Jedermaaann! Jetzt fix: Philipp Hochmair übernimmt die tragende Rolle in Salzburg
SALZBURG/WIEN. Jetzt ist es fix: Philipp Hochmair ist der neue Jedermann, an seiner Seite Deleila Piasko als Buhlschaft.
Nun ist es auch offiziell: Die "Jedermann"-Neuinszenierung bei den Salzburger Festspielen 2024 übernimmt der kanadische Regisseur Robert Carsen (69), die Titelrolle des Jedermann übernimmt Philipp Hochmair. Bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien wurde auch bekannt, wer die Rolle der Buhlschaft übernimmt: Es ist die 1991 in der Schweiz geborene Schauspielerin Deleila Piasko, 2019 bis 2022 Ensemblemitglied am Burgtheater.
- Lesen Sie mehr zur Person: Philipp Hochmair: Endlich Jedermaaaaaannn!
Piasko studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und hatte erste Engagements an der Volksbühne, in Bern und in Dresden. Am Burgtheater spielte sie in "Vögel" von Wajdi Mouawad, "antigone. ein requiem" von Thomas Köck nach Sophokles und in Felicia Zellers "Der Fiskus". Daneben hatte sie zahlreiche Rollen in Film- und Fernsehproduktionen, etwa in "Leander Haußmanns Stasikomödie" oder der Sky-Serie "Die Ibiza Affäre". In der Netflix-Serie "Transatlantic" hatte sie eine Hauptrolle. Dort sei er auf sie aufmerksam geworden, sagte Carsen heute, er habe auch weitere ihrer Auftritte, die er im Streaming gesehen habe, bewundert. Piasko zeigte sich bei der Pressekonferenz sehr geehrt, die Buhlschaft spielen zu dürfen und Teil dieser großen Theatertradition zu werden. Konkretes ließ sie sich noch nicht entlocken. "Es ist eine sehr aufgeladene Rolle. Ich versuche, möglichst frei und unvoreingenommen hineinzugehen."
Video: Präsentation der neuen Besetzung
Dasselbe nahm auch Hochmair für sich in Anspruch. "Es geht ein ganz neues Kapitel los. Ich hab keine Ahnung, was auf mich zukommt." Hochmair war schon 2018 in fünf Vorstellungen sehr kurzfristig für den erkrankten Tobias Moretti eingesprungen und für eine fulminante Leistung gefeiert worden. Mit dem Jedermann-Stoff ist er spätestens seit 2013 vertraut. Seine Rockversion "Jedermann (reloaded)" entstand damals für das Young Directors Project in Salzburg. Mit der Band "Die Elektrohand Gottes" trat er in dieser Version, in der er fast alle Rollen selbst verkörpert, bereits an vielen Orten auf - sogar im Wiener Stephansdom. "Wir erarbeiten jetzt sicher eine ganz neue Version des 'Jedermann'. Die alte Erfahrung wird mich dabei beflügeln und inspirieren."
Das ist die neue Buhlschaft:
Regisseur Robert Carsen hat im Jahr 2004 bei den Salzburger Festspielen Richard Strauss' "Der Rosenkavalier" inszeniert, hat aber auch mit einigen Inszenierungen im Theater an der Wien seine Handschrift hinterlassen - etwa mit einer triumphalen "Platee" von Jean-Philippe Rameau 2014 oder drei Jahre später mit Alban Bergs "Wozzeck". 2005 inszenierte er "Manon Lescaut" an der Wiener Staatsoper und die Verdi-Oper "Troubadour" auf der Seebühne in Bregenz. Bei den Pfingstfestspielen 2024 wird er in Salzburg Mozarts "La clemenza di Tito" inszenieren. Er betonte heute seine reiche Erfahrung mit Hugo von Hofmannsthal als Librettist und den Tod als Zentralthema des Stückes, mit dem sich jedermann auch ganz unabhängig von Fragen der Religion auseinanderzusetzen habe.
Gemeinsam mit Carsen wird Luis F. Carvalho die Bühne verantworten und auch die Kostüme designen. Rebecca Howell übernimmt die Choreografie. Jedermanns Mutter wird von Andrea Jonasson gespielt, Christoph Luser übernimmt in einer Doppelbesetzung den Guten Gesell und den Teufel, Kathleen Morgeneyer die Werke und den armen Nachbar. Dominik Dos-Reis spielt den Tod, Kristof van Boven den Mammon, Christoph Krutzler den Dicken Vetter, Julia Windischbauer ist der Glaube. Joseph Lorenz verkörpert den Schuldknecht, Nicole Beutler des Schuldknechts Weib. Die Besetzungen seien in enger Abstimmung gemeinsam erfolgt, sagte Intendant Markus Hinterhäuser. Man habe Carsen jeweils Vorschläge vorgelegt, aus denen er ausgewählt habe.
Um den "Jedermann" hatte es zuletzt einige Aufregung gegeben. Die ursprünglich vorgesehene Wiederaufnahme der von Regisseur Michael Sturminger inszenierten Produktion von 2023 mit Michael Maertens in der Titelrolle wurde kurzfristig zugunsten einer Neuproduktion abgesagt. Die Tischgesellschaft von 2023 habe ein neuerliches Angebot für 2024 bekommen, sagte der kaufmännische Leiter Lukas Crepaz. Überhaupt sei man mit dem Vorjahres-Ensemble in Gesprächen und sei "zuversichtlich, dass wir auch individuelle Lösungen finden werden, je nachdem, wie weit die Verhandlungen bei welcher Rolle gekommen waren". Man habe auch schon einige Einigungen erzielen können. Im Gespräch mit der APA betonte Crepaz, dass die Produktion 2024 inklusive der Auszahlung aus dem Vorjahr bestehender Ansprüche im Rahmen eines normalen "Jedermann"-Neuproduktionsbudgets bleiben werde.
Bildergalerie: "Jedermann": Das waren die legendärsten Darsteller
Galerie ansehen"Wir wollen uns nicht freimachen von Verpflichtungen, die wir tatsächlich eingegangen sind. Wir sind kein Hire-und-Fire-Unternehmen, das sind wir definitiv nicht", sagte der Intendant. "Alle, die Anspruch haben, werden so behandelt, wie es sich gehört." Man entlasse sich auch nicht selbst aus der Verantwortung, habe aber die Situation sehr genau analysiert, ehe man sich zu den gesetzten Schritten entschlossen habe. Hochmair hat als einziger einen Zwei-Jahres-Vertrag, "alle anderen Verträge haben einen gewissen Spielraum", so Hinterhäuser. "Wir wollen jetzt mal einen Beginn schaffen. Ich glaube, die Voraussetzungen sind sehr schön und sehr vielversprechend." Premiere der Neuinszenierung ist am 20. Juli um 21 Uhr. Wenn das Wetter es zulässt auf dem Domplatz.
Von Curd Jürgens über Maximilian Schell und Klaus Maria Brandauer bis Helmuth Lohner und Tobias Moretti: Das waren die "Jedermänner" ab 1969:
1969-1972 Ernst Schröder
1973-1977 Curd Jürgens
1978-1982 Maximilian Schell
1983-1989 Klaus Maria Brandauer
1990-1994 Helmuth Lohner
1995-1998 Gert Voss
1999-2001 Ulrich Tukur
2002-2009 Peter Simonischek
2010-2012 Nicholas Ofczarek
2013-2016 Cornelius Obonya
2017-2020 Tobias Moretti
2018 Philipp Hochmair (am 9., 11., 12., 14. und 16.
August als Einspringer für den erkrankten Tobias
Moretti)
2021-2022 Lars Eidinger
2023 Michael Maertens
Ab 2024 Philipp Hochmair
Bildergalerie: Das waren die Buhlschaften in Salzburg
Galerie ansehenChristiane Hörbiger war es ebenso wie Senta Berger, Sunnyi Melles wie Veronika Ferres, Nina Hoss und Sophie Rois: die Buhlschaft ab 1969.
1969-1972 Christiane Hörbiger
1973 Nicole Heesters
1974 Christiane Hörbiger (bis auf eine Vorstellung
eingesprungen für Senta Berger)
1974-1978 Senta Berger
1979 Christiane Buchegger
1980-1982 Senta Berger
1983-1986 Marthe Keller
1987-1989 Elisabeth Trissenaar
1990-1993 Sunnyi Melles
1994-1997 Maddalena Crippa
1998 Sophie Rois
1999-2001 Dörte Lyssewski
2002-2004 Veronika Ferres
2005-2006 Nina Hoss
2007 Marie Bäumer
2008-2009 Sophie von Kessel
2010-2012 Birgit Minichmayr
2013-2015 Brigitte Hobmeier
2016 Miriam Fussenegger
2017-2018 Stefanie Reinsperger
2019 Valery Tscheplanowa
2020 Caroline Peters
2021-2022 Verena Altenberger
2023 Valerie Pachner
2024 Deleila Piasko
Schöne Frau, fescher Mann
GÄHHHHHHN😴
Ich habe fast vermutet, dass man die Buhlschaft mal mit einem Mann besetzt, das wäre was Neues gewesen und zahlreichen modernistischen RegisseurInnen auch zuzutrauen gewesen, Aber anscheinend ist zumindest in Salzburg die Zeit noch nicht reif dafür.