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„Es war Freiheit, es war Frieden“

Von Renate Schiesser, 25. Oktober 2011, 00:04 Uhr
„Es war Freiheit, es war Frieden“
Bis 1955 war die Linzer Nibelungenbrücke Grenzübergang. Bild: Stadtarchiv

LINZ. Am Nachmittag des 25. Oktober 1955 verließen die letzten alliierten Soldaten Österreich, am 26. Oktober beschloss das Parlament die Neutralität. Viele Oberösterreicher erinnern sich noch sehr lebhaft an diese Tage.

„Es war eine harte Zeit. Aber es war Freiheit, es war Frieden.“ Albert Doppler erinnert sich noch gut. 25 Jahre war er alt, als am 25. Oktober 1955 die letzten alliierten Soldaten Österreich verließen. „Irgendwie ist es eine große Freude gewesen, dass die weg sind“, sagt Doppler. Auch wenn er eigentlich nichts Schlechtes über die Soldaten sagen könnte. Trotzdem: „Das war ein Neubeginn für die Republik.“

Nicht viel Zeit für Feiern

Zuerst die Amerikaner, dann die Russen hat der heute 81-Jährige als Besatzer in Rottenegg erlebt. Die Versorgung sei „ein bisserl schwach“ gewesen. Dabei sei er noch gut ausgestiegen: „Wir haben ein Grundstück gehabt, einen Garten, Hendln. Gemüse haben wir selbst angepflanzt, Obstbäume haben wir auch gehabt“, sagt Albert Doppler. „Aber man hat halt viel arbeiten müssen.“ Für große Feiern blieb da nicht viel Zeit.

Und außerdem hätte man andere Sorgen gehabt, sagt Herbert Weissengruber, lange Jahre Volksschuldirektor in St. Gotthard im Mühlkreis. 1955 erlebte er als Lehrer einer zweiklassigen Schule im mühlviertlerischen Untergeng und junger Ehemann. Und erinnert sich: „Der 26. Oktober ist nicht so hervorgestochen, wie man sich das vorstellen würde. Die Leute haben ums Überleben gekämpft.“

Ein denkwürdiger Tag

Dennoch sei ein Jubelruf durchs Land gegangen. Nach zehn Jahren Besatzung sei dieser 26. Oktober schon ein besonderer Tag gewesen, erzählt der 82-Jährige. Auch wenn er in ländlicheren Gegenden nicht so öffentlich begangen worden sei.

Und heute? Heute ist es ein Tag, an dem Herbert Weissengruber innehält, sich erinnert. Obwohl er den 15. Mai 1955 für denkwürdiger halten würde.

Denkwürdig ist der Tag auch für den ehemaligen Nationalspieler Helmut Köglberger, eines der sogenannten Besatzungskinder. „Der Nationalfeiertag ist schon ein wichtiger Tag. Man erinnert sich, dass nicht immer alles so selbstverständlich war“, sagt er. Auch er hat seine Erinnerungen an die Zeit vor dem Abzug. Panzer, die durch Sierning rollten, Süßigkeiten und Kaugummi, die der damals Neunjährige von amerikanischen Soldaten bekam.

Seinen Vater lernte der 65-jährige Altenberger aber nicht mehr kennen. Der US-Soldat wurde, so Köglbergers Recherchen, mit seiner Truppe bereits zehn Jahre vor dem Abzug der Besatzungsmächte verlegt.

 

Ein Feiertag für staatlichen Selbstwert

Gedenktage, sagt der Leiter der Abteilung Zeitgeschichte am Oberösterreichischen Landesarchiv, Josef Goldberger, haben im staatlichen Bereich die Aufgabe, Identifikation zu stiften. „Allgemein werden nationale Feiertage auf ein historisches Ereignis gelegt, das das Selbstwertgefühl der Menschen eines Staates positiv bestimmt“, so Goldberger. Die Französische Revolution etwa. In Österreich sei es nach dem Krieg jedoch schwierig gewesen, „ein Ereignis zu finden, das sozusagen alle super finden“.
Das Bild des letzten fremden Soldaten, der Österreich verlässt, habe jedoch starke Gefühle der Befreiung geweckt. Auch wenn es eigentlich gar nicht das ist, was am 26. Oktober gefeiert wird. Gefeiert wird der Beschluss der immerwährenden Neutralität am 26. Oktober 1955. Die letzten alliierten Soldaten verließen das Land bereits am Tag davor.

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1  Kommentar
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eulenauge (19.448 Kommentare)
am 25.10.2011 06:39

"Am Nachmittag des 25. Oktober 1955 verließen die letzten alliierten Soldaten Österreich, ..."

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