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Josef Winkler: Stadtschreiber in Kalkutta

Von Christian Schacherreiter, 03. August 2011, 00:04 Uhr
Stadtschreiber in Kalkutta
Josef Winklers Wahrnehmungen in Indien Bild: SFG

Das „Fest für Josef Winkler“, das in der Vorwoche im Rahmen der „Salzkammergut Festwochen“ zelebriert wurde, nahm Verleger Richard Pils zum Anlass, um ein druckfrisches Buch von Winkler zu präsentieren.

Das „Fest für Josef Winkler“, das in der Vorwoche im Rahmen der „Salzkammergut Festwochen“ zelebriert wurde, nahm Verleger Richard Pils zum Anlass, um ein druckfrisches Buch von Winkler zu präsentieren. Es handelt sich um einen Faksimile-Druck von „Kalkutta. Tagebuch I“, ein heißer Tipp für alle Freunde bibliophiler Ausgaben.

Mehr als 80 Notizbücher hat Josef Winkler bisher vollgeschrieben, minutiöse Protokolle seiner Wahrnehmungen, festgehalten in Handschrift mit Füllfeder. Auf diese Weise hat sich der Indienreisende auch als informeller Stadtschreiber von Kalkutta betätigt.

Immer ist es ein kraftvolles Bild, an dem der Autor nicht vorbei kann, ohne es in der Sprache festzuhalten und mit der Sprache zu bearbeiten: die Krähen auf dem Fleischwolf des Fleischverkäufers, ausgemergelte Männer mit Obstkisten auf den Köpfen, ein bärtiger Moslem, der laut keuchend Wasser in einen Lederbalg pumpt.

Optische Wahrnehmungen dominieren zwar im Kalkutta-Tagebuch, aber auch Gerüche und Geräusche hält Winkler fest, der sich als wahrnehmendes Subjekt nicht in neutrale Distanz rettet. Er spricht auch von seinem Ekel beim Riechen verwesenden Fleisches, von Augenblicken der Angst in dieser anderen Welt, die auch nach zehn Indienreisen für den Mitteleuropäer ihre Befremdlichkeit nie ganz verliert. Romantisierender Exotismus liegt Winkler fern.

Bilder aus Varanasi

„Kalkutta. Tagebuch I“ ist nicht das erste Indien-Buch von Josef Winkler in der „Bibliothek der Provinz“. Schon 2006 erschien der Band „Indien“, den Winkler gemeinsam mit seiner Gattin, der Fotografin Christina Schwichtenberg, zusammengestellt hat und in dem vor allem Eindrücke ihrer Reise nach Varanasi, der heiligen Stadt der Hindus, in Sprache und Fotografie festgehalten sind.

Varanasi wird auch „Mahashmashana“ genannt („Großer Einäscherungsplatz“), ein Ort, der für Josef Winkler, diesen „virtuosesten Leichenbestatter der Gegenwartsliteratur“ (Sigrid Löffler), wie geschaffen ist.

 

Das Buch: Josef Winkler: „Kalkutta.Tagebuch I“, Bibliothek der Provinz, 120 Seiten, 20 Euro.

Das Buch: Schwichtenberg/Winkler: „Indien“, Bibliothek der Provinz, 224 Seiten, 28 Euro.

 

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