Spazieren, Spielen, Selbermachen: Was viele jetzt wiederentdeckt haben
So manche "alte" Tätigkeit bekommt in der Coronakrise wieder eine neue Wertschätzung.
Wenn nichts mehr geht, entdecken viele das Gehen. Oft war es die einzige Möglichkeit, ein bisschen an die frische Luft zu kommen und den Corona-Alltag zu vergessen. Viele Menschen sind in den vergangenen Wochen öfter und länger spazieren gegangen als bisher. Auch junge Leute. Das macht den Kopf frei und ist gesund. Die WHO empfiehlt bekanntermaßen 10.000 Schritte täglich für die Gesundheitsvorsorge.
Der deutsche Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar hat bereits vor Corona empfohlen, einfach loszugehen, und er hat darüber ein Buch geschrieben ("Einfach losgehen", Eichborn-Verlag). "Eine Wanderung an der eigenen Haustür zu beginnen, scheint mir sehr naheliegend, wortwörtlich das Nächstliegende. Das Überraschende dabei ist: Schon nach wenigen Minuten verändert sich etwas", philosophiert Weisshaar.
Wahrscheinlich wurde auch schon lange nicht mehr so viel gekocht und gebacken wie in den vergangenen Wochen. Das zeigten unter anderem die OÖN-Kochchallenge und die begeisterten Reaktionen auf die Rezepte der Spitzenköche (auf nachrichten.at/rezepte immer noch nachzulesen).
Germ und Sauerteig
Weil derart viel gebacken wurde, war sogar der Germ ausverkauft. Vor allem Brot selbst zu backen, war und ist ein Hit. Das berichtet Helga Graef aus Unterach, die Brotbackkurse hält (brot-und-leben.at). "Ich hatte jetzt viele Anfragen, die Kurse konnten ja nicht stattfinden." Besonders groß war das Interesse an Sauerteigbrot. "Weil der Germ aus war, habe ich eine Anleitung für Sauerteig verschickt – und auch wie man Hefe herstellen kann", erzählt sie. Einmal habe sie für Nachbarn ihre Striezel mit Weizensauerteig und Vorteig gebacken. "Die haben sie mir quasi aus der Hand gerissen."
Wer nicht bäckt, sitzt vielleicht gerade an der Nähmaschine. Viele haben das Nähen wiederentdeckt, und sei es nur, um einen Mund-Nasen-Schutz zu fertigen. Die Anleitung dafür lieferte OÖN-Mitarbeiterin Maria Bajs bereits Anfang April in der Zeitung und auf nachrichten.at. "Mittlerweile habe ich unzählige Masken genäht, und es macht immer noch Spaß", berichtet sie. Zuerst waren es die Stoffreste, die verarbeitet wurden, jetzt kaufe sie neuen Stoff ein. Passend für jede Vorliebe. "Ein Gurkerlbauer bekam zum Beispiel Masken mit Gurkerlmotiv", so Bajs.
In den Familien wurden die Spiele hervorgeholt – oder neue bestellt. "Mit Abstand die größte Nachfrage gab es nach Puzzles und ganz besonders nach jenen mit 1000 Teilen – das fordert Groß und Klein", heißt es bei Thalia in Linz. Vor allem Erwachsene entdeckten das "Malen nach Zahlen". Besonders gern werden derzeit Landschaften und Blumen ausgemalt. Und bei den Gesellschaftsspielen liegen Klassiker wie Uno, aber auch die Exit-Spiele oder Trivial Pursuit ganz vorne.
Brief an die Großeltern
Trotz des Hochfahrens der digitalen Kommunikation bekam auch das Briefeschreiben neue Wertschätzung. Kinder schrieben ihren Großeltern oder Eltern, Schüler ihren Lehrern. "Handgeschriebenes hat Wert", sagt Inge Hauser, Illustratorin aus Gallneukirchen. Sie schickt als "Lotta, das Kartenmädchen" Post um die ganze Welt und hilft anderen beim Schreiben: "Ich mache das als Auftragsarbeit, schreibe aber auch Menschen, auf die ich aufmerksam werde. Oder jetzt – während des Shutdowns – an Altenheime."
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Nun, das alles sind Tätigkeiten, die Bestandteil von vormodernen und rückschrittlichen Gesellschaften sind.
Man könnte ja auch wieder die Wäsche händisch waschen. Oder anstatt elektrischem Licht eine Kerze verwenden. (Nur, dann muss man selber Kerzen herstellen. Und der "Kreislauf des Rückschritts" beginnt von neuem)
Oder nur mehr mit Stückgut heizen (ganz schlecht für die Umwelt wegen Feinstaub, man denke an die schlete Luft im 19Jhdt) oder das Stückgut nur mehr händisch abholzen und herstellen.
Und und und
Hoffentlich bleiben wir nicht in diesem Zustand