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Und sie nannten sie Bike-Babsi

Von Bernhard Lichtenberger, 17. April 2021, 11:50 Uhr
Und sie nannten sie Bike-Babsi
Barbara Pirringer aus Waidhofen an der Ybbs gibt ihre Mountain-bike-Erfahrungen weiter. Bild: Dominik Stixenberger

Die Mostviertlerin Barbara Pirringer hat eine Leidenschaft, die sie auf einer Website und in einem mit Tipps und Tricks gefüllten Buch teilt: das Abenteuer Mountainbiken.

Ihr Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ist Waidhofen an der Ybbs, wo sie eine Agentur für strategische und visuelle Kommunikation betreibt. Von dort aus zieht sie radelnd ihre Kreise, durchstreift Natur und Landschaft. Und das mit einer Hingabe und Häufigkeit, dass die Leute von der "Bike-Babsi" reden, wenn sie die 32-Jährige meinen.

OÖNachrichten: Wann und wie wurde die Lust aufs Mountainbiken geweckt?

Barbara "Bike-Babsi" Pirringer: Ich war ein cooles Kind, hatte ein Mountainbike, aber in der Jugend hat sich das verlaufen. Mit Anfang 20 habe ich mich selbstständig gemacht und irgendwann festgestellt: Oh Gott, dieses späte Essen und stundenlang ohne Bewegung vor dem Computer zu sitzen macht etwas mit mir, das mir nicht mehr gefällt. Daraufhin habe ich mich zu einem Judo-Training angemeldet und beim ersten Training erkannt, wenn ich nicht unmittelbar an der Kondition arbeite, überlebe ich sicher kein zweites.

Und sie nannten sie Bike-Babsi
Früh übt sich, wer einmal Bike-Babsi werden will. Bild: Manfred Pirringer,

Also entstaubte ich mein jugendliches Mountainbike aus dem elterlichen Keller, setzte mich drauf und stellte fest, das Mountainbiken ist meins – das kann man von der Haustür aus machen und hat einen ordentlichen Aktionsradius. Das war vor dem 25. Geburtstag, an dem meine Eltern zu einem gescheiten Bike dazuzahlten.

Welche Rad-Evolution haben Sie seither mitgemacht?

Das Geschenk war ein Damen-Mountainbike mit 80 Millimeter Federweg vorne und Alurahmen. Dann wollte ich etwas Flinkeres und Leichteres, ein zehn Kilo schweres Hardtail-Carbon, "Prinzessin" genannt, die mich bis heute auf allen großen Touren begleitet. Vergangenes Jahr ist ein Trail-Fully "Santa Cruz"-Eigenaufbau dazugekommen, denn so etwas braucht frau auch, wenn es einmal ruppiger im steinigen, schroffen Gelände hergeht. Und dann hab ich noch ein Puch Mini aus dem Jahr 1973, ein 17-Kilo-Stahl-Rad, mit dem ich jeden Tag in die Arbeit fahre, einen Kilometer pro Richtung.

Was darf ein Mountainbike kosten, das Ihren Ansprüchen gerecht wird?

Das Gewicht ist mir irrsinnig wichtig, weil ich jedes Gramm auch den Berg hinaufbringen oder durch ein Weidegatter heben muss. Das ist ein Faktor, der mir auch entsprechend Geld wert ist. Man kann sich das so vorstellen: Man nehme ein Standard-Rad, und pro Kilo weniger legt man einen Tausender drauf. Bei Leidenschaften ist es aber ohnehin so, dass es alles kosten darf.

Was macht Mountainbike zum Abenteuer?

Dass man oft auf unvorhersehbare Situationen, Menschen, Tiere oder Wetterwechsel stößt. Zum Beispiel wollte ich mir einmal bei Maria Alm vor der Abfahrt vom Berg ein Jackerl überziehen – da bemerke ich, dass am anderen Ende der Bank, an die ich mein Rad gelehnt hatte, ein camouflageartig gekleideter Mann mit einem Rucksack sitzt. Er erzählte mir, dass er sich vor zig Jahren aus der Zivilisation verabschiedet hat, im Wald lebt, was er dort alles sammelt und dass er Harze am Markt verkauft. Am Schluss hat er aus seinem Rucksack eine Espressokanne gezaubert und gesagt: "Aber ohne Kaffee geht es nicht."

Und sie nannten sie Bike-Babsi
Bild: Dominik Stixenberger

Gab es tierische Begegnungen?

Im Salzkammergut bin ich bei einem Kahlschlag stehen geblieben, um ein Foto Richtung Tal zu machen, als es eine Art Schnauben und Gebrüll gab und ich glaubte, ein Bär steht hinter mir im Wald. Ich traute mich kaum zu bewegen, steckte meine Kamera in Zeitlupe in die Tasche, schob das Rad ein paar Meter. Im Kopf gingen tausende Sachen vor: Wirfst du ihm den Rucksack hin, um ihn abzulenken? Ich bin langsam weg, stieg dann aufs Rad, bin abgefahren, erst nach einem Kilometer wieder abgestiegen und hab mich vor Angst fast übergeben. Bis heute weiß ich nicht, was es war, vielleicht ein Rehbock, der auch extrem arg klingt, wenn er einen verjagen will.

Allein, zu zweit oder im Rudel unterwegs – was bevorzugen Sie?

Bisher war ich viel allein unterwegs. Alles hat Vor- und Nachteile. Allein ist das Naturerlebnis intensiver. In einer Gruppe hat man eine Gaudi, man motiviert sich, kann einander helfen, wenn es etwas hat.

Was war die grenzwertigste Tour?

Ich wollte mit dem neuen Rad am Grundlsee etwas erleben und habe einen Steig auf der Wanderkarte gesehen, der ein paar Kilometer relativ hangparallel entlanggegangen und dann in eine Forststraße gemündet wäre. Dabei hätten alle Alarmglocken schrillen müssen, denn obwohl der Weg komplett verwachsen und undurchsichtig war, bin ich immer weitergestapft, bis ich in die Lage kam, dass es nicht mehr nach vorne und kaum mehr zurück ging. Aber mit der Erfahrung vorheriger Touren und mit mehr Glück als Verstand ist es gut ausgegangen. Seither bin ich vorsichtiger und habe mehr Respekt vor unbekannten Aktionen.

Ihre Hausrunde?

Von Waidhofen aus die Pechholzkapellen-Runde, die das ganze Jahr befahrbar ist. Mein Lieblingsplatzerl ist am Schobersberg, eigentlich ein kleiner Hügel, aber mit einem traumhaften Blick zum Ötscher und bis in die Kalkalpen.

Dem richtigen Packen wird besonderes Augenmerk geschenkt. Wenn es um "das Nötigste" geht, wo fängt der Verzicht an?

Wenn ich mit sechs Kilo am Rücken unterwegs bin, habe ich nie das Gefühl, mich kasteien zu müssen. Auf Lesestoff verzichte ich, was aber nicht wehtut, weil ich eh zu müde zum Lesen wäre. Über die Menge an frischen T-Shirts und Socken könnte man am siebenten Tag schon streiten oder darüber nachdenken, neben wen man sich setzt.

Wie wurden Sie Schrauberin?

Ich habe einen Bekannten mit einem Bike-Shop vor meiner ersten großen Tour gefragt, ob ich ein paar Tage in seiner Werkstatt mitarbeiten darf, um grundlegende Handgriffe und Zusammenhänge zu erfahren. Kleinigkeiten und Verschleißsteile auswechseln will man irgendwann schnell und unkompliziert selbst machen können, wenn man viel fährt.

Beim Mountainbiken wird nicht nur die Beinmuskulatur strapaziert, sondern auch das Sitzfleisch.

Was man als Anfänger spürt, ist der Druck auf den Sitzbeinhöckern. Je öfter man fährt, desto weniger Hinternweh. Ich verwende oft eine alkoholfreie, pH-neutrale Sitzcreme, die einem Wundscheuern vorbeugt. Vor allem bei mehrtägigen Touren, wo man stundenlang am Sattel sitzt, ist das zu empfehlen.

Wann kam das Bedürfnis, die Mountainbike-Erlebnisse mit anderen auf bike-babsi.at zu teilen?

Leute, die mitgekriegt haben, dass ich viel Rad fahre, haben mich immer wieder nach Touren, Tipps, technischen Sachen gefragt und ich erzählte auch stets meine Geschichten. Nachdem das eher langfristig gültige Inhalte sind, machte ich eine Website.

Beruflich wie privat haben Sie denselben Partner. Teilt er die Mountainbike-Leidenschaft?

Absolut nicht. In meiner Euphorie habe ich ein wahnsinnig tolles Mountainbike für ihn gefunden, das er sich dann auch gekauft hat. Ein halbes Jahr später ist es ihm gestohlen worden – und er war noch nie so glücklich. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob er es nicht selber verschwinden hat lassen.

Wie nähern Sie sich dem Thema E-Mountainbike?

Können Sie mich das bitte wieder in 30 Jahren fragen?

 

Gut geplant ist halb geradelt - Tipps und Tricks für das „Abenteuer Mountainbiken“

Der Weg von der Feierabendrunde zur mehrtägigen Mountainbike-Tour kann ein holpriger sein. Reicht die Fitness für das Vorhaben? Welche Rucksacklast darf man sich aufbürden? Was ist zu tun, wenn einen abgenutzte Bremsbeläge ausbremsen, die Kette reißt, der Reifen platt macht?

Barbara Pirringer, die sich über Jahre des Bergauf- und Bergab-Strampelns den Spitznamen Bike-Babsi verdient hat, steht den zum Abenteuer Mountainbike motivierten Radelnden auf 176 Seiten mit Rat zur Seite. In wohlgeordneten Kapiteln füttert sie die Fragenden mit Antworten, die sie selbst im wahren Wortsinn erfahren hat.

Gut geplant ist halb geradelt
Barbara Pirringer Bild: Angela Albrecht

Soll man alleine in die Pedale treten oder in der Gruppe Kilometer und Höhenmeter in Angriff nehmen, mit Karte, GPS oder Handy den rechten Pfad im Auge behalten? Übersichtlich listet sie Vor- und Nachteile auf, teilt den Tag in Leistungsphasen ein, klärt über die optimale Einstellung der Sattelhöhe auf. Als höchst hilfreich erweisen sich die Checklisten. Was ist am fahrbaren Untersatz vor dem Aufbruch zur Mehrtagestour zu überprüfen und eventuell zu warten? Welche Werkzeuge und Ersatzteile sollten unterwegs dabei sein?

Und weil jedes Kilo mehr am Rücken zur Pein werden kann, widmet die Autorin dem Gepäck entsprechenden Raum, beginnend bei der Wahl des optimalen Rucksacks über die Zusammenstellung eines Erste-Hilfe-Pakets bis zur Liste einer Basisausstattung. Bike-Babsi gibt Ernährungstipps (damit einen der gefürchtete Hungerast nicht erwischt), stellt leichte Übungen gegen Verspannungen vor, bereitet auf tierische Begegnungen mit Kühen oder Hunden vor, erzählt von persönlichen Tour-Erlebnissen (denen sich auch einmal ein schmerzender Daumen in den Weg stellen kann) und schlägt abschließend fünf Mehrtagesausflüge vor, von der knackigen Mühlviertler Tour de Alm (zwei bis drei Tage, 188 Kilometer, 5400 Höhenmeter) bis zum Südtiroler Stoneman Dolomiti (ein bis drei Tage, 120 Kilometer, 4000 Höhenmeter).

Barbara Pirringer: „Abenteuer Mountainbiken“, Tyrolia Verlag, 176 Seiten, 19,95 Euro

 

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Autor
Bernhard Lichtenberger
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3  Kommentare
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rudigier (350 Kommentare)
am 17.04.2021 12:35

ich finde Mountainbiker auf Wald- und Almwegen störend.
Sie sollen auf den Forststrassen bleiben!

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gent (3.909 Kommentare)
am 17.04.2021 18:37

Wodurch und wobei fühlen Sie sich gestört? Stören Sie auch die Nachbarn? Oder Fremde am Gehsteig?

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auberg (26 Kommentare)
am 21.04.2021 05:19

Es würde schon sehr helfen, wenn Mountainbiker klingeln und abbremsen würden und nicht plötzlich wie aus dem Nichts mit Ultraschallgeschwindigkeit knapp neben dem erschrockenen Wanderer vorbeibrausen würden.

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