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Wozu lügen, wenn auch Frechheit schon siegt?

Von Helmut Atteneder, 11. Juli 2020, 00:04 Uhr
Wozu lügen, wenn auch Frechheit schon siegt?
Magdalena Mair, Johannes-David Schwarzmann Bild: Barbara Palffy

Weh dem, der lügt: Premiere auf Schloss Tillysburg.

Jetzt spielen sie doch wieder auf Schloss Tillysburg, Corona zum Trotz. 100 Besucher, ein kleines Ensemble, Open Air und Grillparzers Lustspielklassiker "Weh dem, der lügt". Die Uraufführung am 6. März 1838 war für den Autor zum Desaster geraten. Die Aristokratie sah in dem Stoff eine Kritik an den Reichen, andere wieder stießen sich daran, dass die Hauptfigur, der Küchenjunge Leon, von Grillparzer uneingeschränkte Redefreiheit bekam.

Heute ist die Gefahr, dass aus einem derartigen Stoff ein virtueller Shitstorm entstehen könnte, gleich null. Nikolaus Büchel, Intendant, Regisseur, Bühnenbildner und diesmal auch als Schauspieler in Tillysburg, hat ein Händchen für klassische Stoffe. Er entstaubt sie in der Regel, schreibt gekonnt um, garniert sie mit feinem Humor.

Das gelang bei der Premiere am Donnerstag gut, wiewohl der Erwartungshaltung durchaus noch mehr Esprit und Frivolität entsprochen hätten. Das Ensemble besticht als Kollektiv, Bernhard Majcen zeigt als Bischof und Graf Kattwald seine Wandlungsfähigkeit, Magdalena Mair gibt eine gelungene, wahrhaftige Edrita. Johannes Sautner ist ein feiner Leon. Die Freiheit seiner Rolle – zwar nicht lügen zu dürfen, aber mittels Keckheit und dem Motto "Frechheit siegt" ans Ziel zu gelangen – nutzte er zumindest bei der Premiere nicht restlos aus. Und warum Aaron Karl, der einen stimmigen Attalus gab, derart oft seinen teil-entblößten Hintern zeigen musste, ist ein Rätsel.

Fazit: Ein beschwingter, großteils stimmiger Sommertheaterabend in wunderbarem Ambiente.

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Autor
Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder
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