"Tracht ist eine Event-Kleidung geworden"
Was Tracht mit ihren Trägern macht und die Träger mit der Tracht, das analysiert Forscherin Thekla Weissengruber
Das Dirndl und die Lederhose gehören wieder zur Grundausstattung eines Kleiderschranks und werden nicht nur zu besonderen Anlässen wie dem Ball der Oberösterreicher am 11. Mai hervorgeholt. Thekla Weissengruber beschäftigt sich als Leiterin der Sammlung Volkskunde und Alltagskultur des oberösterreichischen Landesmuseums schon seit vielen Jahren mit Tracht und ihren Besonderheiten. Mit den OÖNachrichten sprach die 53-jährige Linzerin über Tradition und Bestrebungen, den Oberösterreicher-Anzug in einer Slim-Fit-Variante neu zu gestalten.
OÖNachrichten: Was sagt man heute aus, wenn man Tracht anzieht?
Thekla Weissengruber: Dass man aus der Masse der Modebekleideten herausstechen will, dass man sich zur Tradition bekennt. Aber manche Jugendliche sind so spielerisch mit Tracht und Trachtenmode, dass sie an das gar nicht denken. Da geht es nur darum, dass ich anders bin, fesch, und gefalle.
Lange Zeit sah man kaum Dirndln und Lederhosen, dann erlebte die Tracht einen regelrechten Boom. Wird die Tracht wieder aus dem Straßenbild verschwinden?
Tracht ist eine Event-Kleidung geworden: Oktoberfest, Messen, Hochzeiten, sogar als Motto-Party, aber auch zu den traditionellen Festen am Land, da vermischt sich vieles. Ich fürchte aber fast, dass sich die überlieferten Trachten, die Ortstrachten, überdauert haben. Wir haben 440 Gemeinden in Oberösterreich und über 800 Ortstrachten, das ist ein bisserl seltsam.
Welche Ausprägungen der Tracht sind wieder verschwunden?
Man muss sich immer mit dem Körper und der Selbstverständlichkeit der Menschen in der jeweiligen Zeit auseinandersetzen. Trachten von früher wären uns zu unbequem, zu schwer, das stretcht nicht, das passt nicht in unsere Zeit. Das ist nicht leicht zu pflegen, wurde damals ja auch nur gelüftet, nicht gewaschen. Jede Kleidung muss sich der Zeit anpassen. Hätte man in den 1840er Jahren schon den Reißverschluss gehabt, so hätten wir auch bei den Trachten Reißverschlüsse. Aber jetzt haben wir Hafteln.
Was gibt es für Neuerungen?
Die Materialien werden nach wie vor immer noch technischer, noch leichter zu tragen. Vor ein paar Jahren hat es einen Trend "zurück zur Natur" gegeben, jetzt ist das anders. Selbst das Miederoberteil darf stretchig sein.
Das Straßenbild wird von Funktionskleidung geprägt – mit Tracht wird sich das aber nicht vermischen?
Interessanterweise gab es vor einigen Jahren in den Zulieferbranchen einen Trend, dass die solche Materialien entwickelt haben, zum Beispiel Lodenmaterial, das die Feuchtigkeit nach oben transportiert. Es wurde aber nicht von der Bekleidungsindustrie aufgegriffen, sondern zum Beispiel von der Autoindustrie für Autositze mit atmungsaktivem Lodenbezug.
Welches Bild vermittelt Tracht in der Welt?
In der Welt gibt es sicherlich dieses Bild von Österreich – das Dirndl, die Lederhose mit einem Janker –, das ist das österreichische Bild. Nach wie vor auch das Bild, das der Film "Sound of Music" von uns zeichnet, der Film, der in vielen Ländern zu Weihnachten als der heilige Film ausgestrahlt wird – das ist Österreich für viele.
Wie viel wird an Österreicher verkauft, wie viel an Touristen?
Auch wenn es keine ganz aktuellen Zahlen von der Textilbranche gibt – es ist ein hoher Prozentsatz, mehr als die Hälfte. Die Trachten- und die Zulieferbranche sind nach wie vor ein großer Wirtschaftsfaktor in Österreich.
Wie steht es um die Politisierung der Tracht?
Ich war bei einer Tagung in Ostdeutschland, um über die Erneuerung der Tracht in Österreich zu reden, habe ein Jägerleinen getragen und wurde sofort in das rechte Eck gestellt, das hat mich schwer getroffen. Und auch auf einem internationalen Kongress für Kostümforschung wurde ich Ende der 90er Jahre massiv angegriffen. Die Diskussion war, ob man, wenn man Tracht trägt, automatisch ein Nazi ist. Man wird nach wie vor von manchem im Ausland als Träger eines rechtsextremen Kleidungsstückes gesehen.
Und aktuell?
Wird die Tracht verwendet, um ein "Ich gehör’ zu Österreich"-Bewusstsein auszudrücken. Das wird genutzt von Blau bis Van der Bellen. Früher war Tracht sehr stark bei den Schwarzen beheimatet, jetzt sind das die Slim-Fitter. Übrigens gibt es jetzt gerade eine Initiative des Heimatwerkes, den Oberösterreicher-Anzug in Slimfit neu zu machen.
Die OÖN präsentieren den Ball der Oberösterreicher am 11. Mai im Wiener Rathaus. Karten bei Raiffeisen und oeticket.com für OÖNcard-Inhaber ermäßigt um 58 Euro.
Quiz: Wie gut kennen Sie den Bezirk Rohrbach, der sich in diesem Jahr beim Ball der Oberösterreicher präsentiert? Testen Sie Ihr Wissen!
Nun, Tracht ist historisch natürlich archaisch und vormodern, das ist erwiesen. Die Verbindung von Tracht mit Konservativem oder auch Neonazistischem - wie die Befragte schildert - ist legitim und begründbar.
Heute leben wir in neukonservativen Zeiten, und diese kulturelle Strömung hat dazu beigetragen, das Elemente von Konservativem (zB Tracht) wieder stärker sichtbar werden.
Das Konservative (und auch das Neonazistische) ist quasi neumodern geworden (Neokonservativismus), damit einhergehend eben auch Kleidung, aber nicht nur, sondern sämtliche kulturellen Artefakte, seien es konservative Denkmodelle, Werturteile, Weltbilder, zB ausgedrückt mit Kleidung usw...
Und das OÖ ein "konservatives Bauerndorf" ist überrascht nicht, so auch nicht dieser Artikel.
Putzig wenn einer hochgestochen doziert, der andernorts nichtmal die Fälle der deutschen Sprache im Griff hat. Copy/paste?
Oh, sind ihnen meine Postings so wichtig, dass sie mich verfolgen, und sich an der Schrift festmachen. In einem ONLINE-FORUM.
Süss.
Kein Wunder, bei solchen Antworten sind Freunde Mangelware, nicht wahr.
Schon ärgerlich für sie, dass meine Ausführungen richtig und wahr sind.
Tracht ist zu einer Kostümierung geworden und zur zeit ein Renner sogar der Gabalier hat eine Kollektion präsentiert : - )