Wann Graz über eine Olympia-Bewerbung abstimmt
GRAZ. Am Donnerstag sollen die 48 Grazer Gemeinderäte ab der Mittagsstunde darüber abstimmen, ob Graz sich - zusammen mit Schladming - für die Abhaltung der Olympischen Winterspiele 2026 bewirbt.
Die Mehrheit dafür ist wohl sicher, über die Kosten gibt es eine anhaltende politische Debatte. Die zweitstärkste Fraktion in Graz, die KPÖ, will eine Volksbefragung über die Abhaltung von Spielen.
Die Parteien der Befürworter, der ÖVP unter Bürgermeister Siegfried Nagl (19 Mandatare) und FPÖ unter Vizebürgermeister Mario Eustacchio (8 Sitze), haben gegenüber den 21 Abgeordneten von KPÖ (10), Grünen (5), SPÖ (5) und NEOS (1) die Mehrheit. In Schladming hat sich der Gemeinderat Anfang Februar einstimmig für eine Bewerbung gemeinsam mit Graz ausgesprochen.
In Graz gibt es allerdings Skepsis und Widerstand von den anderen Rathausparteien, vor allem hinsichtlich der Kosten. Die zweitstärkste Fraktion, die KPÖ unter Stadträtin Elke Kahr sammelt bereits Unterschriften, bisher rund 3.700, damit das Vorhaben Olympia einer Volksbefragung unterzogen werden soll. Zu dieser Befragung gab es anfangs ein striktes Nein von Bürgermeister Nagl, mittlerweile könnte dies nicht so streng gesehen werden.
Machbarkeitsstudie bis Juni
Bei der Abstimmung geht es darum, dass Graz einen "Letter of Intent", eine Absichtserklärung verfassen kann, der dann gemeinsam mit Schladming bis 31. März beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht werden kann. Zugleich soll der Beschluss die Gründung einer entsprechenden Olympia-Gesellschaft "Grazer Winterspiele 2026 GmbH" im Frühjahr ermöglichen.
Bis Juni soll dann eine Machbarkeitsstudie vorliegen. Graz/Schladming bekämen dann in weiterer Folge den Status einer "Dialogue stage interested city" bis Oktober. Das IOC würde dann die Kandidaten nominieren, dieser "Candidate city process" würde vom Oktober 2018 bis September 2019 laufen. Die Vergabe der Olympischen Winterspiele und der Paralympics würde dann im Herbst 2019 in Mailand erfolgen.
Kosten nicht klar
Über die Kosten konnte man bisher wenig Konkretes erfahren. Bei der mäßig besuchten Bürgerinformation am Montagabend in einem Saal des Messecenter Graz hatte Schladmings Bürgermeister Jürgen Winter von gesamt 416 Millionen Euro gesprochen. Diese sollten mit 195 Millionen von Bund, Ländern und Gemeinden kommen, 221 Millionen Euro von privaten Investoren. Rund eine Milliarde Euro soll das IOC beisteuern. Allerdings seien in diesen Kosten noch nicht die Aufwendungen für Sicherheitsmaßnahmen enthalten. Das Problem: Beim Bund ist man sehr zurückhaltend. Graz und das Land Steiermark haben kaum finanziellen Spielraum. Die Stadt hat über eine Milliarde Euro Schulden, das Land an die fünf Milliarden. Letzteres hat sich einen Sparkurs auferlegt, und SPÖ-Finanzlandesrat Anton Lang hatte in einer Landtagssitzung Anfang Februar zum Thema Olympia wissen lassen, dass es "aus derzeitiger Sicht nicht den geringsten Spielraum im Landesbudget" gebe.
Sportminister und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) hatte sich in einem APA-Gespräch Mitte Februar zwar prinzipiell für Olympische Winterspiele in Österreich erwärmen können. Für eine Bewerbung Graz/Schladming 2026 müsse aber breite Unterstützung vorhanden sein. Als Regionalpolitiker würde er das "so handhaben, dass ich die Bevölkerung mitnehme", sagte Strache.
Auf der Homepage der Stadt Graz leuchtet jedenfalls bereits eine olympische Flamme - jene der Special Olympics 2017 in Graz und Schladming, deren erfolgreiche Durchführung dem Vernehmen nach Nagl und Winter mit auf die Idee gebracht haben soll.