Schreibaby? Das können Eltern tun
Baby Care" heißt eine Ambulanz im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz, in der Kinderärztin Regina Pflügl Mütter und Väter berät, deren Kinder (meist im Alter von null bis drei Jahren) viel schreien, wenig essen oder einfach nicht schlafen wollen.
Oberärztin Regina Pflügl hat dafür eine zweijährige Ausbildung absolviert.
OÖN: Was sind die häufigsten Probleme, mit denen Eltern zu Ihnen in die Baby Care Ambulanz kommen?
Regina Pflügl: Meist ist das ein Baby, das sehr viel weint und schwer zu trösten ist. Die Eltern fühlen sich überlastet, erschöpft und hilflos. Oftmals sind sie auch enttäuscht, weil das Leben mit Kind so ganz anders ist, als sie es sich vorgestellt haben.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, in die Ambulanz zu kommen?
Besser ist es, wenn die Situation noch nicht extrem belastend ist. Ein frühes Gespräch kann oft sehr gut helfen. Die meisten Eltern, die zu mir kommen, brauchen nur wenige Beratungstermine, weil sie spüren, dass sie hier richtig sind und ich ihnen helfen kann.
Was denken Eltern, wenn ihr Baby viel schreit?
Sie glauben dann, dass sie etwas falsch machen und holen sich von überall Ratschläge, lesen alle Ratgeber, die sie finden können.
Und was machen Sie in dieser Situation?
Im Gespräch klären wir dann ab, welche Ressourcen zur Verfügung stehen. Wir suchen aber auch nach Dingen, die gut laufen. Da erkennen Eltern oft, dass ihnen ohnedies auch schon sehr viel Gutes gelingt. Das Ziel ist es, eine gemeinsame Richtung zu finden. Oft hilft schon ein einfacher Perspektivenwechsel.
Gibt es Gründe, warum manche Kinder Schreibabys sind und andere nicht?
Ich persönlich stelle die Diagnose Schreibaby niemals, sondern sehe es so: Es kommen Eltern zu mir, weil ihr Baby viel weint. Wir schauen uns dann gemeinsam an, welche Belastungen aufseiten der Kinder bestehen und welche es seitens der Eltern gibt. Prinzipiell muss man sagen, dass das Problem immer die ganze Familie betrifft. Es geht schlussendlich darum, die Teufelskreise in Engelskreise umzuwandeln, quasi gemeinsam einen positiven Wechsel zwischen Weinen und Trösten zu erzielen.
Sie sprechen von Teufels- und Engelskreisen. Was meinen Sie damit?
In der Eltern-Kind-Beziehung kann es zu so genannten Teufelskreisen kommen. Babys sind "unrund", brauchen viel Unterstützung. Die Eltern wiederum sind verunsichert. Sie erleben, dass sie ihr Baby nicht trösten können. Babys werden durch verunsicherte Eltern noch mehr verunsichert, schreien noch mehr. Es treten Teufelskreise beiderseitiger Anspannung und Erregung auf. Diese versuchen wir in Engelskreise umzuwandeln: Eltern werden unterstützt, die Signale des Babys zu verstehen. Auch sollten sich Mütter und Väter selbst wahrnehmen und ihre Mitte finden.
In welchem Alter ist eine Baby Care Beratung denn sinnvoll?
Ich betreue Säuglinge und Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren. Das Schreithema ist im ersten Lebenshalbjahr relevant. Schlafstörungen werden meist erst später als Problem wahrgenommen. Fütter- beziehungsweise Essprobleme sind manchmal von Geburt an belastend. Wenn etwas problematisch erscheint, ist es gut, einen Termin bei uns zu vereinbaren.
Unter der Nummer 0732/7677-7211 kann man einen Termin in der Ambulanz vereinbaren.