Theater Phönix: Die starken Stücke zum 30. Geburtstag
Ein Jubiläum mit "Blues Brothers", Schmiedleitner-Inszenierung, "Rozznjogd"-Lesung und der Suche nach Tibor Foco.
Bei runden Geburtstagen kommt das Prickelnde meist erst nach einem Reigen langweiliger Reden. Das Linzer Theater Phönix spart sich diese Prozedur und feiert sein 30-jähriges Bestehen in der Spielzeit 2019/20 mit vier Uraufführungen, vielen Heimkehrern und dramatischen Erinnerungen. Harald Gebhartl – künstlerischer Chef, Phönix-Mitbegründer und frischgebackener Träger des Bühnenkunstpreises des Landes – zieht das Tempo gleich am 19. September mit einer irren Version des Musicals "Blues Brothers" an: Nach ihrer Vertreibung aus Trumps USA musizieren die Haudegen gegen das volkstümliche Trara in Österreich an. Ab 28. November bringt Gebhartls Phönix-Gründungskumpane Georg Schmiedleitner ein Friedrich-Schiller-Spektakel ("Schiller – Zeiten des Aufruhrs") auf die Bühne. Dem Projekt wird eine stürmisch-drängerische Energie prophezeit, die dieses Feuer großer Phönix-Schiller-Projekte (allen voran die "Räuber"-Inszenierung von 1996) aufs Neue schüren soll.
Thomas Baum ist Phönix-Dramatiker der ersten Stunde. Zum Jubeljahr schreibt der Linzer "Die Affäre Odilon", die ab 6. Februar nachzeichnet, welche Drogen- und Irrenhaus-Intrige sich rund um den in die Jahre gekommenen Burgtheater-Star Alexander Girardi vor Ende des Ersten Weltkriegs auch unter Mithilfe des Rassenhygiene-Anhängers Julius Wagner-Jauregg entfaltete.
Im Titel an das Phönix-Gründungsjahr angelehnt inszeniert Helmut Köpping ab 9. April "1989 – Casting Tibor Foco" über den seit 1987 wegen Mordes Verurteilten und seit 1995 Flüchtigen samt allen Spekulationen und Verdächtigungen dieses Kriminalfalls. Ab 5. Mai wird die dramatisierte Version des Romanfragments "So starb eine Partei" des 1939 von den Nazis getöteten Schriftstellers Jura Soyfer in der Regie von Christine Eder die letzte Premiere der Spielzeit sein.
Mit Peter Turrinis "Rozznjogd" begann 1989 der Phönix-Aufstieg zu einer der wichtigsten Mittelbühnen Österreichs. Ab 28. Februar wird dieses starke Stück Theatergeschichte in der damaligen Besetzung – Ferry Öllinger / Ingrid Höller – szenisch gelesen gefeiert. In der laufenden Spielzeit bilanziert das Phönix mit bemerkenswerten Kooperationen ("Schauwerk", Impro-Truppe "Familie Treibgut", "U20 Slamstaz Linz", Verein ADA – Alternative Solidarität etc.) und 18.680 Besuchern. Für das Jubiläumsjahr hat Geschäftsführerin Romana Staufer-Hutter ein Premieren-Abo um 95 Euro aufgelegt.
Alle Infos zu Abos und Stücken gibt es unter www.theater-phönix.at, Tel: 0732/666 500. Die Phönix-Eintrittskarte gilt obendrein als Fahrschein der Linz AG-Linien.