Kolumne
Ich bin eine disziplinierte Dienerin meines Maroni-Baumes. Seit 20 Jahren steht er in meinem Garten. Die Kinder- und Jugendjahre hatte er noch "frei". Doch vor etwa zehn Jahren begann er, Früchte anzusetzen. Ist es der Klimawandel oder das Erwachsenwerden? Vor 15 Jahren begann die Größe stattlich zu werden. Die des Baumes und die der Maroni. Der Hanglage zolle ich mit gespannten Netzen Tribut. Schließlich will ich ernten und nicht unter Bodendeckern suchen.
Ist der Schatz einmal im Haus, können mich die Maroni kreuzweise. So sollten sie auf der bauchigen Seite nämlich eingeschnitten werden und zwar in Form eines geraden Kreuzes. Dann ab ins Rohr bei 200 Grad für 20 Minuten. Springt die Schale auf, können sie (meist) gut geschält werden. Man kann die Maroni auch eine Viertelstunde im Reindl in Wasser kochen und mit dem Messer schälen.
Doch das ist nur die Ouvertüre für eine Köstlichkeit im Teller: Maronicremesuppe. Dieses Wort ist ein Synonym für Gemütlichkeit und Geborgenheit, die sich nach wenigen Löffeln im Herzen einnistet. Der Weg dorthin geht so: Zwei mittelgroße Zwiebel schälen, klein schneiden, in Rapsöl (es darf auch Gänseschmalz sein) mit einer Prise Zucker sanft dünsten. Mit einem Schuss Weißwein ablöschen, einkochen lassen. Die Maroni und gut einen Liter Wasser dazu, 20 Minuten köcheln, mit Stabmixer pürieren. Einen Becher Sauerrahm mit etwas Wasser, einem Teelöffel süßen Senf und einem Esslöffel Vollwertmehl versprudeln, in die Suppe einrühren und aufkochen lassen. Wer es noch molliger will, sprudelt ein Achtel Schlagobers in den Topf, der bereits von der Platte genommen ist. Salzen, pfeffern, eventuell etwas Balsamicoessig. Erwachsene geben einen Schuss Sherry dazu. Hmm!
Es geht auch mit weniger Mühe. Wer vom Gusto überwältigt wird und keinen Baum zur Hand hat, kauft weichgekochte Maroni im Beutel. Gibt’s in jedem gut sortierten Supermarkt.
Die Kolumne schreiben abwechselnd Karin Haas und Philipp Braun, das Genussteam der OÖNachrichten.