Ryan Gosling ist der Stuntman für alle Fälle
Unglaublich, aber wahr: Sein Gesicht bereitet Hollywoodstar Ryan Gosling, weltweit von allen Geschlechtern als männliche Schönheit angehimmelt, Unbill. Die Bäckchen des 43-Jährigen waren unlängst aufgeplusterter als früher. Böse Schlagzeilen (War er beim Beauty-Doc?) waren die Folge.
Es ist nicht ganz frei von Ironie, dass es auch Goslings Gesicht ist, das seinem Charakter im Kinofilm "The Fall Guy" Probleme bereitet: Colt Seavers, ein anerkannter wie ultracooler Stuntman, lebt am Set seinen Traum. Er arbeitet mit seiner Liebe, Kamerafrau Jody.
Spielten "Barbie"-Star Gosling und "Oppenheimer"-Darstellerin Emily Blunt (41) bis zu den Oscars im März noch in verschiedenen Teams, bilden sie als Colt und Jody ein großartiges, aber hart geprüftes Traumpaar. Denn wäre Colts Gesicht nicht bei den Aufnahmen als Stuntdouble für Filmstar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) zu oft und zu viel zu sehen gewesen, hätte er sich nicht ein weiteres Mal aus zig Metern Höhe fallen lassen müssen.
Es endete mit einem harten Aufprall, den Unfall zeigt US-Regisseur David Leitch ("Bullet Train") nicht. Dafür hört man Jodys durch Mark und Bein gehenden Schrei.
Was Leitch nach diesem schmerzhaften Tiefpunkt jedoch gelingt, ist trotz allem amüsantes, von Leichtfüßigkeit getragenes Popcorn-Kino zu servieren, das sein Publikum nicht für blöd hält. Das adaptierte Drehbuch von Drew Pearce ("Mission: Impossible – Rogue Nation") hat das in sich, der Urstoff sowieso: Denn wer meint, den Namen Colt Seavers schon gehört zu haben, irrt nicht. Lee Majors (85) gab ihn in der Serie "Ein Colt für alle Fälle" nach Drehbüchern von Glen A. Larson (1937–2014), dem kreativen Vater von "Knight Rider" und "Magnum". Einen Energieschub, der sich an Action, Biss, Humor und Lässigkeit dieses Erbes bedient, versetzt Leitch "The Fall Guy". Jodys und Colts Liebe zerbricht an seiner schweren Verletzung, aber es gibt Chancen, dass sie wieder ein Paar werden. Produzentin Gail (Hannah Waddingham, "Ted Lasso") lockt den doch genesenen Colt ans Set von Jodys erstem Blockbuster als Regisseurin: "Metalstorm", der in Wahrheit eine herrliche Persiflage auf "Cowboys & Aliens" (2011) ist, einen der größten Flops jüngster Geschichte. Colt soll für sie den spurlos verschwundenen Tom Ryder finden, um Jodys Debütfilm zu retten und sie nebenbei vielleicht zurückzugewinnen.
Seine Tarnung? Wieder ein bisserl arbeiten. Denn wie Gail zu ihm sagt: "Du bist Stuntman. Keiner merkt, wenn du nicht da bist."
Letztlich wird "The Fall Guy" aber nicht nur eine Liebeserklärung an die Liebe selbst, sondern auch an die unbesungenen unsichtbaren Helden, die in einem beinharten System Körper und Leben der Filmindustrie ausliefern.
Leitch entwickelt daraus eine Erzählung zwischen Haudrauf-Mentalität und Romanze, die witzig abgedreht wie überdreht ist. Aber es bleibt eine, die ihren Protagonisten in richtigen Momenten Respekt erbringt – Frauen im Regiesessel und Männern, die wie Colt nicht gelernt haben, über Gefühle zu sprechen.
Blunt und Gosling erweisen sich als spritzige Komödianten, denen man die ideale Umgebung schuf. Was Jody von Ex Colt an ihrem Set verlangt? Einen Feuerstunt. Anzünden lässt sie ihn nicht einmal, sondern mehrmals. Keine Sorge: Goslings Gesicht blieb unversehrt.
"The Fall Guy": USA 2024, 127 Min., jetzt im Kino
OÖN Bewertung:
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