Blaudruck als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt
BAD LEONFELDEN. Die Handwerkstechnik des Blaudrucks, die in Österreich nur noch im Mühlviertel und im Burgenland praktiziert wird, ist am Mittwoch auf die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen worden. Es ist erst die vierte Eintragung mit Österreich-Bezug.
Der Blaudruck ist eine jahrhundertealte Technik der Stoffveredelung und wird noch heute von Designern in Modekollektionen in Zusammenarbeit mit Blaudruck-Werkstätten angewandt. An der Einreichung sind neben Österreich auch Deutschland, die Slowakei, Tschechien und Ungarn beteiligt.
Unter Handblaudruck versteht man das Färben von zumeist Naturmaterialien mittels einer speziellen Drucktechnik. Die bis zu 250 Jahre alten Holzmodeln zeichnen sich durch regional inspirierte Muster aus. Während im 18. und 19. Jahrhundert die Technik des Blaudrucks in Mitteleuropa stark verbreitet war, existieren in Europa heute nur noch wenige Blaudruckwerkstätten.
Nur zwei Betriebe in Österreich, einer davon im Mühlviertel
An der Einreichung waren neben Österreich auch Deutschland, die Slowakei, Tschechien und Ungarn beteiligt. Laut österreichischer UNESCO-Kommission gibt es in Österreich nur noch zwei Familienbetriebe: Original Blaudruck Koó (Burgenland) und Blaudruckerei Wagner in Bad Leonfelden im Mühlviertel, ebenso in Tschechien, in der Slowakei seien noch drei, in Ungarn sechs Familien-Blaudruckereien aktiv.
Der Mühlviertler Blaudruck kam im April 2015 auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der österreichischen UNESCO-Kommission - wir haben berichtet. Die größte Gemeinschaft an Blaudruckern in Europa besteht in Deutschland, wo noch 12 Werkstätten bestehen.
Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) sieht in der Aufnahme "ein weiteres starkes Zeichen, dass Österreichs kulturelles Erbe vielfältig und zeitlos ist". - "Der Handblaudruck ist ein wichtiger Teil der österreichischen und europäischen Handwerkstradition", wird Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, in einer Aussendung zitiert. "Die Handwerkstechnik des Blaudrucks ist leider zunehmend vom Verschwinden bedroht, wir hoffen, dass die internationale Würdigung dieser Tradition zu neuen Impulsen und Aufmerksamkeit verhilft."
Morgen wird über weitere Einreichung entschieden
Derzeit sind aus Österreich neben dem Blaudruck die Falknerei, das Imster Schemenlaufen und die Hohe Schule und Klassische Reitkunst der Spanischen Hofreitschule auf der Liste vertreten. Über eine weitere Einreichung aus Österreich - diesmal gemeinsam mit der Schweiz - soll morgen in Mauritius entschieden werden. Es geht dabei um das Wissen im Umgang mit der Lawinengefahr.
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Seit 2003 unterstützt die UNESCO die Förderung, Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen.
Wissen, altes Wissen zu erhalten ist eine Pflicht. Nur ist das meiste alte handwerkliche Wissen verloren gegangen. Krieg war die Hauptursache des Vergessens von alten Techniken und ihren Funktionsweisen. Die Männer sind in den Krieg gezogen, nicht mehr heim gekommen und das Wissen war weg. Wissen wurde nur von Person zu Person übergeben. Im 30 Jährigen Krieg sind viele Techniken, gerade im Bereich des Textilhandwerks verloren, vergessen worden.
Oft fehlten auch nach dem Krieg die zu verarbeitenden Materialien.
Übersehen wir nicht, was heute durch die Industrialiesierung, durch die Globalisierung an Kultur und Wissen verloren geht. Welch handwerkliches Können verloren wird, wenn ein chinesische Weber nur mehr Jeans für uns webt und das Seidenweben verlernt. Ein Tischlerlehrling nur in einer Fensterfabrik seinen Beruf erlernt. Ein Fleischhauerlehrling in seiner ganzen Lehrzeit nie ein Schwein zum Schlachten bekommt.
Wenn es einmal zu spät ist, dann ist es für immer zu spät.
Das stimmt auch nicht
Soviel "der Krieg" auch vernichtet, so viel Fortschritt produziert er auch. Mindestens.
Der "gute Herr" Kaiser(tm) hätte keine Bahn gebaut, wenn sie nicht kriegswichtig gewesen wäre. Nach Ischl höchstens.
jago,
was sollte daran nicht stimmen, wenn ich schreibe, dass die Kriege viel an Wissen zu verlieren brachte. Ein Beispiel, die Damast-Webtechnik beherrscht heute niemand mehr perfekt. Es kann nur dahingewurschtelt werden, wenn ich mir im Webereimuseum Haslach den Damaststuhl anschaue. Ein Venzl Geretschläger (Weber von des Jägers Hochzeit) war der letzte, welche diese Technik noch beherrschte.
Wir reden hier sicher nicht von dem, was ein Kaiser wegen einem Krieg erbauen lies.
Das stimmt schon - allerdings habe ich davon geschrieben, dass der Krieg das Wissen verdrängt, nicht vernichtet.
Gerade habe ich so einen Effekt ohne Krieg mit den kindlichen Amerikanern bei der Funkerei, die mit einer neuen, schnellen Methode (FT8) alles niederwalzen und die leisen Bänder überplärren.
Die können sich gar nicht vorstellen, dass es noch wen gibt, der nicht davon begeistert ist, in kurzer Zeit viele mittelmäßige Verbindungen fürs Logbuch zu machen
Das passt 1:1 zum Blaudruck - wer braucht denn sowas noch, wo es doch _neue_ Druckmethoden gibt, mit denen hundertfach mehr Hadern bedruckt werden können und viel billiger.
Deine Hadern ziehen junge Dirndl an, weil sie in der Schulklasse dem Modedruck ausgesetzt sind und sich nicht jedes Jahr etwas Teures, Wertbeständiges kaufen können. Drum gehen sie zu H&M oder zur alten Kleidertruhe auf dem Dachboden und freuen sich überglücklich, dabeisein zu können. Kultur wird in keiner Weise weitergegeben. Die kommt erst später (wenn noch eine då ist ).
Dein Beispiel aus dem Funk stimmt aber auch schon hundertprozentig mit den schön dargestellten Folgen.
Tills Einwand muss deutlicher hervorkommen: Das Wissen liegt nicht nur in der aktuellen Verwendung, sondern hat auch eine Selbständigkeit.
Wenn du auch nie in Casablanca warst, weißt du doch, wo es liegt.