milch nachbestellt, sind wir ohnehin noch lange nicht.
Ich verwende KNX/EIB-Bus als sicheres und modularer System mit Siemens und Busch Jaeger Komponenten mit Integration von Siemens Logo seit 15 Jahren sowohl im Wochenendhaus als auch im Haus in Leonding zur vollen Zufriedenheit. Mit den proprietären Systemen, wie auch Loxone, kann man super "basteln" , aber großes Vertrauen darin habe ich nicht. KNX ist zwar nicht Plug and Play, aber ein sehr ausgereiftes Industriesystem mit Herstellerübergreifender Kompatibilität und es "läuft" ohne Benutzet zu übervorteilen.
Verstehe zwar nur Bahnhof, beneide dich jedoch um deine offensichtlichen Fachkenntnisse. Machen im Frühjahr Zubau, welchen ich gerne vernetzen würde (Sauna-, Whirlpool-, Licht- und Heizungssteuerung). Du meinst, mit Loxone werde ich da nicht wirklich weit kommen?