Wenn Kinder sich nicht richtig spüren
Wahrnehmungsstörungen zeigen sich auf unterschiedliche Weise - und können auch zu Lernschwierigkeiten führen.
Die einen sind besonders tollpatschig oder wild, die anderen sitzen häufig am Tisch und beschäftigen sich still. "Wahrnehmungsstörungen von Kindern zeigen sich auf unterschiedliche Art und Weise. Meist fallen die Kinder im Alltag zu Hause, im Kindergarten oder in der Schule auf", sagt Isolde Fehringer, Ergotherapeutin in Wieselburg. Sie sieht sich als Vermittlerin zwischen Eltern, Kindern, Pädagogen – und hat ein Kinderbuch geschrieben, mit dem sich die spezielle Situation gut aufarbeiten lässt (siehe Kasten).
Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind Wahrnehmungsschwierigkeiten hat? "Zum Beispiel beim Anziehen, wenn Kinder die Schuhe verkehrt tragen, oder auch wenn sie besonders empfindlich auf Berührungen reagieren, wenn sie bestimmte Lebensmittel wegen ihrer Konsistenz nicht essen wollen oder wenn sie sich schwer tun, Freunde zu finden", sagt Fehringer. Kinder wie Bummbumm (so heißt der Protagonist im Bilderbuch) haben oft Schwierigkeiten beim Erlernen von Abläufen – zum Beispiel bei grobmotorischen Aufgaben wie dem Laufen, bei feinmotorischen Aufgaben wie dem Sprechen oder bei Bewegungen, die Timing verlangen, dazu gehört etwa das Ballspielen.
Die einen spüren Gleichgewicht und Berührung zu wenig – und ziehen sich zurück. Die anderen nehmen diese Reize zu stark wahr und verhalten sich "auffällig". "Kinder, die sich in die Enge getrieben fühlen, können mit Kampf, Flucht oder auch Furcht reagieren. Die Angst kann sich als Erstarren zeigen oder auch als überdrehtes Lachen", erklärt die Ergotherapeutin. Da gebe es viele Missverständnisse.
Werden Wahrnehmungsstörungen nicht behandelt, kann es zu Lernschwierigkeiten kommen. "Hinter jeder Rechenschwäche steckt eine Wahrnehmungsschwäche, und auch hinter mancher Legasthenie", sagt Fehringer. Auch Schreibschwierigkeiten könnten daher kommen, dass das Kleinkind nie gelernt habe, seine Arme und Beine über der Körpermitte zu kreuzen.
"Was die Kinder brauchen, ist Verständnis und Erklärung." Mit Ergotherapie könne man viel erreichen und auch den Selbstwert des Kindes stärken. "Das Buch soll zwischen Eltern und Kindern, aber auch zwischen den Kindern vermitteln", sagt Fehringer.