Genusstouren mit Glocknerblick
Skitouren auf weiten freien Hängen, begleitet von einer der schönsten Kulissen in unseren Bergen. Es ist der Großglockner, der mit den umliegenden Dreitausendern unübersehbar die Szenerie beherrscht.
Wir hatten Glück. Noch einen Tag vor unserer Anreise nach Kals gab es rund um das Lucknerhaus eher ernüchternde Bedingungen für Skitouren. Der wenige Schnee war hart gefroren und teilweise eisig. Genuss schaut anders aus. Aber der Schneefall am Anreisetag genügte, um die Landschaft mit bis zu 30 Zentimeter Neuschnee in eine weiße Traumlandschaft zu verwandeln und herrliche Abfahrten zu garantieren. Unterwegs waren wir mit Kennern der Region, Helmuth und Susi Preslmaier von den Naturfreunden Linz.
Glorerhütte und Weißer Knoten: Vom Lucknerhaus kommt man entlang der Almstraße in Serpentinen höher. Man passiert eine Almhütte, kürzt einige Kehren ab und erreicht eine Unterstandshütte. Ab hier geht es im freien Gelände weiter immer im Bereich des in der Karte eingezeichneten Sommerweges. Bald kommt das Berger Törl mit der Glorerhütte ins Blickfeld. Wer auf den Weißen Knoten will, dreht hier nach Norden und steuert auf den markanten und schon sichtbaren letzten Gipfelaufschwung zu. Bei sicheren Verhältnissen geht es in Spitzkehren hinauf zum Gipfelkreuz. Man kann auch zum linksseitigen Rücken aufsteigen und hier den Anstieg beenden.
Nach der Abfahrt kommen die Felle für die letzten 100 Höhenmeter hinauf zur Glorerhütte noch einmal an die Skier. Der Hüttenwirt Wolfgang empfängt seine Gäste mit einem Stamperl zum Aufwärmen. Er hat die Hütte voraussichtlich bis Ende März geöffnet. Übernachtungen sind in dieser Zeit nicht möglich. Vorzüglich sind die angebotenen Suppen, und gut gelaunt geht es zur Abfahrt entlang des Anstiegsweges zurück zum Lucknerhaus.
Greiwiesen mit Figerhorn: Vom Parkplatz bei der Kehre wendet man sich der Forststraße zu, die in einigen Kehren durch Wald nach Südwesten zum Einstieg in das weite, kupierte Gelände der Greiwiesen führt. In angenehmer Steigung geht es höher. Bald taucht die Gipfelkuppe des Figerhorns auf. Die Blicke werden immer gewaltiger. Hinab nach Kals, hinüber zur Glorerhütte und über die verschneiten Gipfel der umliegenden Berge.
Der letzte Anstieg führt uns auf den nach Südwesten ausgerichteten Rücken. Ab hier geht es zu Fuß, bei genügend Schnee auch mit Skiern an den Füßen, hinauf zum Gipfelkreuz. Es ist einer der schönsten Glocknerblicke, den man hier genießen kann. Von der Romariswand, dem Stüdlgrat mit Großglockner zum Ködnitzkees mit der Adlersruhe. Im großteils unverspurten Gelände der Greiwiesen schwingen wir im lockeren Pulver hinab bis zur Forststraße. Da sind auch die eisigen Temperaturen beim Start der Tour am Morgen vergessen. Das war der Preis dafür, auf diesem nach Süden ausgerichteten Hang im staubenden Pulverschnee abzufahren.
Weitere Möglichkeiten für Skitouren in der Gegend sind das Böse Weibel und der Anstieg zur Stüdlhütte sowie Touren ab Kals wie das Hohe Tor mit dem Brunnerkogel. Im Frühjahr lockt die ab Mitte März geöffnete Stüdlhütte zu hochalpinen Unternehmungen auf Großglockner und Romariswand.
1. Ausgangspunkt: Das Lucknerhaus erreicht man über die mautpflichtige Glocknerstraße von Kals aus. Der Anstieg Richtung Glorerhütte beginnt direkt beim Lucknerhaus-Parkplatz. Wegweiser zeigen den Einstieg über die Almstraße an. Der Anstieg zum Figerhorn beginnt zwei Kehren vorm Lucknerhaus, und über eine Forststraße erreicht man die Greiwiesen. Ab hier über freie kupierte Hänge zum Gipfel.
2. Charakteristik: Bei guten Verhältnissen schöne Genusstouren im meist baumfreien Gelände. Der Anstieg zur Glorerhütte wird auch gern mit Schneeschuhen gemacht. Man ist hier im alpinen Gelände unterwegs. Beachten sollte man die Lawinensituation sowie mögliche Wetteränderungen. Gute Tipps und aktuelle Einschätzungen bekommt man von Hans Oberlohr am Lucknerhaus.
Infos zur Tour
Glorerhütte – Weißer Knoten
Gehzeit: 4 Stunden
Länge: 8,7 Kilometer
Höhenmeter: 900
Strecke: Lucknerhaus (1920 m) – Kamm Weißer Knoten (2720 m) – Weißer Knoten (2865 m) – Glorerhütte (2651 m)
Figerhorn
Gehzeit: 4 Stunden
Distanz: 7,6 Kilometer
Höhenmeter: 930
Strecke: Kehre Alpenstraße (1850 m) – Greiwiesen (2300 m) – Figerhorn (2744 m)
Internet: osttirol.com/kals
Am Wegesrand
Stützpunkt Lucknerhaus: Gastfreundschaft steht hier nicht nur im Hausprospekt, sie wird vom Team rund um die Familie Oberlohr wirklich gelebt. Entsprechend willkommen fühlt man sich hier. Heimelige Stuben, schöne Zimmer und ein kleiner Saunabereich ergeben mit dem guten regionalen Essen einen perfekten Stützpunkt für Tourentage.
Die Geschichte des Hauses geht weit zurück. Der Name kommt von Lucken – einer engen Durchfahrt – und aus dem Erbhof wurde in den 50er-Jahren das Lucknerhaus. Nach der Fertigstellung der Kalser Glocknerstraße 1980 erfolgten mehrere Zubauten. Mit ihnen wurde man den touristischen Anforderungen der Zeit gerecht. Ein eigenes Kraftwerk am Ködnitzbach versorgt das Haus mit Strom.
Abgerundet hat unseren Aufenthalt ein kurzweiliger Vortrag zum Thema Sicherheit bei (Ski-)Touren rund um den Glockner von Toni Riepler, Bergführer und Hüttenwirt auf der Adlersruhe.
Geöffnet von Weihnachten bis Mitte Oktober (lucknerhaus.at).