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16-Jährige in Steyr erstochen: Großfahndung nach ihrem Freund

Von nachrichten.at, 10. Dezember 2018, 09:09 Uhr
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Bild: FOTOKERSCHI.AT / KLAUS MADER

STEYR. Nach der Bluttat an einem 16-jährigen Mädchen in Steyr hat das Obduktionsgutachten ergeben, dass die Jugendliche an einem Stich in die Lunge gestorben ist. Von dem Verdächtigen fehlt weiterhin jede Spur.

Die 16-Jährige befand sich in der Wohnung ihrer Mutter im Stadtteil Münichholz. Sie hatte Besuch von ihrem Freund, einem 17-jährigen afghanischen Staatsbürger. Als die Mutter gegen 23 Uhr nach ihrer Tochter schauen wollte, war die Zimmertüre mit einem Kasten verbarrikadiert. Es gelang der Mutter dennoch, in das Zimmer zu gelangen. Darin bot sich ihr ein schrecklicher Anblick: Ihre Tochter war tot. 

Stich in Lunge war tödlich

Auf den ersten Blick sei nur Blut im Mundwinkel des Mädchens zu sehen gewesen. Dann habe man die beiden Messerstiche im Rücken entdeckt, schilderte Staatsanwaltschafts-Sprecher Andreas Pechatschek. Tödlich war ein Stich in die Lunge, wie aus dem Obduktionsgutachten, das seit Montagnachmittag vorliegt, hervorgeht. Das Motiv ist laut Staatsanwaltschaft Steyr unklar.

Die Wohnung, in der die 16-Jährige, die die HLW Steyr im Vorjahr abgebrochen und danach eine Lehre bei einem Lebensmittelmarkt begonnen hatte, mit ihrer Mutter gelebt hat, befindet sich im Hochparterre. Das Fenster stand offen, der Freund war nicht mehr im Zimmer.

Das Opfer und der 17-Jährige, der in einem Asylheim im selben Stadtteil - Münichholz - lebte, waren ein Paar, führten laut Staatsanwaltschaft eine On-Off-Beziehung. Der Bursch soll bisher nicht aufgefallen sein. Die Staatsanwaltschaft Steyr erließ eine Festnahmeanordnung gegen den 17-Jährigen wegen Verdachts des Mordes.

Nachbarn entsetzt und geschockt

Die Nachbarn sind entsetzt und geschockt. "So eine nette Familie", sagt einer. Die Mutter ist alleinerziehend, die 16-Jährige war das jüngste ihrer drei Kinder. In der Wohnung lebte neben der 16-Jährigen und ihrer Mutter auch noch die eine ältere Schwester des Mädchens. 

Christian Riedler, ein Nachbar der schräg gegenüber wohnt, bezeichnete den Verdächtigen im Gespräch mit nachrichten.at als "komisch und verschlossen". "Geredet hat er nicht viel, aber auch die Mädchen waren eher ruhig. Die Mutter hat immer freundlich gegrüßt. Von Streit habe ich nie etwas mitbekommen", so Riedler. 

Christian Riedler Bild: GERALD Winterleitner (APA/AFP/JOHN THYS)

Christian Riedler

Die Tatwaffe wurde bisher nicht gefunden, so Staatsanwaltschafts-Sprecher Andreas Pechatschek. Die Fahndung nach dem verdächtigen 17-Jährigen brachte bislang keinen Erfolg. Gesucht wird nach einem 174 Zentimeter großen, schlanken Mann mit schwarzen Haaren und braunen Augen.

Er hat laut Polizei auffällige Hautmale auf der linken Wange, am Hals rechts und an der Oberlippe rechts. Wer Hinweise zu seinem Aufenthaltsort geben kann, der möge sich unter der Nummer 059133/40 3333 beim Landeskriminalamt Oberösterreich melden. 

Von den Verdächtigen fehlte am Nachmittag noch jede Spur. Kolportiert wird, dass er sich nach Wien abgesetzt haben könnte. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft aber nicht. Zum Asylstatus des Verdächtigen gab es ebenfalls keine Information. 

Der Tatort:

 

Mehr als 30 Morde an Frauen seit Jänner

Mehr als 30 Frauen und Mädchen sind in Österreich heuer bereits bei Bluttaten getötet worden. Das berichtete Maria Rösslhumer von den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern (AÖF) am Montag. Inklusive dem Fall einer erstochenen 16-Jährigen in Steyr zählte der Verein seit Jahresbeginn 33 Morde an Frauen. Das Bundeskriminalamt hat für 2018 noch keine detaillierten Zahlen.

Etwa alle 14 Tage wird eine Frau in Österreich von einem männlichen Familienmitglied oder Partner getötet, erläuterte Rösslhumer. "Ich bin schockiert und sehr entsetzt über das hohe Ausmaß der Gewalt an Frauen und Mädchen", sagte die AÖF-Geschäftsführerin. Gerade heuer seien auch mehrere junge Mädchen unter den Opfern gewesen.

"Es ist schon gravierend, was sich jetzt abspielt"

"Es ist schon gravierend, was sich jetzt abspielt", sagte die Expertin. Sie forderte, die Täter verstärkt zur Verantwortung zu ziehen - auch schon im Vorfeld. "Viele Morde kündigen sich an", betonte Rösslhumer. "Jetzt ist wirklich Zeit zu handeln."

Insgesamt sprach Rösslhumer von einer Zunahme solcher Taten in den vergangenen Jahren. 2017 war die Zahl bereits ähnlich hoch: Im gesamten Vorjahr wurden nach Angaben des Bundeskriminalamts 77 Frauen Opfer von Mord oder Mordversuch, 34 Frauen wurden getötet.

In Österreich ist jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Im Jahr 2017 hatten 3.341 Frauen und deren Kinder Schutz und Zuflucht in einem der österreichischen Frauenhäuser gesucht, hatte der Verein AÖF erst kürzlich anlässlich der Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen" betont, die am (heutigen) Montag zu Ende ging.

Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet Betroffenen das ganze Jahr rund um die Uhr anonym, kostenlos und mehrsprachig Hilfe. Die Helfer vermitteln zu Beratungsstellen und Frauenhäusern in ganz Österreich. 2017 erhielt die Frauenhelpline 7.945 Anrufe, davon 83 Prozent von Frauen und Mädchen.

Autonome Frauenhäuser: www.aoef.at - Frauenhelpline: 0800-222-555 und www.frauenhelpline.at

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