Beethoven, forsch und doch zart
Brucknerhaus-Matinee mit der Wiener Akademie unter Martin Haselböck
Eigentlich hätte die Wiener Akademie unter Martin Haselböck mit ihrem "Resound Beethoven"-Projekt die halbe Welt bereisen wollen, doch der Großteil der Konzerte musste ausgefallen. Am Sonntagvormittag gastierte die Akademie aber zum Glück im Brucknerhaus.
Die Idee Haselböcks greift weiter als bloß die Aufführung der Orchesterwerke auf historischem Instrumentarium, denn für die CD-Einspielung wurden die historischen Räume der Uraufführungen als "Studio" herangezogen. Alte Instrumente helfen, den Klang zu verstehen, und dennoch muss man genauso interpretieren und das, was sich nicht notieren lässt, aber zum Wesen der Musik gehört, ergänzen. Dahingehend haben sich die Wiener Akademie und Martin Haselböck zu wahren Meistern entwickelt und mit Beethovens viel zu selten gespielter 2. Symphonie ihr Können unter Beweis gestellt. Die früher oft übertriebene Attacke und den historischen Instrumenten zugeschriebene Klangschärfe wurden auf ein ideales Maß reduziert und der Musik ein Schuss romantischer Leidenschaft zugestanden. Es wurde eine Aufführung, die forsch zugreift und dennoch die zarten Seiten entdecken will. Stimmig war auch die Klavierwahl des Solisten beim 2. Konzert (B-Dur, op. 19). Gottlieb Wallisch spielte auf einem Flügel aus der Zeit um 1825, also 20 Jahre nach der Uraufführung. Dieser passte mit seinem noblen, großen Klang ideal zu diesem Konzert, das Wallisch zwischen klassischer Klarheit und romantischer Verträumtheit ideal interpretierte.
Fazit: Ein großartiges Konzert zwischen Romantik und Klassik