Roboter-Revolution auf dem Arbeitsmarkt
Sind wir ein Auslaufmodell?
Kurz vor Ladenschluss in meinem Linzer Stammsupermarkt: Alle wollen bezahlen. Bei den Robokassen scheint’s am schnellsten zu gehen. Das sind jene, bei denen man seine sieben Sachen selbst über den Scanner zieht und auf einer Kontrollfläche zur Gewichtsprüfung ablegt. Ich hab’ also nichts wie Müsli, Milch, Windeln drübergezogen – doch mit meinem Brokkoli hat der Automat Schwierigkeiten. In misstrauischer Manier nimmt er mir nicht ab, dass es sich bei dem schweren Teil um ein 1,49-Euro-Gemüse handelt. Eine Aufseherin muss zur Beäugung her. Schnell verifiziert sie die Brokkolihaftigkeit meines Einkaufs, und wir kommen ins Plaudern. Alles in allem funktioniere das System ganz vernünftig, hie und da hapert’s natürlich noch, aber – und die nette Kassiererin senkt den Kopf – "in ein paar Jahren gibt’s hier wahrscheinlich nur mehr Maschinen".
Eigentlich ein Hohn, denke ich auf dem Heimweg. Menschen helfen Maschinen so lange bei der Arbeit, bis diese schlussendlich intelligent genug sind, um die menschliche Belegschaft überflüssig zu machen. Denn die Kassiererin hat recht. Robotische Systeme sind in vielen Sparten kaum noch aufzuhalten. In Asien existieren bereits Betriebe, in denen Maschinen einen Monat lang unbewacht am Werk sind. Laut Oxford University soll uns die bevorstehende "Roboter-Revolution" in den kommenden zwei Jahrzehnten 40 bis 50 Prozent aller Arbeitsplätze kosten. Ein hohes Automationsrisiko wird dabei unter anderem Telemarketing-Mitarbeitern, Bibliothekaren, Post- und Bankangestellten oder Finanzbuchhaltern attestiert. Überall dort allerdings, wo Kreativität, Verhandlungsgeschick oder Einfühlungsvermögen besonders gefragt sind, sieht die Prognose anders aus. Geht’s um die Kernkompetenzen unserer Spezies, können uns die Bots eben nicht so schnell das Wasser reichen.
Nur negativ ist der technologische Wandel freilich nicht. Robotische Assistenten werden Alten ein selbstständiges Leben zuhause ermöglichen, Roboterautos blinden Menschen individuelle Mobilität gewähren, und mithilfe künstlicher Intelligenz können komplexe medizinische Diagnosen schneller erstellt werden. Doch gleichzeitig sitzt die Sorge vor dem Ersetztwerden tief. Sie ist berechtigt und muss ernst genommen werden. Dazu gehört ein breiter öffentlicher Diskurs, aber auch die Vorbereitung künftiger Jobeinsteiger auf den Arbeitsmarkt 2036. Denn werden ganze Berufsfelder von der Robokonkurrenz überrumpelt, droht eine Rückbesinnung auf den Ursprung des Sabotage-Begriffs: Als Arbeiter während der ersten industriellen Revolution nämlich ihre Holzschuhe – "Sabots" – in die Maschinen warfen, um sie zum Stillstand zu bringen.
»siehe: #industry4.0, #rageagainstthemachine
Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab.
Fädenzieher, war ein Beruf im 18. Jahrhundert. Viele Frauen waren beschäftigt, am Webstuhl die Fäden zu ziehen um damit eine Musterung in dem Gewebe zu ermöglichen. Joseph-Marie Jacquard war diese Tätigkeit verhasst. Er erfand eine Maschine, welche diese Fädenzieher ersetzte. Die Jacquardmaschine arbeitete mit einer Lochkarte. Ein Loch bedeutete der Faden wird gehoben, kein Loch bedeutete der Faden bleibt unten. Der erste Roboter wurde erfunden. Die Folge dieser Erfindung war, das viele Fädenzieher ihre Arbeit verloren. Um das zu vermeiden wurden die Maschinen durch die "Maschinenstürmer" zerstört. Es blieb aber nicht aus, so setzte sich doch dieser Roboter bis heute, natürlich in verbesserter Variation auf den Webmaschinen durch.