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Die Schöpfer sinnlicher Raum-Ereignisse

Von Peter Grubmüller, 19. Dezember 2024, 00:04 Uhr
Die Schöpfer sinnlicher Raum-Ereignisse
X-Architekten, von links: David Birgmann, Bettina Brunner-Krenn, Lorenz Prommegger, Max Nirnberger

Kaum biegt das Gespräch mit Bettina Brunner-Krenn und David Birgmann in Richtung Linzer VOEST-Kirche ein, wird plausibel, von welchem Geist das Büro der Linzer X-Architekten durchflutet ist. Nicht weil die Schöpfer von ästhetischen und konzeptionellen Maßstäben seelsorgerische Bedürfnisse spüren, sondern weil der von ihnen 2011 erbaute Sakralraum metaphorisch für ein gelungenes Projekt steht. "Es war eine feine Zusammenarbeit mit der Diözese Linz, Pfarrer Rupert Granegger und Künstler Gerhard Brandl, der einen Negativ-Turm geschaffen hat, bei dem die Kirchenglocke in einen Schacht nach unten läutet", sagt Birgmann. Es ist eines dieser Projekte, das die Frage begründet, warum dem seit 25 Jahren bestehenden Quartett, das Max Nirnberger und Lorenz Prommegger komplettieren, erst jetzt der Landespreis für Kultur (7500 Euro) zuerkannt wurde.

Goldenes Möbelhaus

Angefangen hat alles 1999 mit der Umhüllung des Einrichtungshauses Manzenreiter in Freistadt durch goldfarbenes Edelstahlgewebe – und einer Transformation des Innenraums zum Außenraum als Platz für Rampe und Stege. Im Handumdrehen war das neue Architektur-Büro in aller Munde, seitdem haben sie mehr als 60 Raum-Ereignisse geschaffen, wie etwa das verführerische Weingut samt Ökohotel der Bad Haller Unternehmerfamilie Gruber in Donori im Süden Sardiniens oder aktuell die freilich gewisser Zweckmäßigkeit unterworfene "Van Deer"-Skifabrik von Marcel Hirscher in Scheffau. Es ist obendrein ein Rätsel, warum Experten wie die X-Architekten, die in Linz und Wien 30 Mitarbeiter beschäftigen, bei städtebaulichen Problemstellungen oder Raumplanungsdebatten nicht öfter zu Rate gezogen werden. "Ich hinterfrage allerdings auch unsere Daseinsberechtigung. Insofern empfinde ich es als Wertschätzung, wenn Architektur abgefragt wird und wir uns baukulturell aktiv einbringen können", sagt Brunner-Krenn. Aber: "Wir sind die einzige Zunft, die sich um so viele Themenbereiche kümmert: Ökologie, Naturraum, wie fühlen sich Menschen unter Berücksichtigung von allem Funktionalen wohl – von Kindern bis zu alten Menschen." Es sei wichtiger denn je, behutsam mit Raum umzugehen, "auch weil man die Schandtaten vergangener Jahre in Gemeinden herumstehen sieht", so Brunner-Krenn. Birgmann: "Das ist das Dilemma: Unsere Branche arbeitet an der Schnittstelle hochwertiger Baukultur und von Rendite getriebener Auftraggeber." Wer einen Pfad entlang starker Bauten sucht, der findet ihn in dem Buch "Formen formen Formen" der X-Architekten.

Manuela Hötzl (Hrsg): "Formen formen Formen, X-Architekten 1998-2023", 584 Seiten, 50,50 Euro.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller

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