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Sehnsucht  nach Afrika

Von Peter Affenzeller, 17. Juli 2021, 00:04 Uhr
Sehnsucht  nach Afrika
Blick auf den Kilimandscharo vor der Besteigung im Zug der „7 Summits“ Bild: Fasching

Extremradsportler Wolfgang Fasching muss 11.000-km-Fahrt nach Corona-Erkrankung verschieben Eine Herzmuskelentzündung in Folge einer Covid-Erkrankung verurteilte den 53-Jährigen Vielradler zum Nichtstun.

Im Jahr 2020 hatte Extremradsportler Wolfgang Fasching mehr als 24.000 Kilometer trainiert, die Form stimmte, die Team-Autos standen vollbepackt vor dem Haus in Neukirchen bei Lambach, bereit für den Aufbruch nach Afrika: Dann kam Corona. Seine eigene Erkrankung und eine Herzmuskelentzündung warfen Fasching weit zurück, erst Ende 2022 soll der Traum vom letzten großen "Coast to Coast"-Abenteuer Wirklichkeit werden.

"Du schaffst, was du willst", ist das Credo von Wolfgang Fasching als Mentaltrainer: Diese Einstellung hat ihn schon auf die "Seven Summits", die sieben höchsten Berge der Kontinente, gebracht und acht Mal ins Ziel des Race Across America. "Erst hat uns ein Bürgerkrieg in einer der Grenzregionen zu Äthiopien die Route versperrt, dann kam Corona – und als wir Ende 2020 dachten, jetzt kann es endlich losgehen, bin ich selbst krank geworden", berichtet Fasching. Ein "mittelschwerer Verlauf" sei es gewesen, mit Grippesymptomen und Atemnot, aber mit zwei Wochen Dauer gar nicht so schlimm. Fasching nahm sein Training nach der Genesungsphase wieder auf, doch plötzlich spielte der Puls verrückt: "Mir haben 100 Watt Leistung gefehlt auf dem Rad, wo ich vorher 450 Watt gefahren bin, war auf einmal bei 300 bis 350 Schluss, ich konnte nicht mehr", berichtet der durchtrainierte Extremsportler geschockt. Eine Herzmuskelentzündung wurde diagnostiziert.

Sehnsucht  nach Afrika
Fasching bei „Russia Coast to Coast“ in Moskau Bild: Hartl

Schock bei Diagnose

"Da schreckst dich schon, wenn dich der Arzt anruft und sagt, tu gar nix mehr, schon dich ein paar Monate, sonst kannst du tot sein", erinnert sich Fasching. Anfangs habe er die Pandemie noch dadurch einschneidend gespürt, dass von einem Tag auf den anderen alle seine Vortragstermine abgesagt wurden. "Ein paar Motivationsseminare hab ich online gemacht, aber das ist nicht dasselbe, Motivationstraining braucht den direkten Kontakt und die Rückmeldung von den Teilnehmern", so Fasching.

In der erzwungenen Ruhephase 2020 habe er sich voll auf sein eigenes Training konzentriert und ein Projekt daraus gemacht, das Haus rundherum neu zu streichen. Im Garten entstand eine Slackline, auf der er inzwischen vor- und rückwärtsgehen kann. Aber Afrika war in weite Ferne gerückt.

Dabei hatte es im Herbst 2020 noch nach einem möglichen Start ausgesehen: "Es gibt ein klimatisches Fenster zwischen Dezember und Februar, wo es nicht zu heiß ist und auch keine Regenzeit entlang der Route, das wollten wir nutzen", sagt Fasching. Die Team-Dressen waren schon gedruckt mit einem von Löffler entwickelten Afrika-Design, eine ganze Kiste voll Garmin-Elektronik für die Navigation stand im Keller. "Die Info, du hast eine Herzmuskelentzündung, hat mich völlig unerwartet getroffen, das hat mich auch mit all meinen Werkzeugen als Mentaltrainer selbst an meine Grenzen gebracht, nichts tun zu dürfen", erinnert sich Fasching. Mit eiserner Disziplin zwang er sich, wirklich kein Rennrad anzurühren und dem Ergometer im Keller fernzubleiben. "Ich bin nur spazieren gegangen, oft auch am Abend mit der Stirnlampe, allein im Wald", berichtet der Extremsportler. Bei der geringsten Anstrengung sei der Puls hochgeschnellt, an ein Radfahren mit Belastungsgrenze 120 Schläge Maximalpuls war nicht zu denken. Nach den fünf Monaten und einer Woche erzwungener Ruhe läuft jetzt die Arbeit am Comeback: Letzte Kontrolluntersuchungen stehen an, aber derzeit hält das Herz.

"Die Sponsoren und das Team haben es großartig aufgenommen, das hat mir auch sehr geholfen", so Fasching. Jetzt sollen die ersten Rennrad-Camps im Ötztal den Beweis liefern, dass die Belastbarkeit wieder zurückkehrt. "Ich will nicht starten und dann nach 500 Kilometern sagen, tut mir leid, Leute, es geht nicht", sagt Fasching: Egal ob RAAM, Europa, Russland oder Australien, er habe seine Fahrten immer durchgezogen und so solle es auch mit Afrika werden, dem letzten großen "Coast to Coast"-Abenteuer. Hinter den 11.000 Kilometern auf dem Rad steht ein gewaltiger Aufwand: Visa, Zollbestätigungen für die Teamfahrzeuge, die Routenplanung mit den zahlreichen Grenzübertritten und über allem das Risiko politischer Unruhen, die während der Fahrt noch eine Planänderung erzwingen könnten. Die drei KTM-Räder für das große Abenteuer warten vorerst auf ihren Einsatz, zwei Lisee-Straßenrenner mit Aero-Lenkeraufsatz und ein Gravelbike mit groben Reifen und breiterem Lenker für schlechtere Straßenverhältnisse.

Ab Mitte Juli steht Fasching für zwei "Bergwelten"-Dokumentationen vor der Kamera. Die Anfahrt zu den geplanten Touren etwa auf dem Priel und dem Großglockner wird er mit dem Rad bewältigen – ein weiterer Formtest. "Afrika geh ich erst an, wenn ich mir sicher bin. Die Gesundheit hat Vorrang, für so einen Extrembereich muss der Körper hundertprozentig fit sein", sagt Fasching.

5 Kontinente coast to coast

Australien: 1999, 4200 km, 20.000 hm (Höhenmeter),
7 Tage, 17 Stunden

Amerika: Acht Mal beim Race Across America (RAAM) gestartet, acht Mal am Podium, drei Mal als Sieger, zuletzt 2007 (2. Platz), 5000 km, 38.000 hm, pers. Bestzeit: 8 Tage, 23 Stunden, 20 Minuten

Russia Coast to Coast: 2014, 10.000 km, 80.000 hm,
21 Tage, 19 Stunden, 31 Minuten

Europe Coast to Coast: 2019, 5656 km, 30.000 hm, 9 Länder, 10 Tage, 20 Stunden, 47 Minuten

Afrika: geplant für 2022/23, 11.000 km, 57.000 hm,
8 Länder, geschätzte Fahrzeit: 30 Tage

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Autor
Peter Affenzeller
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