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Ein Mittelweg durchs Land des Lächelns

Von Michael Wruss, 23. Juli 2018, 00:04 Uhr
Ein Mittelweg durchs Land des Lächelns
Farbenfrohe Inszenierung von Lehárs "Land des Lächelns" in Bad Ischl Bild: Hofer

Bad Ischl: Ambivalente Premiere von Franz Lehárs Operette bei den Festspielen.

Die zweite Premiere beim Lehár Festival Bad Ischl galt anlässlich des 70. Todestages ihres Schöpfers dem "Land des Lächelns", jener Mischung aus Operette und doch scharfsinnig gesellschaftskritischem Drama um verbotene Liebe. War das Werk ursprünglich als "Die gelbe Jacke" mit Happy End ein gewaltiger Flop, gelang Franz Lehár mit der kompletten Umarbeitung und dem Einfügen von "Dein ist mein ganzes Herz" ein Riesentriumph. Dennoch ist dieses Werk nicht allzu oft zu erleben, da es an Sänger, Orchester und Regie besondere Anforderungen stellt. Nur ein hübsches exotisches Märchen auf die Bühne zu stellen, ist zu wenig, überinterpretieren dafür gefährlich. Wolfgang Dosch beschreitet in der gelungenen Ausstattung von Toto einen Mittelweg.

Dürftige Aussage

Denn hinter dem Lächeln, hinter der Maske der unendlichen Freundlichkeit verbirgt sich nicht nur Sou-Chongs Liebesschmerz, sondern auch ein brutaler Machtanspruch, an dem Lisa zerbricht: "Jetzt zeigst du dein wahres Gesicht." Unter dieser falschen Maske gibt es kein richtiges Leben, und so wird aus dem Kirschblüten-Casanova ein Despot. Immerhin fand die Premiere dieser Fassung etwas mehr als drei Jahre vor der Machtergreifung Hitlers in Berlin statt, die allen drei Librettisten das Leben kostete. Man muss nicht wie Konwitschny 2007 an der dortigen Komischen Oper gleich alle Diktatoren der Welt aufmarschieren lassen, aber hier bleibt die Aussage zu dürftig.

Musikalisch hat die junge Dirigentin Daniela Musca mit dem engagiert musizierenden Franz Lehár Orchester gute Arbeit geleistet. Sie ist eine ideale Partnerin für die Sänger. Allen voran Thomas Blondelle, der als Sou-Chong zwar von der Regie ein wenig unterbelichtet bleibt, dafür aber sängerisch nur punkten kann und zu Recht den meisten Applaus erhielt. Alexandra Reinprecht hat alles, was eine Lisa braucht, und sie weiß, wie es gehen soll. Allerdings muss sie in höheren Lagen gewaltig forcieren, um halbwegs in der Intonation zu bleiben. Dennoch gestalterisch eine überzeugende Leistung.

Verena Barth-Jurca begeistert als quicklebendige und ungemein musikalisch agierende Mi, und Peter Kratochvil ist ein darstellerisch sehr gewandter Gustl, der die fehlende stimmliche Höhe fein zu überspielen weiß. Claudiu Sola bleibt als Tschang genauso farblos wie Bernhard Teufl als Graf Lichtenfels – eigentlich wären beide Sinnbild für bedingungslose Autorität.

Fazit: Man hat in Bad Ischl alles getan, um diese besondere Operette auf die Bühne zu bringen. Es ist aber nicht gelungen, deutlich zu machen, weshalb man das Stück - außer der großartigen Musik wegen - heute noch spielen sollte

Bad Ischl: Premiere "Das Land des Lächelns" von Franz Lehár. Weitere Termine: leharfestival.at

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1  Kommentar
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 23.07.2018 08:47

Der Heldentenor war in seinem Element, die Lisa war ihm stimmlich nichts nach, dafür musikalisch lange nicht so gut wie die Tennisspielerin.
Insgesamt kein Höhepunkt. Die Hawaii-Blume ist besser.

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