Ein Leben zwischen Komödianten-Weltruhm und Drogensucht
"Ich müsste längst tot sein", so beginnt Matthew Perrys im vergangenen Jahr erschienene Autobiografie "Friends, Lovers and the Big Terrible Thing" – und weiter heißt es: "Betrachten Sie das, was Sie jetzt lesen, als eine Botschaft aus dem Jenseits." Am Samstagnachmittag wurde der Schauspieler und Komiker in Los Angeles in der Badewanne seines Hauses leblos aufgefunden. Matthew Perry, der von 1994 bis 2004 mit der TV-Serie "Friends" in der Rolle des sarkastischen, beziehungsunfähigen Chandler Bing zu Weltruhm gelangt war, wurde 54 Jahre alt.
Geboren 1969 im US-Bundesstaat Massachusetts, die Eltern ließen sich scheiden, als Matthew neun Monate alt war. Den Vater, Schauspieler, überforderte die Verantwortung für das Kind. Die Mutter war kanadisches Model und Journalistin, die als Pressesprecherin für den damaligen Regierungschef Pierre Trudeau arbeitete. Mutter und Sohn zogen nach Ottawa, und Matthew ging mit Justin Trudeau, Kanadas heutigem Premierminister, in die Schule. In einer Pause soll er Trudeau einmal verprügelt haben. Mit 15 Jahren ging der im Tennis außerordentlich begabte, aber auch zornige Matthew zu seinem Vater nach Los Angeles und trat in kleinen Rollen in Fernsehserien auf. Mit 24 war er pleite, verzweifelt nahm Perry eine Rolle in einer – wie er selbst sagte – "grässlichen" Science-Fiction-Komödie an: "L.A.X. 2194". Perry sollte einen Gepäckabfertiger am Flughafen spielen, der sich in ferner Zukunft um das Gepäck von Aliens kümmerte. Der Unsinn kostete ihn beinahe die Rolle in "Friends": Er könne für die Sitcom nicht vorsprechen, sagte sein Agent, "du bist als Gepäckabwickler gebucht." Doch "L.A.X. 2194" wurde eingestampft, und bei "Friends" war eine Figur noch frei.
Sein Talent für Komödien bescherte ihm unter anderem Kinoauftritte an der Seite von Salma Hayek ("Herz über Kopf", 1997), Neve Campbell ("Ein Date zu dritt", 1999) und Bruce Willis ("Keine halben Sachen", 2000). Ansonsten beließ es Perry bei Gastauftritten in anderen Serien.
Perry konnte mit Ruhm und Geld, das "Friends" ihm einbrachte, nicht umgehen. Drogen-, Medikamenten- und Alkoholsucht machten ihn zum regelmäßigen Gast in rund 15 Entzugskliniken. Mit der Sucht einhergehende Krankheiten brachten ihn mehrmals in die Notaufnahme. Rund sieben Millionen seines Vermögens seien laut Perry dafür draufgegangen, nüchtern zu werden.
Von den zwei Persönlichkeiten, die Matthew Perrys Kollegen bei den "Friends"-Dreharbeiten kennengelernt hätten, sei eine "charmant, lieb, empfindsam und vernünftig" gewesen, schrieb Co-Star Lisa Kudrow im Vorwort zu Perrys Memoiren. Die andere habe mit der Sucht gekämpft. (pg)