Verkehrspolitik: Wo Tempo gefragt wäre
Wen wundert’s, wenn alle mit dem privaten Auto pendeln
Von Eferding (Bahnhof) braucht man (lt. Routenplaner) mit dem privaten Kfz nach Linz in die Industriezeile 36 Minuten. Wenn’s staut, braucht man laut Firma TomTom durchschnittlich um 37 Prozent länger, also 49 Minuten. Mit der LILO und der Linz-Linie 17 braucht man für dieselbe Strecke (lt. Fahrplan) 65 Minuten. Kurz: Der Pendler mit dem Auto verliert Zeit im Stau. Der Pendler mit Bus und Bahn verliert – gewissermaßen fahrplanmäßig – aber noch viel mehr Zeit als der Pendler mit Auto, inklusive Stauzeiten.
Wen wundert’s, wenn alle mit dem privaten Auto pendeln, außer diejenigen, die über kein Auto verfügen, keinen Führerschein (mehr) haben, beziehungsweise diejenigen, die über keinen (leistbaren) Parkplatz verfügen.
Erst wenn die Reisezeiten plus Stau fürs private Kfz größer werden als die fahrplanmäßigen Reisezeiten im öffentlichen Verkehrsmittel, steigt die Bereitschaft der Pendler zum Umstieg. So gesehen ist Staubekämpfung schädlich für die Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel. Wie überhaupt in Zukunft die „Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit einer sozialverträglichen öffentlichen Mobilität“ die vorrangige verkehrspolitische Norm sein sollte und nicht die „Flüssigkeit und Leichtigkeit des motorisierten, individuellen Autoverkehrs“. Für die Umsetzung einer solchen neuen Norm für die Verkehrspolitik wäre Tempo angesagt.
Hans Hörlsberger, Linz