Alois Saurugg, ein Mann Gottes und der heile Geist
Anpassung und Emanzipation, Krankheit und Gesundheit bestimmen das Leben.
In jenem von Alois Saurugg, einem der oberösterreichischen Väter der modernen Familientherapie, erzeugten diese Gegensätze spannungsreiche Zustände und Krisen, die dazu führten, dass der gebürtige Steirer in unserem Bundesland und darüber hinaus Spuren hinterlassen sollte.
"Die Krise als Weg" ist auch der Untertitel der szenischen Lesung, die die Biografie des Ordensmanns aufarbeitet, der das starre Konzept von Kirche und Zölibat für seine Frau und die kreative Arbeit mit Klienten hinter sich ließ. Premiere feierte die Produktion des Kulturvereins Etty am Samstag in der Tribüne Linz, der der 84-jährige Protagonist in Reihe eins beiwohnte.
Bettina Buchholz schlüpfte 100 Minuten lang in die Rolle von Saurugg und erzählte in einer von Präsenz und eleganter, exakter Artikulation geprägten Mammutleistung davon, wie Sauruggs rheumatische Erkrankung Morbus Bechterew ihm, dem "Todkranken", Freiheiten verschaffte. Durch sie reifte er zu einem außergewöhnlichen Seelsorger. Ebenso berichtete Buchholz, wie die "Mutter der Familientherapie", Virginia Satir, Saurugg anstieß, ganz er selbst zu werden, und er mit der Kirche auch die Krankheit hinter sich ließ. (nb)
Fazit: Ein interessanter, bewegender, auch witziger Abend, für den Regisseur und Autor Johannes Neuhauser Video, Text, Spiel, Musik angenehm reduziert arrangierte.
Karten gibt es noch für 18./25. 1., tribuene-linz.at/aloissaurugg