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„Diese Selbstüberschätzung ist Teil von Stronachs Marke“

Von eda/bock, 28. September 2012, 00:04 Uhr

LINZ. Politikwissenschafter urteilen über Stronachs Präsentation: Mageres politisches Konzept und medienwirksame Selbstinszenierung.

Dass Frank Stronach den gestrigen Tag als einen bezeichnete, der in die „Geschichte der Welt“ eingehen werde, „passt zu seiner Selbstüberschätzung, die Teil von Stronachs Marke ist“, sagt der Politologe Peter Filzmaier. Mit solchen Übertreibungen überdecke dieser „inhaltliche Lücken“ im Programm.

„Stronach spricht fast nur Floskeln und profitiert davon, wenn er betont, wogegen er ist. Er ist gegen den Euro, hat aber kein währungspolitisches Konzept. Er geißelt die Schulden, hat aber kein Programm zur Schuldensenkung.“ Kurz- und mittelfristig spreche das die von den etablierten Parteien enttäuschten Wähler zwar an, „aber bis zur Wahl im Herbst 2013 werden Floskeln allein zu wenig sein“, sagt Filzmaier. Gleichzeitig steige die Gefahr, dass Stronachs Auftritte, „die heute noch als belebend empfunden werden, verstärkt als bizarr rüberkommen.“ Aus heutiger Sicht sei jedenfalls fix davon auszugehen, dass das „Team Stronach“ den Sprung in den Nationalrat schaffe. Unterstützt werde es in erster Linie von ehemaligen SP- und VP-Wählern, die schon vor Jahren zur FPÖ und zum BZÖ gewechselt seien, und nun weiterwandern würden. „In diesem Teich fischt er am meisten, aber auch SPÖ und ÖVP werden weitere Wähler an ihn verlieren“, sagt Filzmaier.

Von der Erzählung des Hungerns in der Jugend bis zum Pathos, was auf dem Grabstein stehen soll – der Innsbrucker Politologe Ferdinand Karlhofer sieht eine Inszenierung Stronachs, „die fast nichts auslässt, was aus der Kitschliteratur bekannt ist“. Stronach präsentiere sich als „der Retter“, der aus einem wachsenden Reservoir Enttäuschter schöpfen wolle. „Die Glaubwürdigkeit muss er gar nicht unter Beweis stellen.“ Das Programm sei ein „nicht zusammenpassendes Patchwork“, so Karlhofer. Auch er meint, dass der Austro-Kanadier mehr vorweisen wird müssen, will er bei der Nationalratswahl erfolgreich sein, die Umfragen (10 bis 12 Prozent) seien Momentaufnahmen. Dass die neue Partei „nahezu patriarchalisch“ auf den Gründer zugeschnitten ist, sei zu erwarten gewesen.

Walter Ötsch, Kommunikationsexperte der Uni Linz sieht in Stronachs Auftritt und Ansagen „erstaunliche Parallelen zur tea-party in Amerika, wenn auch in gemilderter Form“. Das Narrativ sei das Gleiche: „Wir Tüchtigen gegen die da oben“, sagt Ötsch.

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